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Kleine Suenden zum Dessert

Kleine Suenden zum Dessert

Titel: Kleine Suenden zum Dessert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clare Dowling
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er zuckte zurück. »Beruhige dich, Charlie.« Doch sie fuhr fort, als hätte er gar nichts gesagt. »Und ich hätte immer so weitergemacht. Nie den Mut aufgebracht, mich auf eigene Füße zu stellen, nie meine Lektion gelernt - wenn ich heute nicht eine Frau wie Grace kennen gelernt hätte.«
    »Wie bitte?«, fragte Grace verdattert. Charlie schaute sie tiefbewegt an. »Eine Frau, die sich gerade von ihrem Mann getrennt hat. Eine Frau, deren Kinder weit weg in Florida sind!«
    »Das stimmt nicht ganz ...«
    »Eine Frau, die heute früh am liebsten weinend im Bett geblieben wäre, aber aufgestanden ist, um uns diesen Bunker hier zu zeigen.«
    »Wenn ich vielleicht ein, zwei Punkte klarstellen dürfte...«
    »Sieh dir diese Frau an!«, befahl Charlie ihrem Tom, und er gehorchte. »Eine Frau, die uns diesen Bunker eigentlich schmackhaft machen sollte. Aber das hat sie nicht getan! Und dabei würde sie die Provision dringend brauchen, denn sie lebt in Scheidung und kann sich offenbar nicht einmal etwas Anständiges zum Anziehen leisten.« Aller Augen richteten sich auf Mrs Carrs rotes Kleid und die abgestoßenen Laufschuhe, die darunter hervor spitzten. »Sucht sie händeringend einen Mann, der sich um sie kümmert? Nein!« Tränen der Bewunderung glänzten in Charlies Augen. »Sie steht ihre Frau, allein und sich selbst treu. Das habe ich nie getan. Sie ist ein leuchtendes Beispiel für uns alle!«
    Es fehlte nur ein Tusch, um diese Lobeshymne würdig zu beenden. Alle sahen sie erwartungsvoll an, und Grace überlegte, ob sie eine kleine Rede halten sollte. Oder vielleicht ein Rad schlagen oder so was. Schließlich räusperte sie sich und fragte: »Möchte jemand die elektrische Wäschemangel sehen?«
    Tom schaute Charlie flehend an. »Wollen wir?«
    »Nein!«
    »Du liebst doch elektrische Wäschemangeln.«
    »Es ist vorbei, Tom. Nimm deinen Ring und geh nach Birmingham zurück.«
    Er rang in stiller Verzweiflung die Hände, als sie den protzigen Verlobungsring vom Finger drehte und ihm hinhielt. »Adieu.«
    »Charlie ...«
    »Hau ab!«
    Er schien einzusehen, dass jedes weitere Wort vergebens wäre, zog die Autoschlüssel aus der Tasche und ging mit hängenden Schultern zur Tür hinaus. Einen Moment lang standen die Zurückbleibenden wie erstarrt. Wie zur Unterstreichung der Atmosphäre war plötzlich das Ticken einer Uhr zu hören.
    »Wow!«, stieß Charlie schließlich hervor. »Komm her, Schätzchen.«
    Sie breitete die Arme aus, und Gavin begab sich gehorsam hinein. Die Szene schien ihn nicht im Mindesten verstört zu haben. Vielleicht waren ihm derartige Auftritte nicht fremd.
    »Es tut mir sehr Leid«, sagte Grace zerknirscht. Sie fühlte sich verantwortlich für die Trennung und entsprechend entsetzlich.
    »Das muss es nicht«, beruhigte Charlie sie. »In letzter Zeit hat es oft gekracht zwischen uns. Und welche Konsequenz zog ich daraus? Ich stimmte zu, ihn zu heiraten. War das nicht einfach genial?« Sie fing an zu schluchzen, weinte schwarze Maskaratränen auf Gavins Haare. »Sei mir nicht böse, Schätzchen. Bitte sei mir nicht böse.«
    »Bin ich nicht. Ich mochte ihn sowieso nicht«, erwiderte Gavin ungerührt. »Oder einen von den anderen«, setzte er hinzu.
    Charlie hob den Kopf und betupfte die geröteten Augen. Mit einem Papiertaschentuch. »Haben Sie vielleicht die Nummer von einer Taxizentrale?«, fragte sie Grace. »Ich glaube, um drei fährt ein Zug nach Dublin. Vielleicht können wir unsere Tickets für den Rückflug nach Birmingham in Zahlung geben.«
    »Ich kann Sie zum Bahnhof fahren«, erbot sich Grace in dem Bemühen, etwas wieder gutzumachen.
    »Danke - das wäre großartig.« Charlie lächelte sie tränenfeucht an. »Ich dachte, Tom wäre mein Retter, wissen Sie. Endlich konnte ich aufhören, in billigen Klubs zu schuften. Endlich musste ich nicht mehr die Hälfte meines Verdienstes dem miesen Kerl in den Rachen werfen, dem der Schuppen gehörte. Ich dachte, ich hätte es geschafft, jetzt würde mich kein Mann mehr ausnutzen. Aber Tom war genauso er hat es mir nur anders verkauft.«
    »Was werden Sie jetzt tun?«, fragte Grace. »In den Klub zurückgehen?«
    Charlie warf ihre blonde Mähne nach hinten. »Auf gar keinen Fall! Mit der Szene bin ich durch. Warum sollen die Typen hinter den Kulissen Geld scheffeln, während wir uns vorne von irgendeinem fetten Schwein begrapschen lassen?«
    Grace fragte sich, ob all das für Gavins Ohren geeignet war, doch Charlie hatte offenbar keine derartigen

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