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Kleine Suenden zum Dessert

Kleine Suenden zum Dessert

Titel: Kleine Suenden zum Dessert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clare Dowling
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von Charlie und Gavin sah. Niemand hatte Grace jemals so angeschaut. Außer Adam.
    »Ich wusste es!«, rief Charlie. »Nicht, dass Sie Sänger sind aber ich kannte Ihr Gesicht!«
    Nick beugte sich vor. »Tatsächlich?«
    »Als ich Sie sah, dachte ich mir gleich, das ist ein Prominenter!«
    »Sie kennt alle Prominenten aus den Zeitschriften«, erklärte Gavin stolz. »Einmal hat sie an einer Tankstelle Adam Ant erkannt - stimmt‘s Mum? Sogar ohne Make-up.«
    »So prominent bin ich nicht«, gestand Nick, setzte jedoch eilends hinzu: »Zumindest nicht in England. Obwohl wir in den Neunzigern da drüben ziemlich bekannt waren. 1991, um genau zu sein. Wann kam ›Dead Dingos‹ in die Charts, Grace?«
    »In der ersten Septemberwoche.« Sie musste sich sehr beherrschen, um nicht anzumerken, dass die Scheibe in der zweiten Septemberwoche bereits wieder rausgeflogen war.
    »Ich glaube nicht, dass ich den Song kenne ...«, sagte Charlie nachdenklich.
    »Er war eine Auskoppelung von unserem Album Hell and Back. Im Stil der Stones. Aber echter, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    Der Trick funktionierte. Mit der Erwähnung der Stones schaffte er es, jeglichen Zweifel an seinem Status als Rocklegende zu zerstreuen.
    »Kennen Sie Mick Jagger?«, erkundigte sich Gavin aufgeregt.
    »Nicht näher«, antwortete Nick in wundervoll gespielter Bescheidenheit. »Aber ich habe ihn mal auf einer Party getroffen. Er ist ein netter Bursche. Ganz normal.«
    »Charlie hat das Haus nicht gefallen«, sagte Grace laut. »Franks Haus, meine ich.« Vielleicht würde Charlie Nick ja daraufhin von Ihrer, Graces, Tapferkeit erzählen und davon. dass sie ein leuchtendes Beispiel für die Frauen dieser Welt darstellte. Vielleicht würde Adam ja gerade rechtzeitig hereinkommen, um es zu hören.
    »Oh, bitte reden wir nicht mehr davon!« Charlie stieß ein kleines I›achen aus und wandte sich wieder Nick zu. »Sind Sie je im Wembley aufgetreten?«
    Grace, die mit ihrem Teebecher am Spülbecken lehnte, spürte sich blass werden. Sogar das Seidenkleid schien seinen Schimmer zu verlieren. Sie fühlte sich in ihre Teenagerzeit zurückversetzt, als sie im Hintergrund herumlungerte, während Nick mit seinen Freunden probte und sie nur wegen der Einstellung der Bässe ansprach oder auf die Möglichkeit einer kleinen Erfrischung. Nick lehnte sich zurück und zog nachdenklich an seiner Zigarette. »Im Wembley? Lassen Sie mich nachdenken...«
    »Ihr seid nie im Wembley aufgetreten«, sagte Grace laut und deutlich. »Du bist überhaupt noch nie im Wembley gewesen. Und Mick Jagger hatte die Party schon verlassen, als du ankamst.«
    Sie stieß sich vom Spülbecken ab und hörte im Hinausgehen, wie Nick seine Ehre zu retten versuchte, indem er behauptete, dass er Mick auf einer anderen Party getroffen hatte, dass es schwierig sei, die ganzen Feten auseinander zu halten.
    Grace stieg in den ersten Stock hinauf, zog ihr Bett ab, faltete die Decken ordentlich zusammen und legte sie in den Schrank. Dann hängte sie Mrs Carrs Seidenkleid weg und zog wieder ihr sportliches Outfit an, das inzwischen auf der Leine getrocknet war. Im Bad machte sie die Hände nass und strich damit über ihre Haare. Im Schränkchen fand sie Puder und überdeckte damit den Glanz auf ihrer Nase. Als sie damit fertig war, war ihr Ausnahmezustand ihr nicht mehr anzusehen. Eine adrette, langweilige Frau schaute ihr aus dem Spiegel entgegen. Eine Allerweltsperson.
    »Wem versuchst du etwas vorzumachen?«, fragte sie ihr Spiegelbild. Sie war eine vierunddreißigjährige Mutter mit ersten Fältchen und einem Job bei einem Immobilienmakler. Sie konnte natürlich barfuß in einem verschlafenen Städtchen auf dem Land herumlaufen und so tun, als sei sie eine CIA-Agentin ohne irgendeine Bindung, doch am Ende musste sie in ihr sorgfältig aufgebautes Leben zurückkehren, ein Leben, in dem es viele Menschen gab, die Verpflichtungen bedingten, und in das sie viele Emotionen gesteckt hatte, und daraus auszubrechen würde nur zu Kummer führen. Und außerdem hatte sie nichts Besseres in Aussicht.
    Als sie mit den benutzten Handtüchern aus dem Bad kam sie würde noch eine Maschine laufen lassen müssen -, stand Adam vor ihr.
    »In der Küche sitzen fremde Leute«, beschwerte er sich.
    »Ja.«
    »Sie lachen und rauchen und trinken Bier.«
    »Ich habe ihnen kein Bier gegeben.« Das musste Nick irgendwo gefunden haben. Er war in dieser Beziehung der reinste Spürhund.
    Adam musterte sie von oben bis unten.

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