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Kleine Suenden zum Dessert

Kleine Suenden zum Dessert

Titel: Kleine Suenden zum Dessert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clare Dowling
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der Geisterbahn saß oder in einem Big Dipper, ohne die geringste Ahnung, dass seine Frau ihn soeben abgeschafft hatte. Vielleicht dichtete er sogar in diesem Moment eine neue Liebes-SMS für sie. Himmel noch mal! Sie musste dieser Lügerei ein Ende machen! Auf der Stelle!
    Doch Charlie tätschelte wieder ihren Arm. »Das ist lobenswert. Und es wird alles gut, glauben Sie mir. Sobald Sie ihn endgültig los sind, werden Sie ein neuer Mensch! Mir ging das nach jeder meiner fünf Scheidungen so.«
    Grace war plötzlich eine getrennt lebende, zweifache Mutter, deren Scheidung bevorstand. Aber sie würde Charlie schließlich nie wiedersehen, versuchte sie ihr Gewissen zu beruhigen - und sie tat ja nur so, als ob. Wie in ihren Tagträumen.
    Nachdem sie sich das klar gemacht hatte, fühlte sie sich besser. Und sie stellte fest, dass es sogar eine belebende Wirkung hatte, sich mit einem Lidschlag von der gesamten Familie loszusagen. Keine Gemecker mehr! Keine endlosen Listen! Niemand würde mehr für selbstverständlich halten, dass sie sich aufarbeitete - und das Bad würde morgens ihr allein gehören. Außer, wenn sie die Jungs die Woche über hätte, natürlich.
    Ihre Phantasie ging mit ihr durch. Aber irgendwie machte die kleine Lüge den Tag noch sonniger und sie mutiger. Nach elf Jahren war sie plötzlich frei.
    »Fangen wir mit der Besichtigung an!«, rief sie fröhlich, wobei sie einen Ersatzschlüsselbund herausholte und mit großen Schritten auf Franks Haustür zustrebte.
    Charlie, Tom und Gavin folgten ihr mit leicht verwunderten Mienen. »Ich muss nur schnell die Alarmanlage ausschalten«, erklärte sie. »Was nicht heißen soll, dass in diesem Viertel oft eingebrochen wird.«
    Und dann war sie ganz in ihrem Element, plauderte verbindlich mit den potenziellen Kunden. Waren Charlie und Gavin früher schon in Irland gewesen? Ja, aber nur in Dublin, und damals hatte es geregnet. Und wie gefiel ihnen Hackettstown bis jetzt? Nicht besonders, nach dem Blick zu urteilen, den sie tauschten.
    »Es ist sehr lieb von Ihnen, dass Sie es so kurzfristig möglich gemacht haben, uns das Haus zu zeigen«, sagte Charlie zu Grace.
    »Das ist ihr Job, Charlie.« Tom lächelte Grace an, um seinen Worten die Spitze zu nehmen.
    »Das weiß ich, Schätzchen - aber ich bedanke mich trotzdem. Vergiss nicht, dass ich es gewohnt bin.«
    Tom warf Grace verlegen einen Blick zu. »Nun, das liegt doch alles hinter dir«, sagte er.
    »Ich weiß.« Charlie seufzte nachdenklich. »Ich bin Tänzerin, wissen Sie«, erklärte sie Grace.
    »Ach ja?«
    »Ich weiß nicht, ob man das als Tanzen bezeichnen kann«, murmelte Tom.
    »Ich habe getanzt. Ich habe trainiert und alles«, erwiderte Charlie gekränkt. Dann wandte sie sich wieder Grace zu. »Sein Dad hat nichts übrig dafür.«
    »Ich dachte, wir hätten uns darauf geeinigt, ihm nichts davon zu erzählen«, fuhr Tom in anklagendem Ton auf.
    »Ich habe keinen Grund, mich zu schämen, Tom Daly.« Charlie schlug spielerisch nach ihm, aber Grace glaubte zu sehen, dass das Gesicht unter der dicken Make-up-Schicht dunkler geworden war. Sie hoffte, es würde nicht in einen Krach ausarten. Das passierte manchmal. Sie schob die drei durch die Eingangstür. Frank hatte vergessen, Licht zu machen, und das Haus wirkte düster und abschreckend.
    »Da sind wir!«, rief sie munter, um die Atmosphäre zu kompensieren. »Die Diele ist sehr groß für ein Haus dieses Typs. Ich bin sicher, dass Sie mir da zustimmen werden.« Sie umfasste den Raum mit einer oft geübten, großen Geste und lenkte die Blicke von dem schlammfarbenen Teppichboden zu der schönen, hohen Decke hinauf. »Sie können diesen Raum auf die verschiedensten Weisen nutzen. Vielleicht stellen Sie Grünpflanzen auf oder richten eine Telefonzentrale ein oder streichen ihn einfach nur in einer hellen Farbe und beschränken sich auf das Mindeste. Die letzte Variante hat den Vorteil. kaum etwas zu kosten.« Es dauerte einen Moment, doch dann belohnte Tom ihren Scherz mit einem kleinen Lachen.
    »Das Mindeste«, erklärte er Charlie. »So gut wie nichts.«
    »Ich habe das schon verstanden«, erwiderte sie spitz. »Ich bin doch nicht blöd.«
    »Wie gefällt es dir hier, Gavin?«, wandte Grace sich an den Sohn.
    »Es ist dunkel«, sagte er.
    »Das stimmt«, pflichtete Charlie ihm bei.
    »Wir werden die Wände mit einer hellen Farbe streichen, wie sie gesagt hat«, warf Tom mit einer Kopfbewegung in Graces Richtung ein.
    »Mein Name ist Grace«, sagte sie

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