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Kleine Schiffe

Kleine Schiffe

Titel: Kleine Schiffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silke Schuetze
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Philosophin und das Herz einer Löwin.
    Doch momentan ist von dieser Ausnahmefrau nur eins zu hören: ein gackerndes Lachen, flankiert von Gelächtersalven der alten Männer. Simon steckt seine Nase in meinen Nacken. Doch dann schlägt Amélies Geplapper in Gequengel um. Seufzend richte ich mich auf und gebe Simon einen bedauernden Kuss. »Bleib noch ein wenig liegen. Ich bring Amélie nach unten zu Lisa-Marie, und für dich mache ich einen Milchkaffee. Als Dank dafür, dass du mich nicht geweckt hast!«
    Simon schließt lächelnd die Augen und rollt sich in die Decke ein.
    Unten in der Küche werden wir mit großer Begeisterung begrüßt.
    »Hallo! Wen haben wir denn da!«, ruft Papa, und die Unvermeidlichen echoen gut gelaunt: »Hallohallo!« Dabei gilt ihr Augenmerk nur Amélie, die begeistert auf die Willkommensgrüße reagiert. Man bekommt wohl nie wieder so viel uneingeschränkte Aufmerksamkeit und Zuwendung wie als Baby. Und für den Rest unseres Lebens sehnen wir uns dann danach …
    Ich setze Amélie zu Lisa-Marie auf die bunte Decke, auf der diese sich mit Bauklötzen beschäftigt. Dort erspäht mein findiges Kind sofort einen alten Keks, den sie zufrieden in den Mund steckt. Manchmal krabbelt eins der Kinder auf den Schuh von einem der alten Herren, die konzentriert Skat spielen. Dann beugt er sich zu ihnen hinunter und streichelt ihre Köpfchen. Zwischen alten Menschen und kleinen Kindern existiert ein magisches Band. Sie verstehen einander ohne Worte, und sie freuen sich auf eine einzigartige Weise aneinander.
    Lilli betrachtet die Szene mit dem glücklichen Stolz einer Herbergsmutter, der es gelungen ist, eine Klasse mit vierundzwanzig rotznasigen Rabauken erfolgreich zum Tischdecken abzukommandieren. Wieder einmal wirkt sie durch diesen Blick viel älter, als sie ist.
    »Noch jemand Milchkaffee?«, frage ich und öffne den Kühlschrank. Lilli nickt. Aber die Männer wollen lieber einen echten deutschen Filterkaffee.
    »Den mach ich«, bietet sich Lilli an. Sie stellt die orangefarbene Kaffeekanne meiner Mutter auf die Küchenanrichte, findet den alten Melitta-Kaffeefilter aus Porzellan und gießt wenig später sorgfältig und langsam heißes Wasser hinein. Gleichzeitig fülle ich Milch in den Topf und setze ihn auf die Herdplatte.
    Lilli zwinkert Papa zu. »Ich habe etwas für euch besorgt.« Sie verschwindet in der kleinen Speisekammer neben der Spüle und holt triumphierend eine Palette mit Kaffeesahnedöschen vom Regal.
    »Ah! Lecker!« Die Herren sind erfreut. »Nicht diese aufgeschäumte Milchplörre!«, ruft Rudi. »Latta Mikano!«
    »Togo«, krächzt Helmut.
    Es klingelt an der Tür.
    Papa steht auf und setzt sich Amélie gekonnt auf die Hüfte. »Das ist bestimmt Sophie mit dem Holz.«
    Lilli dreht Elvis ein wenig lauter und singt mit: »Just tell her Jim said hello!«
    »Hat deine gute Laune einen Anlass?«, frage ich, während ich in der Besteckschublade wühle. »Hast du den Milchaufschäumer gesehen?«
    Lilli greift an mir vorbei und findet das Gerät sofort. Sie drückt es mir in die Hand und sagt: »Weißt du, ich habe mir was überlegt. Ich kann nicht ewig auf David warten. Ich muss nach vorne sehen.« Mit diesen Worten stellt sie den Männern die Kaffeebecher vor die Nase. Dann singt sie weiter im Duett mit Elvis: »I’d like to pour out my heart/But I don’t know where to start …«
    Als ob das nicht laut genug wäre, kommt es zwischen Rudi und Helmut zum Streit. Rudi meckert: »Wenn du Vorhand bist, dann musst du Trumpf spielen!« Worauf Helmut kontert: »Ja, aber ich hatte Pik lang.«
    Von oben schreit Simon: »Lilli, mach doch mal die Musik leiser! Franzi! Fraaan-zi! Ich …« Alles Weitere geht in einem Fluch unter, als er offensichtlich über etwas stolpert.
    Ich rufe zurück: »Was? Simon? Kaffee ist gleich fertig!«
    Lisa-Marie, die erschrocken zwischen Rudi und Helmut hin und her gesehen hat, verzieht weinerlich ihr Gesicht. Elvis, Lilli, die Streithähne, Simons Rufe, Lisa-Maries Gejaule – in dieser Sinfonie behauptet sich Papa mit einem Trompetensolo: »Franziska! Schau mal, wer da ist!«
    Ich drehe mich um und reiße vor Schreck fast den Milchtopf von der Platte.
    Andreas! Glatt rasiert, in einem eleganten dunklen Anzug.
    Obwohl ich gerade noch in Simons Armen so glücklich war und mich schön und geliebt fühlte, komme ich mir in meinem Unterhemdchen und der karierten Pyjamahose, barfuß und mit zerzausten Haaren, auf einmal hässlich und ungepflegt vor. Warum rast

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