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Kleines Herz in Not

Titel: Kleines Herz in Not Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne Allan
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Sie hatte Barney noch nie gemocht. Er ließ sich ins Wasser zurückgleiten. „Wo ist Granddad?"
    „Sieht kurz im Büro nach dem Rechten." Ihre Stimme nahm plötzlich einen verführerischen Klang an. „Willst du mich nicht mit einem Kuss begrüßen?"
    „Ich muss noch einige Bahnen schwimmen. "
    „Auch gut. Ich warte." Fern lehnte sich zurück. „Hast du dich gut mit der Kleinen amüsiert? Wahrscheinlich nicht, denn ich kann mir nicht vorstellen, dass du ihre kindliche Art anziehend findest. Du stehst doch nur auf richtige Frauen, oder?"
    Wenn du wüsstest, dachte Quint belustigt. Er konnte kaum die Finger von ihrer ach so geliebten Tochter lassen. „Sie redet ununterbrochen. Ich höre schon nicht mehr hin."
    Fern stieß einen verächtlichen Laut aus. „Ich wette, sie hat kein gutes Haar an mir gelassen."
    „Wie kommst du darauf?"
    „Machst du Witze? Nachdem sie von dieser puritanischen Heiligen Mary Lassiter erzogen worden ist? Beau hat immer nur von ihr gesprochen. Mary hier und Mary da. Ich hatte diese Frau bis obenhin satt." Sie schnitt ein Gesicht. „Wenn jemand mir einfach so ein Kind in die Hand gedrückt hätte ... Du kannst mir glauben, ich hätte mich zu wehren gewusst! Aber diese Lassiter hat überhaupt nichts gesagt. Es war beinah, als hätte ich ihr die Zeitung gebracht! Bis auf die Verachtung in ihrem Blick. Diese dumme, scheinheilige ..." Sie verstummte.
    Quint hatte fasziniert zugehört. Endlich hatte Fern Kelly ihre wahren Gefühle offenbart ­
    Hass, Verbitterung, Wut. Nur schade, dass sein Großvater diesen Ausbruch nicht gehört hatte. Das hätte ihn bestimmt kuriert.
    Barney schüttelte sich wieder und verspritzte Wasser in alle Richtungen.
    „Verdammter Hund!" Fern hatte sich allerdings schnell wieder unter Kontrolle. „Du wirst langsam zum Einsiedler, Quint." Aufreizend langsam schlug sie ein Bein über das andere.
    „Wohl kaum."
    „Edward hat sich euretwegen Sorgen gemacht. Ich habe ihm versichert, dass du ein Gentleman bist und sie nicht anrühren wirst. Meine Tochter und ich sind dir doch nicht gut genug. Für Mr. Quint Damian muss etwas ganz Besonderes her. Worauf wartest du eigentlich, Quint? Auf eine jungfräuliche Debütantin? Eine Millionärstochter? Oder vielleicht beides?"
    Big Ed betrat den Raum und ersparte ihm die Antwort.
    „Da seid ihr ja. Hast du Quint schon von unserer Reise berichtet, Darling? Warum ist Barney hier? Wie laufen die Geschäfte? Wo ist Ferns Tochter?"
    Quint lächelte. Das war typisch Granddad. Alle Fragen auf einmal! „Greeley schläft. Was Barney angeht..."
    „Quint hat anscheinend vergessen, die Tür zu schließen." Fern war geübt im Verdrehen von Tatsachen. „Ich wollte gerade in die Küche gehen, da sah ich den Hund in den Poolraum schleichen und bin gleich hinterher. Wenigstens ist ihm nichts passiert."
    Big Ed kraulte Barney liebevoll hinter den Ohren. „Du bist mir einer! Jagst uns so einen Schreck ein! Pass nächstes Mal bitte besser auf die Tür auf, Quint."
    Fern stand auf. „Ich gehe ins Bett." Sie ließ sie allein.
    „Wie schade! Fern hatte sich schon so darauf gefreut, ihrer Tochter das Kleid zu schenken, das sie ihr mitgebracht hat. Nun muss sie sich bis morgen gedulden." Der alte Mann scheuchte Barney hinaus. „Noch ein Ratschlag, mein Junge. Wenn Frauen im Haus sind, solltest du nicht nackt schwimmen." Er schloss die Tür hinter sich.
    Quint drehte sich auf den Rücken und ließ sich treiben. Sein Großvater war zwar schon sechsundsiebzig, aber ihm entging nichts.
    Nur bei Fern Kelly versagte sein gesunder Menschenverstand.
    Quint fragte sich, was Greeley wohl zuerst erwähnen würde: das neue Kleid oder ihre Mutter. Er musste nicht lange warten. Sie waren gerade in seinen Wagen gestiegen, um zur Spedition zu fahren, als Greeley erklärte: „So ein hässliches Kleid habe ich noch nie zu Gesicht bekommen. Ich sehe aus, als hätte ich Gelbsucht im Endstadium. Wie hast du es nur geschafft, nicht laut loszulachen?"
    „So schlimm war es nun auch nicht." Sie hatte seine Reaktion völlig missverstanden. In dem Augenblick, als er sie in dem gelben Kleid gesehen hatte, hatte er nur an eins gedacht: sie ins Schlafzimmer zu tragen und die tausend oder mehr Knöpfe zu öffnen. Allerdings hatte er sich dabei ein rotes Kleid vorgestellt. „Rot steht dir besser."
    „Jede andere Farbe passt besser zu mir. Warum musste es ausgerechnet gelb sein? Fern hätte noch zehn Jahre weitersuchen können, schlimmer hätte es nicht werden können.

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