Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kleine Suenden zum Dessert

Kleine Suenden zum Dessert

Titel: Kleine Suenden zum Dessert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clare Dowling
Vom Netzwerk:
könnte sie ihm ja ein paar Tipps geben. Immerhin hatte sie bereits Diebstahlserfahrung.
    Er stieß ein bellendes Lachen aus. »Kapitalistin bis ins Mark, was?«
    »Ach, halt den Mund.« Sie wandte sich zum Gehen.
    »Grace! Warte!« Er schien überrascht von ihrer Reaktion. »Es tut mir Leid, okay?«
    Sie drehte sich zu ihm um. »Es tut dir überhaupt nicht Leid. Immer stellst du mich als bedeutungslosen Menschen hin, der ein bedeutungsloses Leben führt!« Der Gipfel der Beleidigung war, sie in sein Zimmer mitzunehmen und, anstatt über sie herzufallen, sich in aller Ruhe eine Zigarette zu drehen!
    »Ich habe nie gesagt, dass du bedeutungslos seist«, protestierte er.
    »Dann eben selbstsüchtig. Gierig. Nur weil ich nicht das Studium geschmissen habe, um meinen Zorn über die Missstände zu dokumentieren, und nicht bei jeder Gelegenheit gegen das System aufbegehre. Nur weil ich nicht mit einer Trendfrisur herumlaufe und mich über Leute mokiere, die Häuser verkaufen!«
    »Du verkaufst Häuser?« Er schaute sie an, als hätte sie ihm gerade eröffnet, dass sie auf Schulhöfen Crack an Kinder verhökerte.
    »Ja!«, bestätigte sie mit hoch erhobenem Kopf und fester Stimme. »Hunderte! Tausende! Was hast du denn gedacht? Dass ich einen reichen Mann habe, der zu Hause sitzt und mich finanziert, während ich mir in Frühstückspensionen die Zeit vertreibe?« Offensichtlich hatte er genau das angenommen. »Wie jeder andere Mensch auf dieser Welt - na ja, abgesehen von dir - habe ich einen Job. Ich verdiene Geld. Wovon das meiste natürlich für die Renten anderer Leute draufgeht. Und für Arbeitslosenunterstützung und Krankenhausbetten für alte Frauen mit Fußverletzungen.«
    »Es war deine Entscheidung, Grace.«
    War es das? Ja, wahrscheinlich. Jedenfalls gab es niemand anderen, den sie dafür verantwortlich machen konnte.
    »Entschuldige, dass ich nicht für meine Prinzipien lebe, Adam. Ich kann es mir einfach nicht leisten.«
    »Meinst du, ich kann das?«, fuhr er sie an. »Ach, geh nach Hause, Grace.«
    »Was?«
    »Steig in deine Angeberkutsche da draußen und geh in dein Steuerzahlerleben zurück. Da wolltest du doch sowieso grade hin, als ich reinkam und dich abfing, stimmt‘s?«
    »Du hast mich nicht ›abgefangen‹. Ich hätte auf dich gewartet.«
    »Lügnerin. Wahrscheinlich hättest du dich drüben bei Frank versteckt, bis ich weg gewesen wäre, und dann hier für Mrs Carr klar Schiff gemacht.«
    Graces Wangen wurden warm. Der Gedanke war ihr gekommen. »Ich wollte dir eine Nachricht hinterlassen.« Das wollte sie wirklich.
    »Eine Nett-dich-kennen-gelernt-zu-haben-Nachricht?«
    »Ahhh ...«
    »Eine Verpiss-dich-Nachricht, möchte ich wetten.« Seine übliche Coolness war verpufft, und seine Sonnenbräune sah nicht mehr so gesund aus.
    »Oh, Adam«, sagte sie. »Ich fand einfach, dass es keinen Sinn hätte, sich noch mal zu treffen. Auf diese Weise ist die Sache sauberer.«
    »Sauberer.«
    »Ich dachte ...«
    »Sauberer? Was zum Teufel soll das heißen?«
    »Okay, vielleicht hätte ich ein anderes Wort wählen sollen.« Sie holte tief Luft. »Hör zu. Was gestern Abend passiert ist, war...«
    »Bitte sag jetzt nicht, dass es ›nett‹ war.« Er nahm einen so tiefen Zug aus seiner Zigarette, dass sie ernsthaft um seine Lungen fürchtete.
    »Wir waren allein. Wir tranken Wein. Es passierte. Ich meine nur, dass es besser ist, die Dinge nicht noch mehr zu komplizieren.«
    Er stieß in einem langen Strom Rauch aus und sah sie durch den weißen Nebel an. »Bloß nichts riskieren, was? Ein Kuss ist gerade noch drin, aber mehr würde Probleme machen, und das wollen wir nicht, stimmt‘s?« Sie antwortete nicht.
    »Was ist los, Grace? Warum hast du solche Angst davor, dich auf jemanden einzulassen? Fürchtest du, dass jemand vorbeikommt und dir auf die Finger haut, weil du dein Leben genießt?«
    »Wie kommst du darauf, dass ich mich auf dich einlassen möchte?«
    Sie hatte ihn damit in seine Schranken weisen wollen. Es gefiel ihr nicht, wie sie sich in seiner Gegenwart fühlte. Ständig stichelte er und stellte sie in Frage. Er tat sich leicht. Er hatte niemanden auf der Welt außer einer Freundin, und die erwartete offenbar keinerlei Rücksicht von ihm.
    »Wenn du das nicht möchtest - warum bist du dann noch hier?«, fragte er.
    Stille. Und dann scholl plötzlich Gelächter aus der Küche herauf. Grace fragte sich, ob Nick und Charlie vielleicht ihr Gespräch mit anhören konnten und sich da unten totlachten:

Weitere Kostenlose Bücher