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Kleine Suenden zum Dessert

Kleine Suenden zum Dessert

Titel: Kleine Suenden zum Dessert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clare Dowling
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wissen.
    »Full Blast.«
    »Full Blast?«
    »Das Musikfestival.«
    »Oh.« Es würde so eines wie in Gladstonebury, aber mit dem Schwerpunkt Rock. Nick war vor zwei Jahren dort gewesen und fast eine Woche nicht mehr gesehen worden. »Es findet ganz in der Nähe statt, nicht wahr?«, sagte sie.
    »Vier Meilen von hier«, bestätigte Adam, und Grace fragte sich, ob Frank davon wusste. Er musste es wissen. Das Festival fand schon das fünfte oder sechste Jahr statt. Letzten Sommer hatten Zehntausende mit Zelten und Wohnwagen die Gegend in Besitz genommen.
    »Dann sind Sie also ein Musikfan.« Sie gab sich redlich Mühe, nicht wie eine altjüngferliche Tante zu klingen, aber aus irgendeinem Grund brachte er sie dazu, sich viel älter zu gebärden, als sie war. Vielleicht hatte ihre Psyche da einen Verteidigungsmechanismus in Gang gesetzt - schließlich war er ziemlich attraktiv, wenn man Machogehabe mochte. Und sie war eine Frau, deren Mann und Kinder verreist waren ...
    Ihre Gedanken amüsierten sie. Als ob sie jemals die Nerven für so was hätte! (Vor Jahren hatte sie auf der Weihnachtsfeier der Firma einer der Seniorpartner angemacht. Er war mindestens sechzig, und er war betrunken gewesen und hatte die Hand auf ihren Arm gelegt und gesagt, sie sei entzückend. Natürlich hatte sie sich später bei den Mädchen über ihn lustig gemacht, und sie hatten sich totgelacht, aber das Wort »entzückend« blieb ihr im Gedächtnis. Es war ein außergewöhnliches Wort, nicht so etwas Alltägliches wie »klasse« oder »sexy«, und es war seit Jahren das Schmeichelhafteste, was ein Mann zu ihr gesagt hatte - und sie beschwor es jedes Mal herauf, wenn Ewan und sie Krach hatten.)
    »... nicht, dass ich besonders scharf auf diese Musik wäre, aber ich kann sie ertragen«, endete Adam. »Wie ist es mit Ihnen?«
    Wie sollte was mit ihr sein? »Tut mir Leid - das habe ich nicht verstanden«, hoffte sie ihre Unaufmerksamkeit verschleiern zu können.
    »Ist nicht wichtig.« Es missfiel ihm sichtlich, dass sie nicht an seinen Lippen gehangen hatte. Nun sieh sich das einer an! Er war tatsächlich beleidigt!
    Grace wagte nicht zu lächeln. Offenbar kam es nicht oft vor, dass jemand diesen Jungen - Mann? - ignorierte. Vor allem keine Frau.
    Er beendete sein Frühstück schnell und schweigend und stand dann auf. »Wissen Sie, wo sie den Rasenmäher hat?«
    »Sie könnten es im Schuppen versuchen.«
    »Richtig.«
    Steifbeinig und mit sehr geraden Schultern verschwand er nach draußen. Grace kaute genüsslich auf einem Streifen Frühstücksspeck herum. Schmeckte er so besonders köstlich, weil er geklaut war?
    Julia wurde von lautem Schnarchen geweckt. Sie warf einen giftigen Blick zu der alten Schachtel Ivy aus Cork hinüber, die gestern Abend alle mit Geschichten aus ihrer Jugend zu Tode gelangweilt hatte. Als wäre keine von ihnen jemals jung gewesen! Sie redeten nur nicht ständig darüber. »Julia? Sind Sie okay?«
    In diesem Laden musste man nur blinzeln, und schon kam eine Schwester angestürzt. So viel zu den Einsparungen im Gesundheitswesen.
    »Ja, ja. Ich gehe nur mal auf die Toilette, wenn ich darf.«
    »Ich hole Ihnen eine Bettpfanne.«
    »Ich will keine Bettpfanne.«
    »Aber, aber.« Die Schwester schnalzte mit der Zunge, wie sie das irritierenderweise alle taten, als hätten sie es mit zu groß geratenen Fünfjährigen zu tun. »Sie sind frisch operiert, Julia, und Sie sollen überhaupt nicht aufstehen.« Jetzt war Diplomatie gefragt. Also lächelte Julia mit einem sorgfältig dosierten Schuss Verzweiflung und legte vertraulich die Hand auf den Arm der Schwester. »Ich weiß, aber es ist mir zu peinlich, eine Bettpfanne zu benutzen. Wenn Sie mich bis zur Toilette stützen könnten ... das wäre ganz reizend von Ihnen ...«
    »Sie werden Krücken brauchen«, gab die Schwester nach, holte sie ihr, griff jedoch zusätzlich in Julias Achselhöhle und trug sie mehr oder weniger zur Toilette. Dort angekommen, riss die Schwester Julias Nachthemd hoch - »Hinsetzen!« -, drückte sie auf den Toilettensitz - »Bequem?« gab ihr einen Haufen Toilettenpapier in die Hand - »Da!« und schärfte ihr ein zu klingeln, sobald sie fertig wäre. »Natürlich«, sagte Julia mit dem kläglichen Rest Würde, der ihr geblieben war.
    »Ach ja«, fiel der Schwester ein, »es sind Blumen für Sie gekommen. Von einer Grace.«
    Grace? Julia forschte in ihrem Gedächtnis. Sie kannte keine Grace. Konnte es jemand aus JJs Familie sein? Die kamen immer unter

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