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Kleine Rache zwischendurch (German Edition)

Kleine Rache zwischendurch (German Edition)

Titel: Kleine Rache zwischendurch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Fritz Müller
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schon gesagt? Junger Mann, höchstens so um die Vierzig. Er hat das Geschäft vor Kurzem von seinem Vater übernommen, aber das ist ja unwichtig. Also ein recht bekanntes Unternehmen, das seit langen am Markt ist und offenbar gepfefferte Honorarnoten verschickt.«
    Julia fixierte ihren Mann, der bei Rex< letzten Worten nicht aufblicken konnte, weil er unbedingt ein Stäubchen von seinem Anzug entfernen musste. Und Rex schielte zu Julia. Aber Julia musste nicht Zuflucht bei einem Stäubchen suchen. Sie reagierte überhaupt nicht. Nicht unbewusst zu reagieren, auch wenn das Herz stockte: Das hatte sie trainiert. Und das hier war viel zu harmlos, um sie zu einer spontanen Bewegung hinzureißen.
    Julia war sich nicht sicher, ob Rex beim Empfang zu Armins Geburtstag beobachtet hatte, wie Walter Hellbach auf sie zugekommen war. Rex hatte den Namen der Detektei jetzt nicht genannt, aber es konnte so viele ja nicht geben, die erst vor Kurzem vom Vater auf den Sohn übergegangen waren. Es war ein deutlicher Wink an sie, ein Wink, den Armin nicht verstehen konnte. Julia nahm sich vor, diese Detektei umgehend aufzusuchen und zu fragen, ob sie nicht trotz gewichtiger Aufträge doch ab und zu die Frauen eifersüchtiger Ehemänner beobachteten.
    »Ja«, nahm Rex seine Rede wieder auf, »er führt eine ziemlich große Detektei. Nach dem Essen stellte es sich heraus, er wollte vor mir nicht prahlen, er wollte etwas wissen. Er fragte mich, ob ich nicht schon mal etwas mit einem Spionagefall zu tun gehabt hätte.«
    »Na klar«, rief Armin dazwischen, »das war doch auf unserer Hochzeit. Erinnerst du dich, Julia? Du musst dich doch noch daran erinnern, das ist ja gerade mal ein Jahr her, oder hatte ich es dir gar nicht gesagt?«
    »Doch, doch, ich weiß.«
    Und zu Rex gewandt fragte sie: »Was wollte er denn wissen?«
    Rex versuchte, aus ihrer Frage und aus ihrem Blick eine Unsicherheit herauszulesen, aber Julia sah ihn an wie immer und ihre Stimme war auch kein bisschen verändert. Kein Lügendetektor hätte auch nur das geringste Vibrieren gehört.
    »Jemand hatte versucht, über das Internet in die Computer von Großmann & Sichel einzudringen und auf den Festplatten herumzusuchen.«
    »Und wo saß der Hacker?«, wollte Armin wissen. Die Mitteilung erregte seine Neugier sehr. »Das lässt sich doch feststellen, oder?«
    Rex nickte: »Das wissen die Hacker aber auch. Das wussten die früher als die Polizei. Darum versuchen sie es nie von ihren eigenen Rechnern aus. Ja, die Angriffe ließen sich bis zu verschiedenen Internetcafés zurückverfolgen.«
    »Das war also nichts«, nickte Armin enttäuscht. Für ihn schien die Sache sich sofort erledigt zu haben. Julia äußerte sich gar nicht, aber sie war neugierig, ob Rex noch mehr wusste. Doch was auch immer jetzt noch kommen sollte, sie war vorbereitet. Sie lehnte sich zurück und sah ganz entspannt aus. Rex beobachtete sie gewohnheitsmäßig aus den Augenwinkeln heraus. Bei seiner sonstigen >Kundschaft< fand er dabei immer verräterische Anzeichen. Da zuckte mal ein Muskel, bebten die Lippen oder es zitterten die Hände. Vor allem kleine Ganoven begingen immer den gleichen Fehler: Sie griffen zur Kaffeetasse, als wollten sie sich selbst davon überzeugen, wie ruhig sie ihre Hände halten konnten, und verrieten gerade dadurch mehr als deutlich ihre Nervosität. Julia fasste in solcher Lage gar nichts an.
    Rex berichtete nun auch noch von Großmanns Verdacht gegen Krefeld. Und es habe auch jemand das Büro des Chefs von Großmann & Sichel verwanzt. Julia überlegte, ob sie einen Vorstoß riskieren konnte. Sie wollte wissen, ob ihre Minispione in Großmanns Villa und der alte VW entdeckt worden waren. Sie sah, wie Armin gerade zu einer Frage ansetzte, deshalb kam sie ihm rasch zuvor: »Nur in seinem Büro?«
    Rex hob die rechte Hand zu einer Geste, die Zweifel ausdrückte. Dazu nickte er, ließ sich mit der Antwort aber reichlich Zeit. Der Tee war inzwischen etwas abgekühlt. Dann sagte er: »Ja, nur in seinem Büro. Anderswo haben wir nichts gefunden.«
    Hatte er nur in der Werft suchen lassen oder auch in der Villa? Das ging aus seiner Antwort nicht hervor. Er hatte wie das Delphische Orakel alles in der Schwebe gelassen. Das war Julia so ziemlich klar. Was wusste er noch? Ahnte er ihre Rolle bei den Attacken gegen Großmann? Warum hatte er die ganze Geschichte überhaupt erzählt? Wollte er sie warnen, zur Umkehr bewegen? Hieß das, sie sollte nur recht vorsichtig sein? Oder sollte

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