Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kleines Lexikon christlicher Irrtümer - von Abendmahl bis Zungenreden

Kleines Lexikon christlicher Irrtümer - von Abendmahl bis Zungenreden

Titel: Kleines Lexikon christlicher Irrtümer - von Abendmahl bis Zungenreden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gütersloher Verlagshaus
Vom Netzwerk:
geht, überrascht ihn vielleicht, bringt ihn zum Nachdenken über die Situation und sich selbst, schafft Raum für ein Gespräch, macht sich dem anderen bekannt und hebt ein Stück der Fremdheit auf, die so oft zu Angst und Abgrenzung führt. »Entfeindungsliebe« nannte der jüdische Religionswissenschaftler Pinchas Lapide das. Liebe ignoriert Feindschaft nicht, kann aber dazu befähigen, sie zu überwinden. Dennoch, ein solches Verhalten beendet Feindschaft in der Realität nur sehr selten, solange es einseitig bleibt. Es fordert auch nicht zu grundsätzlicher Widerstandslosigkeit auf und endet da, wo es in sinnlose Selbstaufgabe mündet. Den Nächsten zu lieben
wie sich selbst (Lukas 10, 27), bedeutet eben nicht, ihn mehr zu lieben als sich selbst. Nur wer verantwortungsvoll mit sich umgeht, kann auch den anderen lieben, ihn nicht mehr nur als den Auslöser für die Feindschaft sehen und beginnen, mit ihm und nicht gegen ihn nach Lösungen zu suchen. So kann vielleicht eine Grundlage geschaffen werden für die Durchbrechung der Gewaltspirale. Mit Gewalt jedenfalls lassen sich Konflikte nicht dauerhaft lösen. Jesu Gebot der Feindesliebe provoziert, stellt die gewohnte Realität in Frage und ruft Christen dazu auf, dort alternative Wege zu suchen und zu gehen, wo ansonsten kaum noch ein Ausweg gesehen wird. Und dennoch bleibt es eine schwierige Herausforderung, die uns unsere eigenen Grenzen aufzeigt. »Being loved creates a new person«, meinte der Amerikanische Theologe Daniel D. Williams. Christen wissen sich von Gott bedingungslos geliebt und angenommen, vor diesem Hintergrund können Christen schon hier und jetzt etwas von der Hoffnung darauf spürbar werden lassen, dass Feindschaft und Gewalt nicht das letzte Wort behalten.
    FUNDAMENTALISMUS ist nur ein Problem des Islam
    »Wie gefährlich ist der Islam?« Eine große deutsche Zeitschrift veröffentlichte diese Schlagzeile auf ihrem Titel. Die Anschläge des 11. September 2001 wirken nach. Islamistische Attentäter hatten mit dem Gebet zu Allah auf den Lippen mehr als 3000 Menschen umgebracht. Der Begriff »religiöser Fundamentalismus« gilt seitdem allgemein als Synonym für Fanatiker, die im Namen des Islam ihre Terrorakte ausführen. Jedoch tauchte der Begriff »Fundamentalismus« im Bereich des Christentums auf, zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts in den Vereinigten Staaten
– in einer Zeit, als bahnbrechende wissenschaftliche Erkenntnisse altgewohnte Denkgebäude in Frage stellten. Gegen diese als Modernismus gebrandmarkte Entwicklung protestierten christliche Gruppen, die jene Erkenntnisse und Entdeckungen nicht mir der Bibel in Einklang zu bringen vermochten. Besonders an zwei Erkenntnissen stießen sich diese Christen, die sich selbst den Namen »Fundamentalisten« gaben: An der sich immer mehr durchsetzenden Evolutionstheorie, denn sie widerspräche dem biblischen Schöpfungsbericht. Und an der historisch-kritischen Bibelwissenschaft, die auch die Bibel als literarisches Dokument früherer Menschen erforschte und nicht als von Gott Wort für Wort diktierte Heilige Schrift akzeptierte. Die Fundamentalisten setzten sich dagegen ein für die Irrtumslosigkeit der Bibel, also für ein historisch-faktisches Verständnis auch von Jungfrauengeburt, leiblicher Auferstehung und Wiederkunft Jesu. Die Mehrzahl der heutigen evangelischen Kirchen bezeichnet sich nun als »evangelikal« und vertritt diese beiden »fundamentals«. In Westeuropa, das von der Tradition der religionsskeptischen Aufklärung geprägt ist, finden sie nicht so großen Zulauf wie in Lateinamerika und den USA. Dort bezeichnet sich die Hälfte aller Christen als »born again«, als »wiedergeboren«. Auch ist dort seit den 1990er Jahren die Diskussion um die Einführung der biblischen Schöpfungslehre an den Schulen neu entflammt (»Kreationismus«). Dass christliche Fundamentalisten Gewalt als Mittel zum Zweck anwenden, ist nur in wenigen Fällen belegt. Jedoch haben mehrmals einzelne christliche Fanatiker Ärzte, die Abtreibungen vornahmen, ermordet. Und dennoch: Jesu Gebot der Feindesliebe, eines der bekanntesten Worte der Bibel, scheint stärker zu sein als eine durch Fanatismus verzerrte Form des Christentums. Eine Schlagzeile »Wie gefährlich ist das Christentum?« wäre also schwer denkbar.

G
GOTT ist allmächtig
    »Ich glaube an Gott den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde«, bekennen Christen. Leicht daher gesagt, leichtfertig sogar: Überall auf

Weitere Kostenlose Bücher