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Kleines Lexikon christlicher Irrtümer - von Abendmahl bis Zungenreden

Kleines Lexikon christlicher Irrtümer - von Abendmahl bis Zungenreden

Titel: Kleines Lexikon christlicher Irrtümer - von Abendmahl bis Zungenreden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gütersloher Verlagshaus
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Im Glaubensbekenntnis nennen sie zwar Gott »Vater«, »Allmächtigen«, »Schöpfer des Himmels und der Erde«. Zudem bietet die Bibel den Gläubigen viele Bilder: Gott als »Hirte« und »Arzt«, als »Herr der Heerscharen« und »Allerhöchster«. Trotzdem bleiben Unsicherheiten. Schließlich erteilt ein gewichtiges biblisches Gebot allen menschlichen Bildern eine autoritäre Absage: »Du sollst dir kein Bildnis machen.« Wer sich dennoch Gott vorzustellen versucht, sieht sich dogmatischen Lehrsätzen gegenüber, wie sie über Jahrhunderte hinweg von der Kirche formuliert wurden und das Fundament auch heutiger christlicher Kirchen bilden. Zum Beispiel die Dreifaltigkeit (»Trinität«): dass Gott-Vater, Jesus und der Heilige Geist unterschiedlich, aber doch eins sind. Mit diesem »trinitarischen Gottesbild« hat die christliche Theologie drei Wesensmerkmale Gottes beschrieben: die
schöpferische Macht, deren der Erde und den Menschen zugewandte Seite sowie die in der Schöpfung fortwährend wirkende göttliche Kraft.
    Für den persönlichen Glauben moderner Menschen scheinen solche zweifellos wichtigen Zeugnisse christlicher Gläubigkeit ungeeignet. Denn der speist sich meist nicht nur aus Bibel und Tradition, sondern aus der eigenen Erfahrung. Von vielem ist das Gottesbild abhängig. Vom Lebensalter zum Beispiel, wie die Religionspsychologen festgestellt haben: Kinder denken sich Gott mit menschlichen Zügen, aber allmächtig – eine Vorstellung, die im Erwachsenenalter meist als »naiver Kinderglaube« abgelegt und gegen einen moralischen oder naturalistischen Gott ausgetauscht wird. Alte Menschen nehmen Gott meist als persönliches Gegenüber wahr. »Gott sei Dank gibt es nicht, was sechzig bis achtzig Prozent sich unter Gott vorstellen«, unkte der katholische Theologe Karl Rahner. Denn jenseits aller Bilder bleibt Gott unbegreifbar. »Einen Gott, den ›es gibt‹, gibt es nicht«, so die Erfahrung des Pfarrers Dietrich Bonhoeffer.
    Das menschliche Bedürfnis nach Bildern zu verdrängen, wäre jedoch falsch. Denn in vielen wird ein Aspekt Gottes deutlich. Der Wandel von Gottesbildern ist »gesund«, sagen auch Theologen. Gott objektiv beschreiben zu wollen, wäre dagegen eine Anmaßung.
    Der christliche Gott besteht eigentlich aus drei GOTTHEITEN
    Trinität – ein schwieriges Wort für einen noch schwierigeren Sachverhalt. Christen denken sich Gott in den drei Gestalten: Vater, Sohn und Heiliger Geist. Dennoch ist das Christentum, wie auch das Judentum und der Islam, eine monotheistische Religion.
Christen glauben also an nur einen Gott. Wie kann das zusammenpassen und wie soll man sich das vorstellen? Die Trinitätslehre findet sich nicht in der Bibel. Sie wurde von Theologen erdacht und ist schon durch den philosophisch-theologischen Sprachgebrauch nur schwer nachvollziehbar.
    Mit ihr versucht man, den Glauben an einen Gott, der die Welt erschaffen hat, sich in Christus offenbart hat und im Heiligen Geist gegenwärtig wird, so in Worte zu fassen, dass die Einheit Gottes dabei trotzdem gewahrt bleibt. Dennoch wird dem Christentum unter anderem von islamischer Seite immer wieder vorgeworfen, es verehre in Wirklichkeit drei Götter. Was genau heißt es aber für Christen, wenn sie »auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes« (Matthäus 28,19) taufen oder sich zum »dreieinigen Gott« bekennen?
    Die ersten Überlegungen bezogen sich seit dem zweiten Jahrhundert auf das Verhältnis zwischen Jesus und Gott, darauf, was das Bekenntnis zu Jesus für den Glauben an Gott bedeute. Wenn Jesus nicht wesenseins mit Gott sei, könne man sich nicht sicher sein, dass sich in seiner Botschaft wirklich Gott finde und dass er zum Heil führe. Daher wurde Jesu Wesenseinheit mit Gott im vierten Jahrhundert als Lehre festgehalten. Etwas später fragte man sich auch, was es mit dem Heiligen Geist auf sich hätte und wie sein Verhältnis zu Gott und Jesus zu bestimmen sei. Auch ihn erklärte die Mehrzahl der Theologen als wesenseins mit Gott.
    Es bleibt schwierig, diesen abstrakten Gedanken zu folgen oder sich gar auszumalen, wie das konkret gemeint sein könnte. Fest steht für Christen: Gott ist eine Einheit. Vielleicht kann man es sich so vorstellen: Gott wendet sich den Menschen in Jesus zu und entfaltet im Heiligen Geist seine Wirkung in und unter den Menschen – und bleibt dabei doch immer er selbst. Vielleicht sollte man es auch einfach als theologisches Gedankengebäude ansehen, über das sich zu

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