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Kleine Suenden zum Dessert

Kleine Suenden zum Dessert

Titel: Kleine Suenden zum Dessert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clare Dowling
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Herd und Spüle. Grace empfand eine leichte Abneigung gegen ihn und seinesgleichen - Leute, denen es nichts ausmachte, sich wortlos mit anderen im selben Raum aufzuhalten. Leute wie sie wanden sich innerlich vor Verlegenheit in einer solchen Situation und fühlten sich schließlich regelrecht verpflichtet, etwas zu sagen. Irgendetwas. Sie sah sich mit siebzig in Zahnarzt-Wartezimmern und an sonstigen öffentlichen Orten manisch plappern, während die anderen sie mit mordlüsternen Blicken bedachten. Nun, heute würde sie einfach nicht plappern! Sie sah zu, wie er geschickt einen Speckstreifen wendete. Er hatte keine Ahnung, dass das gute Stück gestern Abend in ihrer Unterwäsche gesteckt hatte. Bei dem Gedanken musste sie kichern.
    Er schaute sich zu ihr um. »Was ist?«
    »Nichts«, antwortete sie heiter. »Und - was haben Sie heute vor?«
    Er zuckte mit den Schultern und lächelte sie strahlend an. Er lächelte häufig, dachte sie, wollte damit wohl eine unbeschwerte Natur dokumentieren, aber irgendwie kaufte sie ihm die nicht ganz ab. »Rumhängen. Vielleicht den Rasen der alten Lady mähen. Mrs Carr, meine ich. Sie haben doch gesagt, dass sie noch nicht richtig fit sein wird, wenn sie aus dem Krankenhaus kommt.«
    Grace war entsetzt. »Aber ...«
    »Und es muss auch was mit den lockeren Dielen im Wohnzimmer geschehen. Sie sind gefährlich, vor allem für jemanden, der nicht ganz sicher auf den Beinen ist.«
    »Aber ich dachte, Sie würden heute ausziehen.« Diesmal machte er ein ernstes Gesicht, als er mit den Schultern zuckte. »Ich habe schon überall angerufen. Nirgendwo ist etwas frei.«
    »Mrs Carr kommt am Freitag nach Hause. Das ist übermorgen«, konstatierte sie in drängendem Ton. »Bis dahin bin ich auf jeden Fall weg«, versprach er. »Adam ...«
    »Geben Sie mir noch eine Nacht! Kommen Sie - Sie werden mich doch nicht auf die Straße setzen, oder?« Er schenkte ihr einen so gewinnenden Blick, dass sie schauderte. Obwohl sie wusste, dass sie sich nicht erweichen lassen sollte - schließlich war es nicht einmal ihr Haus! -, ließ sie ein Anflug von Perversion und wahrscheinlich auch Verlangen murmeln: »Also schön - noch eine Nacht.«
    »Danke.«
    Erst jetzt fragte sie sich, wie sie Mrs Carr den frisch gemähten Rasen und die befestigten Fußbodenbretter erklären sollte. Sie könnte beides Frank in die Schuhe schieben, obwohl er nicht aussah, als ob er wüsste, mit welchem Ende des Hammers man zuschlug.
    Adam stellte zwei mit herrlich fettigem Essen beladene Teller auf den Tisch. Toast und Kaffee folgten auf dem Fuße. Es sah himmlisch aus. Sie hatte seit Jahren kein solches Frühstück gehabt, geschweige denn ein nicht selbst zubereitetes.
    »Essen Sie«, kommandierte er. »Sie müssen ein bisschen Fleisch auf die Knochen kriegen.«
    Wann hatte er sich mit ihrem Knochenbau beschäftigt bevor oder nachdem er sie nach ihrem Freund fragte?
    »Wie alt sind Sie?«, erkundigte sie sich.
    »Warum?«
    »Nur so.«
    »Was glauben Sie denn?«
    »Ich mag keine Ratespiele.«
    »Warum nicht?«
    »Darum nicht. Sie sind albern.«
    »Und Sie sind zu alt dafür, stimmt‘s?«
    »Wir reden hier nicht über mein Alter«, sagte sie und bedauerte, das Thema angeschnitten zu haben. »Nur einmal raten! Bitte!« Er machte Hundeaugen. Also gut. »Dreiundzwanzig«, sagte sie in scharfem Ton. »Falsch.«
    »Wissen Sie was? Es interessiert mich nicht mehr. Geben Sie mir bitte die Butter.«
    »Sie müssen mehr oder weniger sagen.«
    »Die Butter, bitte.«
    »Es ist weniger. Ich bin noch nicht dreiundzwanzig.«
    »Im Moment würde ich Sie auf drei schätzen.« Er lachte. »Ich bin zwanzig. Und Sie schätze ich auf... neununddreißig.«
    »Was?«
    »Mehr oder weniger?«
    »Weniger! Weniger-weniger-weniger!« Sie musste jetzt lächeln.
    »Ich habe doch nur einen Witz gemacht.« Er musterte sie aufmerksam, und sie wurde sich unangenehm ihres ungewaschenen und zweifellos speckschwartenglänzenden Gesichts bewusst. »Ich würde sagen, Sie sind dreiunddreißig. Vielleicht auch vierunddreißig.«
    »Treffer! Ich bin vierunddreißig«, sagte sie noch immer lächelnd, aber ein wenig enttäuscht, dass er sie nicht für jünger gehalten hatte. Dreißig, vielleicht. Mit selbstzufriedener Miene nahm er sich noch einen Toast. (Er mochte selbstsicher sein, aber an seiner Sensibilität müsste er noch ernsthaft arbeiten.) »Und was führt Sie nun wirklich nach Irland?«, fragte sie. Er schaute sie überrascht an, als müsse sie das eigentlich

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