Kleine Rache zwischendurch (German Edition)
Julias Mantel.« Gero blickte an die Decke und hob die Hände wie zum Vorwurf an den Himmel, warum er ihm nicht gleich gesagt hatte, wer diese Frau war. Es dauerte eine Weile, bis Gero sich wieder gefangen hatte. Selbstverständlich war das Frau Getti. Auf der Festplatte seines Computers schlummerte ja sogar ein Foto von ihr. Sie sah unvergleichlich aus in ihrem Hochzeitskleid. Er hatte sich das Bild erst vor Kurzem im Zusammenhang mit Großmann und dessen Verdacht gegen seinen ehemaligen Computerfachmann Krefeld angesehen. Wieso hatte er sie nicht gleich erkannt? Bisher wusste er von ihr nur, was ihre Neider verbreiteten: oberflächlich, naiv, verführerisch, teuer, sehr teuer, aber ansonsten untere Mittelklasse. Und nun sah er sich nicht nur einer eleganten Schönheit, sondern auch einer Frau mit Beobachtungsgabe, mit Verstand und Geschmack gegenüber. Er sagte etwas zu ihr, was etwa diese Gedanken ausdrücken sollte, aber Julia lächelte dazu, genau so wie Marion. Er schien nicht die richtigen Worte gefunden zu haben.
Die beiden Frauen analysierten sich gegenseitig blitzschnell. Sie versuchten herauszufinden, ob sie sich in der einen oder einer anderen Weise ähnlich seien, ob sie zusammen eine Boutique besuchen würden und vielleicht sogar miteinander arbeiten könnten. Julia sah sich in dem Raum kurz um. Sie fand die Kunstdruckbände mit Goldschrift, die in dem wuchtigen Schrank hinter Glastüren standen, prahlerisch und unpassend. Ein kurzer Blick zu Marion, und Julia wusste sich mit ihr einer Meinung.
Gero öffnete die Tür zu seinem Zimmer und ließ Julia eintreten. Marion fragte: »Kaffee oder Tee?« Julia überlegte kurz und entschied sich für Kaffee. Sie setzte sich und reichte Gero Hellbach ihre Visitenkarte, zwischen zwei gestreckten Fingern eingeklemmt: »Auf der Rückseite steht eine Nummer. Ich hätte gern gewusst, wer dieses Auto fährt.«
Die Nummer auf der Karte war das Kennzeichen des BMW, der vor Friedangers Werft geparkt hatte. Und diesen BMW fuhr ihr Bewacher. Sie wusste, keine Detektei würde die Detektive eines Konkurrenzunternehmens verraten. Es sei denn, ihr unterliefe ein Lapsus. Deshalb spielte Julia ihr Anliegen so weit herunter. Es sollte eine Frage sein, ohne große Bedeutung, dem Inhaber der angesehensten Detektei der Stadt und ihrer Umgebung eigentlich gar nicht angemessen, gerade mal eben so eine kleine Bitte an die Sekretärin.
Gero Hellbach rief Marion Bayer herein, gab ihr die Karte und sagte, sie solle doch einmal nachsehen, ob sich hinter dem Kennzeichen ein Leihwagen verbergen würde. Er hatte mit ihr vereinbart, es sollte sich immer um einen Leihwagen handeln, wenn er so fragte. Die meisten Klienten gaben sich dann mit der Auskunft zufrieden, denn wo immer etwas nicht mit rechten Dingen zuging, war ein Leihwagen im Spiel. Sollte jemand nachforschen und die Lüge durchschauen, konnte er sich immer noch mit einem Fehler im Polizeicomputer herausreden. Das schadete seinem Ruf überhaupt nicht, es machte ihn im Gegenteil noch geheimnisvoller, als Detektive ohnehin sind, denn wer konnte schon unbemerkt in Polizeicomputern schnüffeln?
Prompt kam Marion nach wenigen Minuten mit der Karte in der Hand herein und erklärte mit schief gehaltenem Kopf und unendlichem Bedauern um die Mundwinkel, es handle sich tatsächlich um einen Leihwagen. Gero bedauerte ebenfalls, leider keine bessere Auskunft geben zu können. Julia sah sich die Rückseite ihrer Visitenkarte an und rief dann: »Oh, verzeihen Sie bitte, ich hatte Ihnen die falsche Karte gegeben. Hier ist die Richtige.«
Gero verglich beide Karten. Die Nummern darauf stimmten überein, aber auf der Zweiten stand ein Name. Gero las ihn halblaut vor: »Detektei Abel & Partner.«
Gero legte die Karten auf den Tisch. Er blickte kurz zu Marion hin, dann war er mit Julia allein im Zimmer. Beide lehnten sich zurück und schlugen die Beine übereinander. Gero lächelte etwas gezwungen: »Also schön, Frau Getti. Ich sehe sie gut vorbereitet. Was also kann ich für Sie tun?«
»Mein Mann bezahlt Abel & Partner. Natürlich bar, versteht sich. Er will wissen, was ich so den ganzen Tag treibe.«
Gero nickte: »Ist nicht verboten.«
Julia ging darauf nicht ein: »Ihr Vater meinte, sie spionieren Ehefrauen im Auftrag eifersüchtiger Männer nicht hinterher.«
Gero nickte: »So ist es.«
»Also, dann helfen Sie mir! Nennen Sie mir den Namen des Mannes!«
Gero verzog sein Gesicht, als hätte eine Hornisse ihn gestochen.
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