Kleines Herz in Not
leiten lassen. "Warum hat sie dich angelogen? Wieso wollte sie dich so verletzen?"
"Ich habe alles versucht, um sie glücklich zu machen. Ich habe all ihre Wünsche erfüllt. Eins konnte ich ihr aber nicht geben: Liebe. Es war mein Fehler. Dann wurde Hannah geboren. Ich war mit im Kreißsaal, und als ich dieses kleine Wesen im Arm hatte, da…"Allie wusste schon, worauf er hinaus wollte. "Da hast du gemerkt, dass du deine Tochter über alles liebst, aber ihre Mutter nicht." Sie konnte sich Kim Taylors Schmerz und Verzweiflung lebhaft vorstellen. Und ihre Verbitterung. Kim Taylor hatte mit ansehen müssen, wie Zane ihrer Tochter die Liebe geschenkt hatte, die sie so gern bekommen hätte. Erstaunt stellte Allie fest, dass sie für Kim Taylor Mitleid empfand. Zanes Frau war ein Mensch mit vielen Fehlern gewesen und nicht die Teufelin, die sie, Allie, immer in ihr gesehen hatte.
"Sie hat Hannah geliebt", sagte Zane leise, "aber auf ihre Art. Wenn sie öfter zu Hause gewesen wäre…" Er seufzte. "Kim hat mir immer vorgeworfen, dass Hannah mich vorziehen würde. Verdammt noch mal, ich habe ihr Hannah doch nicht absichtlich entfremdet."
"Wahrscheinlich war das auch der Zeitpunkt, zu dem Kim dir gestanden hat, dass du nicht Hannahs Vater bist. Sie war verletzt und wollte sich an dir rächen." Das verstand sie nur zu gut. "Wann hat sie es dir gesagt?"
"Sechs Monate vor ihrem Tod. Sie war schon schwanger, als sie mit mir geschlafen hat. Und Sean Doyle ist der Vater. Das hat Kim jedenfalls behauptet. Ich wusste, dass er Schauspieler war, dachte aber, sie wollte mich nur beeindrucken." Zane schlug mit der Faust auf das Geländer der Veranda. "Ich wollte es einfach nicht glauben. Der Gedanke war einfach unerträglich. Ich habe ihn verdrängt."
"Warum hast du nie einen Vaterschaftstest gemacht?" fragte Allie ruhig.
"Weil es mir egal ist, wer Hannahs Vater ist. Sie ist meine Tochter."
"Ein Vaterschaftstest würde es endgültig beweisen."
"Du hast es immer noch nicht verstanden, oder? Am Abend nach Kims Tod habe ich den Fernseher eingeschaltet und mir Doyles Sitcom angesehen. Und weißt du, was mir als Erstes auffiel: sein rotes Haar - genau wie bei Hannah. Da wurde mir klar, dass Kim nicht gelogen hatte. Ich gebe Hannah nicht auf. Niemals." Wieder schlug er mit der Faust aufs Geländer.
Der Schmerz in seiner Stimme hätte sie eigentlich freuen müssen. Endlich war es so weit. Zane Peters lernte auf die harte Tour, wie es war, wenn man langsam, aber sicher die Kontrolle über sein Leben verlor. Was man empfand, wenn einem das Liebste im Leben genommen werden sollte und man nichts daran ändern konnte.
Sie hatte Rache gewollt. Jetzt war sie am Ziel ihrer Träume. Es war ein triumphaler Sieg. Zane Peters litt endlich so wie sie damals, als er sie verlassen hatte. Normalerweise hätte sie jetzt einen Freudentanz aufführen müssen. Aber sie konnte es nicht. Nur ein Unmensch hätte sich daran geweidet.
Allie nahm Zanes Hand. "Es ist doch egal, was Kim gesagt hat. Hannah ist und bleibt deine Tochter. Sie hat so viel Ähnlichkeit mit dir, dass Sean Doyle unmöglich ihr Vater sein kann - auch wenn er rotes Haar hat. Deshalb solltest du dich gleich morgen früh nach einem Vaterschaftstest erkundigen. Dann ist die Sache ein für alle Mal geklärt."
Zane entzog ihr seine Hand wieder. "Ich denke nicht daran. Damit gebe ich den Taylors doch nur noch mehr Munition im Kampf um Hannah."
Er hatte keine Wahl, aber sie war klug genug, es ihm nicht gerade hier und jetzt zu sagen. "Heute kannst du sowieso nichts mehr unternehmen. Lass uns ins Bett gehen."
"Vergiss es. Ich bin nicht in Stimmung."
Ihre Nerven waren die ganzen Tage über schon zum Zerreißen gespannt gewesen, und seine Worte waren der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. "Ich auch nicht! Was glaubst du eigentlich? Du stehst vor der größten Krise deines Lebens. Hältst du mich wirklich für so oberflächlich, dass ich in diesem Augenblick an nichts anderes als Sex denke?"
"Das habe ich nicht gesagt."
"Wofür bist du dann nicht in Stimmung?"
"Weiß ich auch nicht. Ich kann einfach nicht mehr klar denken." Zane legte die Arme um sie und zog sie an sich. Nachdem er sie so für einige Sekunden gehalten hatte, ließ er sie los und trat einen Schritt zurück. "Es tut mir Leid."
Ihr Zorn verflog wieder. Sie konnte Zane kaum einen Vorwurf machen, nicht in dieser verzwickten Situation. Was sollte sie jetzt tun? Sie hatte zwei Möglichkeiten: Sie konnte ihn verlassen
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