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Kleines Lexikon christlicher Irrtümer - von Abendmahl bis Zungenreden

Kleines Lexikon christlicher Irrtümer - von Abendmahl bis Zungenreden

Titel: Kleines Lexikon christlicher Irrtümer - von Abendmahl bis Zungenreden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gütersloher Verlagshaus
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die bei der Wandlung gesprochen wurden, für einen Zauberspruch, der die Wandlung des Brotes in den Leib Christi bewirkte? Wurde daraus der Zauberspruch »Hokuspokus«, den man später auch auf andere magische Verwandlungen anzuwenden versuchte? Oder machten sich mit dem »Hokuspokus« nur die Protestanten über den katholischen Glauben an das Mysterium in der Messe lustig? Gänzlich klären lässt sich das heute nicht mehr. Fest steht allerdings, der Glaube an wundersame Kräfte und Geschehnisse ließ sich trotz anderslautender rationaler
Erklärungen auch aus der christlichen Frömmigkeit bis heute nicht ganz vertreiben.
    Die Bibel ist ein HUMORLOSES Buch
    Tatsächlich, in der Bibel wird kaum gelacht, und wenn, dann meist zynisch und nicht aus Belustigung oder Freude. Gott lacht nicht aus Freude, Jesus lacht kein einziges Mal. Gibt es denn gar nichts zu lachen in der Bibel – oder wenigstens zum Schmunzeln? Ganz so humorlos, wie es auf den ersten Blick scheint, ist die Bibel nicht.
    Abraham und Sara sind alt geworden und Sara hat noch immer kein Kind bekommen, da taucht eines Abends Gott in Gestalt dreier Männer vor Abrahams Zelt auf. Gastfreundlich, wie Abraham ist, lädt er sie ein zu verweilen und setzt ihnen ein üppiges Mahl vor. Während sie so vorm Zelt sitzen und essen, spricht einer der Männer: »Ich will wieder zu dir kommen übers Jahr; siehe, dann soll Sara, deine Frau, einen Sohn haben. Das hörte Sara hinter ihm. Und sie waren beide, Abraham und Sara, alt und hochbetagt, sodass es Sara nicht mehr ging nach der Frauen Weise. Darum lachte sie bei sich selbst und sprach: Nun ich alt bin, soll ich noch der Liebe pflegen, und mein Herr ist auch alt!« Einer der drei Männer, die Gott sind, hört Saras ungläubiges Kichern im Zelt und fragt, was es denn da zu lachen gäbe. »Da leugnete Sara und sprach: Ich habe nicht gelacht –, denn sie fürchtete sich. Aber er sprach: Es ist nicht so, du hast gelacht« (1. Mose 18). Sara lacht über die absurde Prophezeiung dieser drei Fremden. Und Gott? Offensichtlich hat er, als er sich in Gestalt der drei zeigte, nicht nur deren Gestalt, sondern auch eine äußerst menschliche Reaktionsweise angenommen. Wie ein trotziges Kind beharrt er darauf: Oh doch, »du hast gelacht.«

    Eine andere Geschichte mit Humorfaktor: Als David eines Tages bei König Achisch gelandet war, bekam er plötzlich Angst, dass der und seine Leute ihm nicht wohlgesinnt sein könnten, und fasste einen Plan: »Und er stellte sich wahnsinnig vor ihren Augen und tobte unter ihren Händen und rannte gegen die Pforte des Tores und ließ seinen Speichel in seinen Bart fließen. Da sprach Achisch zu seinen Großen: Ihr seht ja, dass der Mann wahnsinnig ist; warum habt ihr ihn zu mir gebracht? Hab ich zu wenig Wahnsinnige, dass ihr diesen herbrachtet, bei mir zu toben? Sollte der in mein Haus kommen?« Vielleicht hätten sie sich doch ganz gut verstanden. Humor hatten sie jedenfalls beide.
    Eine Portion bissigen Humors hatte der Prophet Elia für die Baal-Propheten übrig. Die nämlich wollten ihm die Macht ihres Gottes beweisen und waren schon den ganzen Tag lang Baal anrufend um den Altar herumgehinkt, »aber es war da keine Stimme noch Antwort«. Da »verspottete sie Elia und sprach: Ruft laut! Denn er ist ja ein Gott; er ist in Gedanken oder hat zu schaffen oder ist über Land oder schläft vielleicht, dass er aufwache« (1. Könige 18,26f).
    Und was ist mit Jesus? Die Evangelisten haben ihn nicht lachen lassen, aber ist er deswegen wirklich nur mit ernster Miene durch die Lande gezogen? Vermutlich nicht, er hatte ja etwas Freudiges zu verkünden, das anbrechende Reich Gottes. Er feierte gern mit seinen Mitmenschen, bei einer Hochzeitsfeier soll er sogar Wasser in Wein verwandelt haben. Und seine Fähigkeit, in treffenden Bildern zu sprechen, zeugt davon, dass auch ihm Humor nicht ganz fremd gewesen sein kann: »Was siehst du aber den Splitter in deines Bruders Auge und nimmst nicht wahr den Balken in deinem Auge?« (Matthäus 7,3), fragt er in der Bergpredigt, und denjenigen, die sich besonders fromm fühlten, weil sie ihre Tempelsteuer quasi auf das letzte Weizenkorn genau zahlten, darüber aber ihre Mitmenschen und Gott vergaßen, nannte er »verblendete Führer, die ihr Mücken aussiebt, aber Kamele verschluckt!« Humor, der Augen öffnet.

    Schade nur, dass von Gott kein humorvolles Lachen überliefert ist. Ist er etwa immer noch beleidigt über Saras Lachen? Oder sind es die Menschen, die

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