Kleines Lexikon christlicher Irrtümer - von Abendmahl bis Zungenreden
Gemeinde nach Rezitationen mit »Amen Halleluja«. Erst in Anknüpfung daran hat das »Halleluja« auch in christliche Gottesdienste Einzug genommen. Und in die Populärkultur: Der Song »Hallelujah« des US-Liedermachers Leonard Cohen gehört zu den weltweit am häufigsten interpretierten Popsongs.
HEILIGE sind sündlose Menschen
Die Elite der Christenheit – Märtyrer und Asketen, Visionäre und Mystiker vereint bei Gott im Himmel. Ihre Aufgabe dort: Vermitteln zwischen den Menschen und Gott, den Schatz ihrer Verdienste der Kirche zur Austeilung an arme Sünder überlassen und ab und an mal ein Wunder wirken. Heiligenaltäre, Reliquienschreine, Wallfahrtsorte. Die Sehnsucht der Menschen nach Wundern und nach konkreten, sinnlich wahrnehmbaren Spuren des Übermenschlichen mitten in der Welt — in der katholischen Kirche wird sie auf vielfältige Art und Weise erfüllt. Ganz besonders deutlich zeigt sich das in der katholischen Form der Heiligenverehrung, die von Protestanten meist mit Befremden und Skepsis beäugt wird. Auch wenn die katholische Kirche immer wieder ausdrücklich betont, Heilige würden nicht angebetet wie Gott, sondern nur verehrt – in der Praxis werden Gräber von Heiligen zu Wallfahrtsstätten und wundertätige Reliquien erfüllen unzählige Gläubige mit Ehrfurcht. Zudem wirkt bis heute ein merkwürdiges Verständnis von Heiligkeit fort, als bedeute Heiligkeit moralische Vollkommenheit, sogar über alles Weltliche erhobene Reinheit und Sündlosigkeit. Luther wandte dagegen mit Recht ein, kein Mensch könne ohne Sünde sein, und warnte immer wieder vor der Gefahr der Heiligenanbetung, die den eigentlichen Glauben an Jesus Christus verdecke.
Völlige Sündlosigkeit war allerdings auch in der katholischen Kirche nie ein Kriterium zur Heiligsprechung, ansonsten wäre ihr Vorrat an guten Taten der Heiligen, den sie an die reuigen Sünder umverteilt, sicherlich längst beträchtlich geschrumpft. Als heilig bezeichnen kann man ursprünglich eigentlich nur das Ehrfurcht hervorrufende Wesen Gottes, das der Welt fremd und nicht nach ihren Maßstäben zu beurteilen ist. Heilig wird man also nicht aus sich selbst heraus, sondern indem man an der Heiligkeit Gottes teilhat. Die Heiligenverehrung geht zurück auf die Märtyrerverehrung des frühen Christentums. Man ging davon
aus, dass diese Menschen, die ihr Leben für den Glauben an Jesus Christus gelassen hatten, nach ihrem Tod sofort in den Himmel aufgenommen würden und dort bei Gott Fürsprache halten und für die Menschen eintreten könnten. Bald galt diese Verehrung nicht mehr nur den Märtyrern, sondern auch anderen verstorbenen Glaubensvorbildern: Aposteln, Kirchenlehrern, Bischöfen, Jungfrauen. Heilig war, was vom Volk als heilig verehrt wurde. Um allerdings eine zunehmende Inflation an Heiligen zu unterbinden, richtete die katholische Kirche ein aufwändiges gerichtsähnliches Verfahren zur Heiligsprechung ein. Von nun an erklärte der Papst, nachdem ein »Verteidiger« und ein »Ankläger« das Leben und Sterben der betreffenden Person gründlich durchleuchtet hatten, wer heilig war und wer nicht. Wichtige Kriterien dabei sind bis heute die Frage, ob der Heiligenkandidat schon von einer breiten Volksmenge verehrt wird, ob er ein Märtyrer ist oder ersatzweise ein Wundertäter. Letzteres muss der Kandidat allerdings noch einmal beweisen, bevor er endgültig heiliggesprochen werden kann, und zwar in Form eines medizinischen Wunders, das den Kriterien der katholischen Kirche entspricht. Ungeachtet all dieser Äußerlichkeiten: Wenn Heiligsein nicht heißt, vollkommen zu sein oder werden zu wollen, sondern zu Gott zu gehören, sich von ihm erreichen zu lassen – dann können Menschen, die so gelebt haben, zu Glaubensvorbildern werden. Nicht nur für Katholiken. Heilig werden, Heiliges tun kann kein Mensch allein aus sich heraus. Ein Gebet des Heiligen Augustinus, der bekanntermaßen keinen sonderlich sündlosen Lebenswandel pflegte, macht dies deutlich: »Atme in mir, du heiliger Geist, dass ich Heiliges denke. Treibe mich, du heiliger Geist, dass ich Heiliges tue. Locke mich, du heiliger Geist, dass ich Heiliges liebe. Stärke mich, du heiliger Geist, dass ich Heiliges hüte. Hüte mich, du heiliger Geist, dass ich das Heilige nimmer verliere.«
Pfingsten ist der Geburtstag des HEILIGEN GEISTES
Für betrunken wurden sie gehalten, die Mitglieder der Jerusalemer Urgemeinde, als Passanten mitbekamen, wie sie plötzlich in allen möglichen
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