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Kleine Suenden zum Dessert

Kleine Suenden zum Dessert

Titel: Kleine Suenden zum Dessert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clare Dowling
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Australien kommen Sie?«
    »Tasmanien.«
    Tasmanien? Grace versuchte einen Bezug herzustellen. Graf Dracula? Nein, der stammte aus Transsylvanien. Aber es war für irgendetwas berühmt, das wusste sie. »O ja - die Verbrecher!«, rief sie. Adam sah sie erschrocken an.
    »Hat man nicht im letzten Jahrhundert die Sträflinge dahin geschickt?«, fragte sie in gemäßigterer Lautstärke.
    »Das ist richtig.« Er lächelte liebenswürdig. »Hauptsächlich aus Irland. Sie haben das Problem exportiert - wie üblich.«
    Und sie hatte lediglich höfliche Konversation machen wollen! »Wenn Sie Irland so unangenehm finden - was wollen Sie dann hier?«
    »Ich bin gekommen, um meine Wurzeln zu finden«, antwortete er.
    Nicht noch einer! Irland lief ernsthaft Gefahr, von den Wurzeln der hundert Millionen Iren der dritten Generation auf dem Erdball stranguliert zu werden. »Das war ein Witz«, sagte er mit einem hinreißenden Lächeln. Er schien fünf Reihen perfekter, strahlend weißer Zähne im Mund zu haben. Sie bewunderte sie gerade, als er plötzlich fragte: »War das Ihr Freund?«
    »Wie bitte?«
    »Der Knabe, aus dessen Auto Sie eben gestiegen sind.«
    »Frank? O Gott, nein!«
    »Ich hielt ihn auch ein bisschen zu vierschrötig für Sie«, sagte Adam, und Grace fand diese Betrachtung merkwürdig irritierend.
    »Er ist... nur ein Nachbar.« Es wäre zu kompliziert gewesen, ihm den Sachverhalt auseinander zu setzen.
    »Er hat ein Teleskop auf dieses Haus gerichtet«, setzte er hinzu.
    »Was?«
    »Das Ding steht im ersten Stock hinter einem Netzstore, aber ich habe es trotzdem entdeckt. Ich dachte, Sie sollten Bescheid wissen.«
    »Er beobachtet Vögel«, erklärte Grace ihm. Adam trank einen Schluck Bier und erwiderte: »Wie es aussieht, beobachtet er mehr als Vögel. Wenn ich Sie wäre, würde ich im Bad undurchsichtige Vorhänge anbringen.« Es gefiel Grace nicht, wie dieser junge Bursche Frank von oben herab als Voyeur verurteilte. Und es gefiel ihr auch nicht, wie er sie als Objekt eines Spanners porträtierte, das sich im Bad hinter einem undurchsichtigen Vorhang verstecken sollte.
    »Ich werde über Ihren Vorschlag nachdenken«, sagte sie.
    »Jetzt habe ich Sie gekränkt.«
    »Wie könnten Sie mich kränken? Sie kennen mich doch gar nicht. Und Frank auch nicht.«
    »Würde ich aber gern.«
    »Wie bitte?«
    »Sie kennen.« Wieder schenkte er ihr sein hinreißendes Lächeln. »Frank allerdings nicht.« Er hob schwungvoll die Füße vom Tisch und wischte mit der Hand die Platte ab. »Trinken Sie ein Bier mit mir.«
    »Nein, danke.«
    »Trinken Sie keinen Alkohol?«, fragte er.
    »O doch, reichlich«, versicherte sie ihm, »aber nicht heute. Es ist spät und ich habe einen teuflischen Tag hinter mir und außerdem steht es nicht in meiner Job-Beschreibung, dass ich Logiergäste unterhalten muss.« Er sah nicht so gekränkt aus, wie sie gehofft hatte, und so fügte sie noch hinzu: »Und Sie sollten nicht mehr allzu lange hier draußen bleiben. Es kann nachts ganz schön frisch werden in Irland.«
    »Jawohl, Ma‘am.« Er tippte mit zwei Fingern militärisch grüßend an seine Stirn.
    Grace bedachte ihn über den Rasen hinweg mit einem kühlen Blick. »Sie scheinen sich ja köstlich über mich zu amüsieren.«
    »Aber nein. Es ist nur schon eine ganze Weile her, dass ich bemuttert wurde.«
    Sie war froh, dass sie ihm nicht bei Tageslicht gegenüberstand: So konnte er die flammende Röte nicht sehen, die ihr ins Gesicht schoss. Doch dann kam ihr die Erfahrung mit allen möglichen unangenehmen Situationen zu Hilfe, und sie lachte ihr professionelles Lachen - perlend und völlig emotionsfrei.
    »Ich bin nur um Ihr Wohl besorgt - als Gast von Mrs Carr.« Bevor er etwas erwidern konnte, gönnte sie sich ein extrafröhliches »Gute Nacht!« und ging auf dem holprigen Plattenweg zum Haus.
    Sie verstaute die Lebensmittel und stieg die Treppe hinauf, doch erst als sie in dem Adams gegenüberliegenden Zimmer in dem muffig riechenden Bett lag, wurde ihr bewusst, dass er nicht gesagt hatte, warum er wirklich nach Irland gekommen war. Und sie hatte zwar klargestellt, dass Frank nicht ihr Freund war, doch mit keinem Wort erwähnt, dass es einen Ehemann in ihrem Leben gab.

6
    In dieser Nacht träumte Grace, dass sie mit einem Schwarzen Liebe machte.
    Nein, »Liebe machen« war eine viel zu zahme Bezeichnung für den wilden, schmutzigen, köstlichen Sex. Er sah aus wie einer der Typen aus EastEnders, was sie ungeheuer erotisch fand, weil sie

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