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Kleine Suenden zum Dessert

Kleine Suenden zum Dessert

Titel: Kleine Suenden zum Dessert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clare Dowling
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Bedenken. »Nein - ich werde einen richtigen Beruf ergreifen. Wenn Sie das konnten, Grace, dann kann ich das auch.« Grace fand diese Schlussfolgerung zwar gewagt, doch sie sagte nichts, denn Charlie hatte wieder zu weinen begonnen.
    »Ich habe ihn wirklich geliebt! Verdammter Mist!« In diesem Zustand konnte Grace sie nicht in den Zug setzen. »Was halten Sie davon, wenn wir alle zusammen eine Tasse Tee trinken?«
    »Ich bin sicher, Sie haben anderes zu tun«, protestierte Charlie.
    Nun ja, das stimmte - aber wie könnte sie ein romantisches Intermezzo mit Adam genießen, während eine Frau vor den Augen ihres Sohnes verzweifelt schluchzte? Noch dazu, wo sie zu dem Desaster beigetragen hatte? Da müsste sie schon ein Herz aus Stein haben! (Außerdem dauerte es ja keine Ewigkeit, eine Tasse Tee zu trinken.) »Das kann warten«, erwiderte sie. »Kommen Sie mit.«

10
    Als sie den Gartenweg zu Mrs Carrs Haus hinaufgingen, saß Nick auf der Türschwelle. »Gracie!« Misstrauen brandete in ihr auf. Er nannte sie nur »Gracie«, wenn er sich etwas borgen oder eine Anleihe bei ihr aufnehmen wollte.
    »Ich habe kein Geld bei mir, Nick«, sagte sie.
    Er warf verlegen einen Blick zu Charlie und Gavin. »Ich wollte dich um keines bitten.«
    Jetzt packte sie Angst. »Nick - hast du etwas angestellt? Ist das Haus abgebrannt oder so was?«
    »Wie kommst du denn darauf?«, empörte er sich. »Du hast dich seit ein paar Tagen nicht blicken lassen, und ich wollte mich nur vergewissern, dass du okay bist.«
    Sie hätte ihm gern geglaubt, aber diese Version konnte unmöglich der Wahrheit entsprechen. Es mochte sein, dass er irgendwann vorgehabt hatte, nach ihr zu sehen, doch er hätte sich nie dazu aufgerafft, wenn ihn nicht etwas dazu getrieben hätte. Etwas mehr Nickbezogenes.
    Neben ihr zischte Charlie: »Ist er das? Ihr Mann?«
    »Nein, nein.«
    »Ihr Mann ist in Florida«, erklärte Nick.
    »Ja. Ist das nicht ein Jammer?«, seufzte Charlie. Nick schaute sie verdutzt an.
    »Ich habe ihr gesagt, sie soll versuchen, die Sache freundschaftlich zu regeln«, erläuterte Charlie Nick. »Aber das fällt schwer, wenn einer so ein richtiger Mistkerl ist.«
    »Was ...«, begann Nick.
    »Wenn man ihm am liebsten ein langes Messer in den Bauch rammen und es darin umdrehen möchte, bis er quiekt wie ein Schwein«, fuhr Charlie fort. »Oder ihm mit bloßen Händen seine Kronjuwelen abreißen und in einen Bottich mit Säure schmeißen!«
    Nick fuhr entsetzt zurück. Charlie brach wieder in Tränen aus.
    Graces Hoffnungen auf ein Abschiedstreffen mit Adam verflüchtigten sich zusehends, und so sagte sie zu Nick: »Wie du siehst, geht es mir gut. Es ging mir nie besser! Und ich komme heute Nachmittag nach Hause. Also ...« Wie sollte sie das höflich formulieren? »...kannst du in aller Ruhe zu deinen Computerlehrbüchern zurückkehren. Wie geht es denn voran?«
    Er scharrte unbehaglich mit den Füßen. »Kriege ich nicht mal eine Tasse Tee?«
    »Nein.«
    »Nein?«
    »Nein. Ich kann das nicht machen. Es ist doch nicht mein Haus.«
    »Oh, das hätten Sie sagen sollen!«, mischte Charlie sich ein. »Dann werden wir auch nicht bleiben.«
    »Sie sind zum Tee eingeladen?« Nick schaute Charlie tief gekränkt an.
    Grace hob gottergeben die Hände. »Okay, okay! Tee für alle. Warum nicht?«
    Sie ging voran ins Haus, und dann saßen die drei Besucher schweigend am Küchentisch und betrachteten die an der Wand aufgereihten Porzellanenten, während Grace in großen Bechern Tee servierte und eine abgelaufene Cokebüchse für Gavin fand. »Ach. das tut gut«, seufzte Charlie.
    »Sie sagen es«, pflichtete Nick ihr bei. »Ich habe seit zwei Tagen keinen Tee getrunken.«
    Grace schaute ihn an. »Warum denn nicht?«
    Wieder scharrte er mit den Füßen. »Ach, ich wollte einfach kürzer treten, weniger Koffein, du weißt schon ...«
    »Nick!«
    »Okay! Es gibt da ein ... ein Problem mit dem Strom.«
    »O Gott!«
    »Es war nicht meine Schuld! Er war plötzlich weg! Und die Leute vom E-Werk wollten gleich kommen, aber sie waren noch immer nicht da.«
    »Na großartig!« Jetzt käme sie also in ein Haus ohne Strom zurück.
    Charlie holte eine Schachtel Silk Cut aus ihrer Handtasche, die extralangen. »Möchten Sie?«, fragte sie Nick.
    »Ich sollte eigentlich nicht«, erwiderte er und nahm eine. »Ich bin nämlich Sänger, wissen Sie. Na ja - ich war es.«
    Wie immer tat das seine Wirkung. Grace gab alle Hoffnung auf, die Gesellschaft loszuwerden, als sie den Blick

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