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Kleiner Kummer Großer Kummer

Kleiner Kummer Großer Kummer

Titel: Kleiner Kummer Großer Kummer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Tibber
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nicht. Warum kannst du sie nicht stopfen?«
    »Ein Mann sollte keine Löcher in seinen Socken haben, wenn er erst einen Monat lang verheiratet ist. Überhaupt, wenn ich die Telefonanrufe erledigen, dich alle fünf Minuten während des Tages füttern und auf die blöde Bridget aufpassen muß, habe ich wirklich keine Zeit dazu gehabt.«
    »Du hast mich geheiratet«, knurrte ich ungezogen, »und du hast gewußt, was das bedeutet, darum stöhne jetzt nicht.«
    »Wer stöhnt denn?« Sie bürstete noch einmal über ihr Haar.
    »Du.«
    »Ich nicht, Herzchen. Ich habe nur erklärt, warum ich deine grünen Socken nicht gestopft habe.«
    Dem Streit um die Socken folgte ein eisiges Schweigen am Frühstückstisch, und als das Telefon läutete, erhob sich aus Prinzip keiner von uns, um den Hörer abzunehmen.
    »Es ist die Pflicht der Arztfrau, ihren Mann vor den Patienten zu schützen«, grollte ich, als das unaufhörliche Klingeln schon fast eine Minute dauerte und mir Kopfschmerzen machte. »Wenn ich antworte, werde ich sicher grob werden.«
    »Dann werden sie dich im richtigen Licht kennenlernen«, antwortete Sylvia und kaute ihren Toast weiter. »Ich werde ja nicht verlangt, darum sehe ich auch nicht ein, daß ich ans Telefon gehen soll, wenn du zu faul dazu bist.«
    Das Läuten verstummte, und wir warteten gespannt darauf, daß es wieder anfangen würde. Nichts geschah. Eine Stunde später, als wir uns wunderten, daß überhaupt keine Anrufe mehr kamen, entdeckten wir, daß Bridget, der der Lärm zuviel geworden war, tapfer den Hörer aufgenommen und vorsichtig neben das Telefon hingelegt hatte.
    Nachdem der Tag so schlecht begonnen hatte, besserte er sich nicht mehr. Meine Verbandsschere war, als ich sie dringend benötigte, nicht auf meinem Instrumententisch, sondern in der Küche, wo Sylvia damit buntgestreiften Drillich Zuschnitt, um Kissenrollen zu nähen. Dann hatte ich eine Mutter mit ihrem Kind zum Impfen bestellt und vergessen, den Impfstoff zu besorgen.
    Zur Lunchzeit war die Atmosphäre noch nicht gereinigt. Wir aßen fast schweigend, und als ich an meinem Tiefpunkt angekommen war, beschloß ich, eine halbe Stunde zu schlafen, bevor ich die Nachmittagsbesuche machen mußte. Das sollte jedoch nicht sein.
    Ich hatte gerade meinen Pudding gegessen, als ich durch das Fenster Ted Jenkins, einen Lastwagen-Fernfahrer, erblickte, der seinen Zehntonner vor dem Haus geparkt hatte und nun den Gartenweg entlanglief.
    »Es geht um die Frau, Doktor«, keuchte er, als ich die Haustür öffnete. »Ich komme zum Essen, da sitzt sie in der Küche und blutet sich zu Tode. Das ganze Zimmer ist voll.« Sein Gesicht war aschfahl.
    »Gut, Ted«, sagte ich. »Ich komme sofort. Woher kommt denn das Blut?«
    »Irgend so ’ne Ader«, antwortete er. »Sie sagt, daß sie sie am Aschenkasten aufgeschlagen hat. Ich wollte schon längst ’nen neuen besorgen, aber ich hab’s natürlich immer vergessen, und dann ist jede Woche der Fernsehapparat abzuzahlen...«
    Er sah mich zu meinem Wagen gehen.
    »Kommen Sie schnell hier ’rein, Doktor. Ich bringe Sie hin.«
    »Gut, lassen Sie mich nur noch meine Tasche holen.« Hoch oben in der Kabine des Lastwagens schloß ich meine Augen, wenn Ted Jenkins das schwere Fahrzeug um die engen Kurven und durch die schlechten Straßen manövrierte, als sei es ein Geländewagen.
    Es war klar, daß Ted, als er zum Essen nach Hause kam, beim Anblick der Küche die Nerven verloren hatte. Überall war Blut. Auf dem Fußboden stand eine Lache, über der die arme Mrs. Jenkins sich, vor Schrecken bleich, ihr Bein hielt und ob der Aussicht, daß »ihr Leben« dahinfloß, vor sich hinwimmerte.
    Sie hatte sich wirklich eine Krampfader aufgeschlagen, aber die Situation war nicht so schlimm, wie sie aussah. Ich hob das blutende Bein hoch und befahl dem zitternden Ted, der genauso blaß wie seine Frau war, es so zu halten, bis die Ader sich entleert hatte und das Bluten aufhörte. Während er das tat, versicherte ich beiden, daß die Patientin keineswegs dem Tode nahe war und daß Blut immer mehr aussah, als es in Wirklichkeit war. Um das zu beweisen, zog ich einige Lappen unter dem Ausguß hervor und wischte etwas davon auf. Schließlich hatte das Bluten des Beines aufgehört, ich hatte die schlimmsten Blutflecken aufgewischt, und Ted und seine Frau sahen schon etwas besser aus.
    Ich verband das Bein, schickte Mrs. Jenkins ins Bett und veranlaßte Ted, ihr einen Tee zu kochen.
    Als sie fort war, sagte Ted, während er mit

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