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Kleines Lexikon christlicher Irrtümer - von Abendmahl bis Zungenreden

Kleines Lexikon christlicher Irrtümer - von Abendmahl bis Zungenreden

Titel: Kleines Lexikon christlicher Irrtümer - von Abendmahl bis Zungenreden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gütersloher Verlagshaus
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Paradiesschlummer aufgewacht. Erst dadurch werden Lernen, (Selbst-)Entdeckung und Entwicklung möglich. Man könnte also auch sagen: Adam wurde erst dadurch zu einem selbstverantwortlich denkenden und erkennenden Menschen, dass Eva ihre Neugier mit ihm teilte.

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Im FASTEN zeigt sich die Leibfeindlichkeit der Christen
    »7 Wochen Ohne« – an der Fastenaktion der evangelischen Kirche nehmen jährlich Millionen Menschen teil. Anknüpfend an die alte Tradition des Fastens in den 40 Tagen der Passionszeit von Aschermittwoch bis Ostern, nehmen sich die Menschen für diese Zeit vor, nicht nur auf ungesunde Nahrungs- und Genussmittel, sondern auch auf unliebsame Angewohnheiten zu verzichten. Nachdem das Fasten aufgrund seines nach katholischem Verständnis verpflichtenden und im Zusammenhang mit der Buße angeblich Heil verschaffenden Charakters von den Protestanten lange Zeit abgelehnt wurde, erfreut es sich heute auch auf evangelischer Seite wieder wachsender Beliebtheit.
    Woher aber kommen diese Traditionen im Christentum? Und können wir dem Fasten heute tatsächlich wieder neuen Sinn abgewinnen oder bleibt es ein Ausdruck typisch christlicher Leibfeindlichkeit und Selbstverleugnung?
    In vielen Religionen gibt es Zeiten, in denen Menschen auf Nahrungsmittel oder bestimmte Verhaltensweisen verzichten. Oft dienen diese Zeiten des Fastens oder der Enthaltsamkeit der bewussten Vorbereitung auf wichtige Ereignisse. In der christlichen Tradition gibt es ursprünglich zweimal im Jahr Fastenzeiten. Seit dem vierten Jahrhundert wurde auch 40 Tage vor Weihnachten gefastet. Die eigentliche Fastenzeit ist jedoch die vorösterliche Bußzeit, die am Aschermittwoch beginnt und in der Osternacht endet. Die Dauer von 40 Tagen wird zurückgeführt auf die 40 Tage, die Jesus in der Wüste verbracht haben soll, wo er »vierzig Tage und vierzig Nächte gefastet« (Matthäus 4,2) hat. Ansonsten scheint Jesus
allerdings nicht übermäßig viel vom Fasten gehalten zu haben. Als »Fresser und Weinsäufer« (Matthäus 11,19) wird er von seinen Gegnern sogar beschimpft. Er scheint gerne zu feiern und speist oft mit seinen Jüngern und anderen Menschen zusammen. Den Menschen, die gerne fasten möchten, rät er, sie sollten das für sich tun und dabei »nicht sauer dreinsehen« (Matthäus 6,16), bloß um ihre fromme Leistung zur Schau zu stellen. Von Jesus kann die Idee des Fastens und der Verleugnung der Körperlichkeit also kaum ausgegangen sein. Für ihn war die Zeit des Gottesreiches im Kommen, das war für ihn ein Grund zur Freude und kein Anlass zum Verzicht. Auch in der nachösterlichen Gemeinde hat eine asketische Lebensweise wohl zunächst kaum eine Rolle gespielt.
    Aus der hellenistischen Umwelt flossen allerdings auch in die christlichen Gemeinden bald Vorstellungen ein, die alles Leibliche dem Geistigen unterordneten und eine asketische Lebensweise forderten, um dadurch eine größere Nähe zu Gott zu erreichen. Wenig später zogen die ersten Mönche des Christentums, die Wüstenväter, in die Wüste, um sich dort ohne Besitz und andere Abhängigkeiten ganz auf Gott zu konzentrieren. Viele von ihnen lebten nur von einem Vorrat trockenen Brotes und den wenigen Pflanzen und Kräutern, die sie rund um ihre Einsiedeleien fanden. Dass eine asketische Lebensweise sich unter den Christen nun immer weiter verbreitete, zeigen auch die Äußerungen früher Kirchenschriftsteller, die ausführliche Anweisungen für ein asketisches Leben verfassten.
    In der katholischen Kirche ist die Fastenzeit eine Zeit der Buße und Umkehr. Vor allem wird auf Fleisch und andere tierische Produkte verzichtet, aber auch auf Süßigkeiten, Kaffee oder Alkohol. Es soll in dieser Zeit mehr gebetet, an Gottesdiensten teilgenommen und gespendet werden. Mindestens einmal im Jahr, in der österlichen Bußzeit, sollen Katholiken auch zur Beichte gehen. Die Reformatoren lehnten ein als gutes Werk verstandenes Fasten nach Vorschriften ab. Der Schweizer Reformator Ulrich Zwingli hat sich zu Beginn der traditionellen katholischen Fastenzeit sogar bei einem demonstrativen Wurstessen gezeigt; er hat sich zwar selbst nicht
beteiligt, die Idee aber unterstützt. Wie auch Luther betonte er die Freiwilligkeit des Fastens. Nur wenn sich das Fasten positiv auf das eigene (Glaubens-)Leben auswirke, sei es sinnvoll, es komme nicht darauf an, bestimmte Vorschriften zu befolgen. Zudem solle man lieber ganz auf das Fasten verzichten, wenn es der körperlichen Gesundheit nicht zuträglich

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