Kleines Herz in Not
gemeines Spiel durchschauen und erkennen, wie sie in Wirklichkeit ist. Ich habe versagt. Es ist alles meine Schuld." Er schlug mit der Faust auf den Tisch. „Ich habe sie eingestellt. Wie konnte ich nur so dumm sein? Ich hätte es erkennen müssen." Quint ging zum Fenster und blickte starr hinaus. „Hast du gesehen, wie Big Ed gealtert ist? Er ist praktisch vor unseren Augen zum Greis geworden."
„Er wird sich schon wieder fangen." Sie hätte nie gedacht, dass sie einmal Mitleid mit der Familie Damian empfinden würde.
Quint drehte sich um und funkelte sie an. „Von wegen! Granddad ist ein Gentleman der alten Schule. Er wird sich nicht verzeihen, dass er vor der Ehe mit ihr geschlafen hat. Sie hat es bestimmt schon vergessen." Er blickte wieder aus dem Fenster und schob die Hände in die Taschen seiner schwarzen Hose. „Was soll ich jetzt bloß machen?"
Darauf wusste sie auch keine Antwort. In Krisenzeiten backte Mary Lassiter immer ihren berühmten Schokoladenkuchen. „Vielleicht kannst du ihn ja doch zum Essen überreden. Der Auflauf ist gleich fertig."
Mehr konnte sie, Greeley, nicht tun. „Ich gehe dann packen."
Quint wirbelte herum. „Was soll das heißen?"
„Ich fahre nach Hause. Die Hochzeit fällt aus. Es gibt keinen Grund für mich, noch länger zu bleiben."
„Das kannst du nicht tun."
„Keine Angst, die Skulptur wird rechtzeitig fertig. Ich habe genug Skizzen gemacht."
„Das meine ich nicht. Ich rede von einem gebrochenen Mann und nicht von einem verdammten Schrotthaufen."
Seine Worte verletzten sie zutiefst. „Ich wusste von Anfang an, dass die Skulptur nur ein Vorwand war." Sie drehte sich um und wollte hinausgehen, aber er kam ihr zuvor und versperrte ihr den Weg.
„Sei nicht dumm! Natürlich bleibt der Auftrag bestehen. Ich habe im Augenblick nur anderes im Kopf." Er lockerte seine Krawatte und strich sich erschöpft durchs Haar. „Du hast ihn doch gesehen. Er ist am Boden zerstört. Diesen Schlag wird er nicht verkraften. Du musst mir helfen, ihm seinen Lebensmut zurückzugeben. Ich schaffe es nicht allein."
Greeley traute ihren Ohren nicht. „Du zerrst mich nach Denver, nutzt mich schamlos aus, küsst mich, um mich gefügig zu machen, nennst meine Skulpturen einen Schrotthaufen und bittest mich dann auch noch um Hilfe? Das ist nicht dein Ernst!"
Quint blickte sie müde an. „Lass es sein, Greeley. Ich mag nicht mehr kämpfen. Später vielleicht..." Er verstummte. „Was hast du eben gesagt? Definiere ,gefügig'!" In seinen Augen lag unverhohlene Leidenschaft.
Am liebsten hätte sie ihn auf der Stelle erwürgt! „Ich habe ,verrückt' gemeint." Falsche Antwort, dachte Greeley. Jetzt hatte sie ihm wieder direkt in die Hände gespielt.
„Meine Küsse machen dich verrückt?" Quint spielte gekonnt den Verblüfften.
Sie zählte langsam bis zehn. Erst dann hatte sie sich wieder beruhigt. „Ja. Und deswegen bleibe ich nicht eine Sekunde länger hier."
Er schüttelte verwundert den Kopf. „Ich kann es nicht glauben. Gibst du tatsächlich zu, dass du meine Küsse genossen hast? Warum gerade jetzt?"
Die passende Hinrichtungsart für diesen Mann musste noch erfunden werden!
„Greeley ..." Quint strich ihr über die Wange. „Ich darf mich jetzt nicht ablenken lassen. Nicht einmal von dir. Ich muss mich um Granddad kümmern. Sieh mich nicht so an."
„Tue ich doch gar nicht."
„Ich liebe deine Augen. Diese Mischung aus Blau und Grau. Sie sind einfach wundervoll."
Greeley hörte nicht hin. Er wollte sie doch nur wieder manipulieren. Seine schönen Worte waren bedeutungslos.
„Manchmal kann ich in deinen Augen nichts erkennen. Es ist fast so, als wäre eine Jalousie heruntergelassen. Dann gibt es Momente, in denen ich tief in deine Seele blicken kann. Ich lese all deine Gedanken. So wie jetzt." Quint lächelte sie verführerisch an. „Du willst mich küssen."
„Unsinn", brachte sie mühsam hervor und wunderte sich, dass ihre Stimme nicht bebte.
Sie liebte seinen Mund. Seine Lippen, die fordernd ihre berührten. Wenn er sie umarmte, fühlte sie sich wie neugeboren. Lebendig. Getröstet. Geborgen. Als würde sie endlich wieder zu Hause sein.
Er wusste nicht, wie er jemals ohne sie hatte leben können. Greeley lag in seinen Armen, und es war, als würde sie dorthin gehören. Quint atmete ihren Duft ein, der ihn an Wildblumen erinnerte. Er blickte auf und umfasste ihr Gesicht. Ihre sanften Augen würden ihn nie mehr loslassen. „Ich will dich."
„Ich weiß."
Quint
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