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Kleiner Werwolf - Funke, C: Kleiner Werwolf

Kleiner Werwolf - Funke, C: Kleiner Werwolf

Titel: Kleiner Werwolf - Funke, C: Kleiner Werwolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Funke
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ducken.
    »Wir gehen jetzt!«, rief Mama draußen vor seinem Zimmer.
    »Viel Spaß!«, rief Motte zurück.
    »Du meine Güte!«, hörte er seinen Vater sagen. »Der Junge klingt ja gemeingefährlich.«
    Die Haustür fiel ins Schloss und Paul ging den Flur entlang in sein Zimmer. Der würde sich jetzt vor seinen Computer klemmen und nichts mehr sehen und hören.
    Motte wartete eine halbe Ewigkeit auf die Rolle. Als sie endlich herunterkam, steckten zwei rote Murmeln drin. Das hieß: Komme sofort.
    Motte legte das struppige Gesicht auf die Knie und seufzte. Lina wird schon was wissen, dachte er, irgendwas weiß sie bestimmt. Fragte sich jetzt nur, wie er durchs Treppenhaus kam, ohne im Zoo zu landen. Ihr Versteck war nämlich auf dem Dachboden.
    Motte dachte nach. Das klappte allerdings nicht besser als vorher. Im Gegenteil. Tausend Geräusche krochen in seine Ohren, tausend Gerüche zogen in seine Nase. Es war zum Verrücktwerden. Kein Mensch konnte dabei denken. Aber war er überhaupt noch ein Mensch?
    Am besten leg ich mich ins Bett und zieh mir die Decke über den Kopf, dachte Motte. Das Bett! Ja, das würde gehen. Er zerrte sein Betttuch von der Matratze und hängte es sich über den Kopf. Immer noch besser ein Gespenst als ein Monster. Für die Augen schnitt er einen Schlitz hinein. So schlich er sich aus seinem Zimmer.

[zurück]
Klopoteks Boxer
    Paul rührte sich nicht, als Motte die Haustür aufschloss. Im Hausflur brannte kein Licht, aber für Mottes Wolfsaugen gab es keine Dunkelheit. Das gefiel ihm an der Sache. Sehr sogar. Lautlos huschte er die Treppe hinauf. Zweiter Stock. Dritter Stock. Da – Herr Klopotek kam mit seinem Boxer aus der Tür.
    Klopoteks Boxer.
    Wenn Motte sein Hecheln im Treppenhaus hörte, versteckte er sich in der Wohnung. Normalerweise. Aber heute Nacht war nichts normal. Klopoteks Boxer stand nur ein paar Schritte von ihm entfernt – und Motte hatte keine Angst.
    »Aaaah!«, brüllte Herr Klopotek. »Fass, Nero, fass!«
    Frau Dinkelbier steckte den Kopf aus der Tür, sah ein Gespenst – und schloss die Tür schnell wieder.
    Herr Klopotek ließ die Hundeleine fallen. Nero bleckte die Zähne, legte die Ohren an und sprang auf Motte los.

    An jedem anderen Tag wäre Motte vor Angst die Treppe runtergefallen. Heute nicht. Sein Rücken krümmte sich, seine Oberlippe hob sich bebend. »Grrrrrr!«, kam es aus seiner Brust. »Rrrgggggrrrr!« Er bleckte die Zähne, sein Nackenfell sträubte sich. Seine Krallen zerfetzten das Betttuch.
    Mit lautem Winseln wich der Boxer zurück und versteckte sich hinter Herrn Klopoteks Beinen. Der lehnte zitternd in der offenen Wohnungstür und hielt die Hände vor die Augen gepresst.
    Motte knurrte ein letztes Mal, stolperte an Herrn Klopotek und seinem Boxer vorbei, raste die Treppe zum vierten Stock hoch und verschwand in der offenen Dachbodentür.
    »Hilfe!«, hörte er Herrn Klopotek mit dünner Stimme rufen. »Hilfe!«
    Motte rannte auf den riesigen Kleiderschrank zu, der in der dunkelsten Ecke des Dachbodens stand. Er riß die Tür auf, kroch durch abgetragene Wintermäntel, ausrangierte Kleider und schob den einen Teil der Rückwand zur Seite.
    Da war es. Ihr Geheimversteck. Noch nie entdeckt. Motte roch Mäuse und Mottenkugeln, alte Pizza und Linas Haarshampoo. »Na endlich!«, sagte Lina. Sie saß auf dem kaputten, alten Sofa, die Füße auf einem wackeligen Tischchen. »Was soll denn die Verkleidung?«
    »Hallo!«, sagte Motte. Er zitterte am ganzen Körper. »Kannst du vielleicht die Lampe ausknipsen?«
    »Die Lampe ausknipsen? Bist du verrückt? Sonst kann es dir doch immer gar nicht hell genug sein.« Lina nahm die Beine vom Tisch und stand auf. »Also, warum ist Alarmstufe Rot? Und was ist mit deiner Stimme los? Du klingst ja wie Frankenstein oder so was.«
    »Es ist was Scheußliches passiert«, sagte Motte. »Absolut scheußlich. Aber krieg keinen Schreck, ja?«
    Mit einem Ruck zog er sich das Laken vom Kopf.
    Lina quietschte auf wie ein kleines Schwein.
    Sie griff sich den eisernen Kerzenständer, sprang aufs Sofa und schrie weiter.
    Das war zu viel für Motte. Das war einfach zu viel.
    Erst biss ihn dieser gelbäugige Hund. Dann verwandelte er sich in ein haariges Monster. Danach fiel ihn Klopoteks Boxer an. Und jetzt schrie seine allerallerbeste Freundin sich bei seinem Anblick die Seele aus dem Leib. Motte hockte sich auf den Teppich und schluchzte los.
    Die Tränen liefen ihm die haarigen Backen hinunter und tropften auf die pelzige

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