Kleines Lexikon christlicher Irrtümer - von Abendmahl bis Zungenreden
zwischen Kirche und SEKTE
Auch das Christentum war zunächst eine Sekte, eine kleine Gruppe Andersgläubiger, die sich vom Judentum zu lösen begann. Theologisch gesehen ist eine Sekte also zunächst nur eine Gruppe, die eine abweichende Lehre vertritt und sich von einer größeren Religion abgespalten hat. Heute versteht man unter dem Begriff allerdings landläufig eine suspekt erscheinende Gruppierung, die sich scharf von der Außenwelt abgrenzt, durch ihre radikalen Ansichten auffällt, um Mitglieder wirbt und diese nicht so schnell wieder loslässt. Und tatsächlich gibt es ja immer wieder Gruppen, auf die das zutrifft. Genauso aber existieren Freikirchen, die in ihren Glaubensgrundsätzen viel weniger deutlich von denen der großen Kirchen abweichen, daneben auch Gruppen, die erst noch als Freikirche anerkannt werden wollen,
und solche, die sich freiwillig in völliger Abgrenzung wiederfinden. Zwischen Kirche und Sekte wie zwischen schwarz und weiß unterscheiden kann man nicht. Dafür ist die Bandbreite dazwischen viel zu groß, der Begriff »Sekte« viel zu ungenau und negativ besetzt und der Begriff der Kirche zu offen für verschiedene Bedeutungen. Wer soll überhaupt entscheiden, wo eine Grenze zu ziehen ist? Ab wann ist eine Sekte Kirche oder eine Kirche keine Kirche mehr? Um hier mehr Übersichtlichkeit zu schaffen, ist man inzwischen dazu übergegangen, zwischen Freikirchen, religiösen Sondergemeinschaften und konfliktträchtigen Gruppierungen zu unterscheiden. Ein wichtiges Unterscheidungskriterium ist hierbei die Bereitschaft zur Ökumene. Wer sich strikt abgrenzt, wer meint, er habe die einzige Wahrheit schon gefunden und wer nicht mehr zu echten Gesprächen und Austausch bereit ist, stellt sich selbst ins Abseits. Wer dazu noch die Rechte seiner Mitglieder einschränkt, Kontrolle über sie ausübt, die eigene Gruppe als das einzig Gute und zum Heil bestimmte in einer dem Bösen verfallenen Außenwelt darstellt und Menschen manipuliert, ist weit davon entfernt, christliche Kirche zu sein.
Wer’s glaubt, wird SELIG
Dieser Spruch weist heute meist mit ironischem Unterton darauf hin, dass man nicht alles für wahr halten kann, was einem jemand auf die Nase binden will. Dabei stammt der Satz aus der Bibel: »Wer da glaubt und getauft wird, der wird selig werden; wer aber nicht glaubt, der wird verdammt werden« (Markus 16,16), und ist da ganz ohne ironischen Unterton zu lesen. Wer’s glaubt wird selig – also doch? Seligkeit meint einen Zustand der Erlösung, des Heils bei Gott. Muss ich tatsächlich nur glauben, was mir andere weismachen wollen, um diesen Zustand zu erreichen?
Nein, natürlich nicht. Beim Glauben im religiösen Sinne geht es nicht um ein naives Für-wahr-Halten, wie es die Redewendung unterstellt. »Es ist aber der Glaube eine feste Zuversicht auf das, was man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht«, heißt es im Hebräerbrief (11,1). Wer alles glaubt und nicht fragt, bleibt dumm. Wer aber zuversichtlich auf Gottes Zusage vertraut, dass er uns auch über die Zeit auf Erden hinaus trägt, der kann, auch wenn er nicht alles auf dieser Welt unhinterfragt für bare Münze nimmt, darauf hoffen, sein Heil bei Gott zu finden.
SONNTAGS dürfen Christen nicht arbeiten
»Gedenke des Sabbattages, dass du ihn heiligest. Sechs Tage sollst du arbeiten und alle deine Werke tun. Aber am siebenten Tage ist der Sabbat des Herrn, deines Gottes. Da sollst du keine Arbeit tun, auch nicht dein Sohn, deine Tochter, dein Knecht, deine Magd, dein Vieh, auch nicht dein Fremdling, der in deiner Stadt lebt« (2. Mos 20,8ff). In der Bibel steht es und auch im Grundgesetz: »Der Sonntag und die staatlich anerkannten Feiertage bleiben als Tage der Arbeitsruhe und der seelischen Erhebung gesetzlich geschützt.« Einen arbeitsfreien Tag in der Woche sollen die Menschen für sich und ihre Seele nutzen dürfen. Und trotzdem arbeiten immer mehr Menschen auch am Sonntag, nicht nur in Krankenhäusern, bei der Polizei oder bei der Bahn. Immer öfter gibt es auch verkaufsoffene Sonntage; Forderungen werden laut, man solle den Sonntag als arbeitsfreien Tag doch ganz abschaffen, freie Tage könne man ja auch individuell über die Woche verteilen. Viele Menschen können mit echter Freizeit gar nichts mehr anfangen, sie wollen auch am Sonntag etwas geboten bekommen, zu jeder Zeit einkaufen oder Sportveranstaltungen
erleben können. Durch religiöse Vorgaben möchte man sich nur ungern in seiner Freiheit
Weitere Kostenlose Bücher