Kleine Suenden zum Dessert
sie sagt, ich soll mir ihretwegen keine Gedanken machen, sondern mich ganz auf den Hausverkauf konzentrieren.«
»Ist das wahr?«
»Sie meint, ich sollte vielleicht ein bisschen mit dem Preis runtergehen.«
»Wie bitte?«, fragte Grace bestürzt.
»Ich weiß - das würde sich auf Ihre Provision auswirken.«
»Daran habe ich gar nicht gedacht.«
»Sandy sagt, dass wir nicht gerade viele Interessenten anlocken.«
»Wir haben August, Frank. Die Hälfte der Bevölkerung ist im Urlaub.«
»Sie meint, wenn wir den Preis um, sagen wir, zehn Prozent senken, ziehen wir damit eine ganz neue Käuferschicht an.« Für eine gesundheitlich angeschlagene Person war sie bemerkenswert auf Zack, dachte Grace bissig - aber zu ihrem Bedauern konnte sie nicht umhin, ihr Recht zu geben. Man stelle sich das vor: Eine Frau, die tausende von Meilen entfernt lebte, mit Frank nur per Computer kommunizierte und sein Haus nie gesehen hatte, könnte es für ihn verkaufen.
Grace war sich noch nie so bedeutungslos vorgekommen.
»Ich werde darüber nachdenken. Und Frank?«
»Ja?«
»Was Ihre Spioniererei betrifft - wenn Sie nichts sagen, sage ich auch nichts, okay?«
13
Am nächsten Tag kamen Nick und Charlie kichernd und mit glühenden Wangen aus der Stadt zurück.
»Habt ihr getrunken?«, erkundigte sich Grace misstrauisch. Das sollte schon vorgekommen sein nachmittags um zwei.
»Warum denkst du immer nur das Schlimmste von uns?«, beschwerte sich Nick.
»Ich kann es keine Minute länger für mich behalten«, platzte Charlie heraus. »Können wir es ihr nicht sagen, Nick?«
»Klar. Tu‘s.«
»Wir haben uns verlobt, Grace!«
»Verlobt?«
»Ja. Das heißt, dass wir heiraten werden«, erläuterte Nick. »Irgendwann in der Zukunft, weißt du - sobald wir unser Leben in den Griff kriegen.«
»Sobald wie möglich«, erklärte Charlie energisch. »Schau!« Sie streckte die linke Hand aus. Ein Ring mit einem winzigen Brillanten steckte daran. »Wir haben ihn gerade bei dem Juwelier in Hackettstown ausgesucht. Ist er nicht hinreißend?«
»Wunderschön«, bestätigte Grace. »Ich gratuliere euch!«
»Ich weiß, was du jetzt denkst«, sagte Charlie zu ihr. »Ich denke ...«
»Ich weiß, dass ich gesagt habe, ich würde einen Mann nicht mal mehr mit der Feuerzange anfassen. Dass sie ausnahmslos elende Mistkerle sind«, zitierte sie sich vergnügt. »Aber Nick ist anders.«
»Ja, das bin ich«, bekräftigte Nick nachdrücklich.
»Das erkannte ich sofort, als ich ihn sah. So habe ich noch nie für einen Mann empfunden, stimmt‘s, Schatz?«, sagte Charlie über ihre Schulter in Richtung der Tür, durch die Gavin hinter ihnen hereingekommen war.
»Abgesehen von Bob«, antwortete er.
»Okay, mag sein.«
»Und Tony.«
»O ja - Tony! Den hatte ich schon fast vergessen. Aber wir waren nur drei Wochen verlobt.«
»Und ihr beide kennt euch erst drei Wochen«, wagte Grace einen Vorstoß. Sie wollte die Stimmung nicht verderben, aber hier ging es um Nick! Ihren Bruder.
»Drei Wochen, zwei Tage, zwölf Stunden und siebenundvierzig Minuten«, präzisierte Charlie. »Ist das nicht phantastisch? Ich habe schon immer an die Liebe auf den ersten Blick geglaubt«, vertraute sie Grace an. »Jedenfalls möchten wir dich bei unserer Hochzeit als Brautjungfer haben stimmt‘s, Nick?«
Er nickte. »Unbedingt.«
»Vergiss nicht, dass du dich vorher von Didi scheiden lassen musst«, erinnerte Grace ihn. Jetzt klang sie wirklich gemein.
Charlie schaute sie spöttisch an. »So, wie du dich von Ewan scheiden lässt, ja?«
Touché. Grace spürte sich erröten. »Ich habe dieses Missverständnis doch aufgeklärt.«
»Wie auch immer. Nick hat sich schon mit seinem Anwalt in Verbindung gesetzt, stimmt‘s, Schatz? Und Gavin wird bei der Hochzeitszeremonie assistieren, stimmt‘s, Darling?«
»Stimmt«, bestätigte der Junge stolz.
»Meinst du, der Anzug, den wir für die Hochzeit mit Tom gekauft haben, passt mir noch?«
»Wir kaufen dir einen neuen«, erklärte Charlie. »Wir kaufen alles neu!«
»Aber wir dürfen unser Budget nicht aus den Augen verlieren«, wandte Nick ein.
Charlie bedachte ihn mit einem stahlharten Blick. »Es wird eine anständige, weiße Hochzeit werden, Nick, mit gedruckten Einladungen und einem Empfang im Hotel und Livemusik. Ich war sechsmal verlobt, und diesmal wird es durchgezogen. Ich werde zum ersten Mal in meinem Leben respektabel sein.«
»Ich auch«, sagte Gavin.
Charlie boxte ihn liebevoll unters Kinn und wandte
Weitere Kostenlose Bücher