Kleine Schiffe
sie nicht beruhigt zu haben. Simon und Lilli besprechen etwas, das ich nicht verstehen kann, dann geht Simon ins Haus.
Pröllke beobachtet die Szene mit sichtlichem Widerwillen und schaut Simon mit unverschämter Neugier hinterher.
»Wir können die Grillerei natürlich etwas einschränken«, schlage ich beschwichtigend vor.
»Das will ich auch sehr hoffen. Schließlich ist das hier keine öffentliche Grillanlage.«
»Aber es ist doch erlaubt, im eigenen Garten zu grillen«, wende ich ein, denn allmählich reicht es mir. Pröllke verzieht seine Lippen zu einem fischigen Grinsen.
Aus meinem Schlafzimmerfenster ruft Simon: »Ich finde die Schnuller nicht!«
Lilli antwortet: »Nicht in Franzis Zimmer – in meinem Zimmer auf der Fensterbank!«
Pröllke hat die kurze Unterhaltung mit sichtlichem Interesse verfolgt. »Ihre Tochter wohnt also hier?« Er bohrt seine Hacken in den Boden und lehnt sich nach hinten. »Oder ist sie für länger zu Besuch?«
Ich entscheide mich für die Wahrheit. »Herr Dr.Pröllke, das dahinten ist nicht meine Tochter, sondern eine Freundin. Das hier ist meine Tochter.« Ich halte ihm Amélie hin.
Pröllke entgleisen die Gesichtszüge. Dann fasst er sich und schaut Amélie mit dem gezügelten Ekel eines Mannes an, der beim Verlassen seines Autos in Hundescheiße tritt.
»Ihre Tochter? Aber das ist ja … das ist …« Er sucht nach Worten. »Das ist ein Baby!«, sagt er schließlich.
Ich lächele ihn lieb an. »Und ein gesundes dazu! Sie heißt Amélie.«
Pröllke windet sich. Es ist ihm anzumerken, dass er sich von mir belogen und betrogen fühlt. »Sie haben mir nicht gesagt, dass Sie Kinder haben!«
Ich lächele weiterhin lieb. »Hatte ich auch nicht, als ich das Haus mietete!« Ich senke den Blick. »Amélie war nicht geplant, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
Pröllke versteht, aber es schmeckt ihm nicht. »Und der Vater Ihrer Tochter?«
Wieder entscheide ich mich für die Wahrheit. »Dr.Funk, Amélies Vater, arbeitet an einem Krankenhaus in Dänemark.«
Während Pröllke diese Nachricht noch verdaut und offensichtlich nicht weiß, wie er sie bewerten soll – das Dr. vor dem Funk beeindruckt ihn –, sehe ich David mit Oliver und drei anderen jungen Männern in den Hof kommen. Sie halten Bierflaschen in den Händen, und einer trägt ein Sixpack unter dem Arm.
»Lilli, Mutter meiner Kinder, wo bist du?«, lallt David beschwipst. Oliver versucht ihn zu beruhigen. »Klappe, Alter!« Aber Lilli kreischt auf: »David!« Sie rennt mit Lisa-Marie im Arm über den Rasen, drängelt sich an mir und Pröllke vorbei und wirft sich David in die Arme, soweit das mit dem Baby und der Bierflasche möglich ist. Lisa-Marie schreit wieder, und Amélie fällt natürlich sofort ein. Sie machen einen Höllenlärm.
Die Jungen drängeln sich an Pröllke vorbei.
Ich will den Tumult nutzen und wende mich zum Gehen. »Bitte entschuldigen Sie mich jetzt, das Kind muss ins Bett.«
Aber so leicht lässt mich Pröllke nicht vom Haken. »Einen Moment, Frau Funk!«, sagt er mit schneidender Stimme. »Ich erwarte von Ihnen umgehend eine vollständige Liste aller Bewohner dieses Hauses! Schließlich habe ich Ihnen kein alternatives Wohnprojekt genehmigt!« Er beugt sich so weit vor, wie es der Gartenzaun zwischen uns zulässt. »Ihnen ist hoffentlich klar, dass ich Sie jederzeit rauswerfen kann, oder?« Wieder wirft er den Kopf triumphierend in den Nacken. »Ich zitiere: Unterlässt es der Mieter von Wohnraum, vor der Gebrauchsüberlassung an einen Dritten die Erlaubnis des Vermieters einzuholen, so verletzt er seine mietvertraglichen Pflichten. Diese Pflichtverletzung kann ein berechtigtes Interesse des Vermieters an der Beendigung des Mietverhältnisses durch Kündigung gemäß Paragraph 564 b Absatz 2 Nummer 1 BGB begründen!« Seine Stimme überschlägt sich.
Die Babys hören schlagartig auf zu schreien. Alle im Garten starren zu Pröllke und mir herüber. Der wedelt mit dem ausgestreckten Zeigefinger vor meinem Gesicht. »Ich hoffe, Sie haben mich verstanden, Frau Funk! Wenn ich morgen nicht eine vollständige Liste erhalte und sich diese Zustände hier nicht schlagartig bessern – dann fliegen Sie raus!«
David und seine Freunde reagieren auf die Ankündigung mit belustigtem Gejohle und Gelächter.
Pröllke dreht sich noch einmal um. »Ich freue mich, zum Amüsement Ihrer Freunde beigetragen zu haben. Aber ich kann Ihnen versichern: Ich meine es ernst!« Er fixiert David direkt. »Und wenn
Weitere Kostenlose Bücher