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Kleines Lexikon christlicher Irrtümer - von Abendmahl bis Zungenreden

Kleines Lexikon christlicher Irrtümer - von Abendmahl bis Zungenreden

Titel: Kleines Lexikon christlicher Irrtümer - von Abendmahl bis Zungenreden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gütersloher Verlagshaus
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gottgewollten, biblisch begründeten Moral.
    Der Lustverzicht kann die Lösung für unsere heutige Zeit allerdings auch nicht sein. Sexualität gehört wesentlich zum Menschsein dazu. Verantwortungsvoller Umgang damit verträgt weder Unterdrückung und Zwang noch rücksichtslose Übertreibungen. Um die eigene Sexualität entdecken und einen verantwortungsvollen Umgang mit sich und dem Gegenüber entwickeln zu können, brauchen Menschen Frei-, aber auch Schutzraum. Die Ehe, die diesen Raum traditionell bereitstellte, muss heute nicht mehr unbedingt das einzig richtige Modell dafür sein. Dennoch: Für erfüllte Sexualität, in der es nicht nur um den immer neuen Kick geht, sondern die sich in einem echten Liebesverhältnis in gegenseitigem Respekt immer neu entdecken und vertiefen kann, braucht es ein Mindestmaß an Verbindlichkeit, Vertrauen und Gemeinschaft auch in die Zukunft hinein.
    Engel gehören ins Gebiet der ESOTERIK
    Gibt man heute in einer Internetsuchmaschine den Begriff »Engel« ein, stößt man auf eine Flut an Darstellungen von rosa umstrahlten zartgliedrigen Frauengestalten mit wehendem Haar und überdimensionalen Flaumschwingen. Gütig blicken sie dem Betrachter entgegen, während auf den von lieblichem Geklimper unterlegten Webseiten selbsternannte »Medien«, die der deutschen
Sprache und Rechtschreibung oft kaum, wohl aber der Kommunikation mit solchen Lichtgestalten mächtig zu sein scheinen, ihre Dienste anpreisen. Der Rat der Engel in Finanz-und Liebesangelegenheiten wird dort angeboten, Kontakt zu Engeln, die mit Verstorbenen kommunizieren, Heilungen durch Engel und Engelsorakel – es bleibt kaum ein Wunsch offen, solange man nur bereit ist, einen »Unkostenbeitrag« an das Medium zu zahlen.
    Die Mehrzahl der Deutschen glaubt an Engel. Für viele scheint ein diffuser Engelsglaube zu einer Art Religionsersatz zu werden, der Schutz und eine schnelle Erfüllung der eigenen Hoffnungen verspricht, ohne dass man sich großartig mit einem übergeordneten Glaubenssystem auseinandersetzen müsste.
    Woher aber kommen diese Vorstellungen? Gehören Engel tatsächlich nur in das Gebiet der Esoterik oder spielen sie auch im christlichen Glauben eine Rolle? Und wenn ja, was unterscheidet die christlichen Vorstellungen von den naiven Himmelsgestalten der esoterischen Spökenkieker?
    Der Glaube an Engelwesen, die zwischen den Sphären des Göttlichen und Menschlichen vermitteln, ist fast allen Religionen gemeinsam. Auch in der Bibel kommen sie vor, sogar an entscheidenden Stellen. Mal stellen sie sich in den Weg, um Menschen von bestimmten Vorhaben abzuhalten, mal treten sie als Wächter auf – so zum Beispiel an den Toren des Paradieses, nachdem Adam und Eva es verlassen mussten, oft tauchen sie in Grenzsituationen des Lebens auf, kündigen Geburten an und erzählen den Frauen nach Jesu Tod von dessen Auferstehung. Auch von den Schutzengeln, die in der christlichen Volksfrömmigkeit später eine große Rolle spielen sollten, ist schon im Alten Testament die Rede: Gott »hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen, dass sie dich auf den Händen tragen und du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest« (Psalm 91,11f). Ihren verschiedenen Aufgaben entsprechend gab es in alttestamentlicher Zeit noch ganz unterschiedliche Bezeichnungen für diese Wesen. Diese unterschiedlichen Vorstellungen
fassen wir heute mit dem Wort »Engel« zusammen, das auf das griechische »angelos« zurückgeht und übersetzt »Bote« bedeutet. Damit wird auch die Hauptaufgabe, ja vielleicht sogar das Wesen der Engel deutlich: Engel sind Übermittler zwischen Gott und den Menschen, sie sind quasi selbst Botschaft. In der Kunst der ersten Jahrhunderte wurden sie daher meist noch als männliche Gestalten ohne Flügel und mit einem Schriftstück in der Hand dargestellt. Dies änderte sich erst, als im ausgehenden Mittelalter Vorstellungen von griechischen Göttergestalten Einfluss auf die Darstellungsweise nahmen. Nun wurden Engel immer häufiger als »Putten« dargestellt, die in ihrem Aussehen eher an kleine dralle Kinder erinnern – ein Vorläufer der heute häufig so verkitschten Darstellungsweisen.
    Die Wesensbeschreibung der Engel als Boten oder Botschaft macht auch die Problematik esoterischer Engelsvorstellungen deutlich. Hier werden Engel oft personalisiert und zu einer Art kleiner Götter und Wunscherfüller erhoben. Solche Vorstellungen widersprechen christlichem Glauben. Und dennoch können Engel

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