Kleines Lexikon christlicher Irrtümer - von Abendmahl bis Zungenreden
einschränken lassen.
Aber ist ein solches Gebot wirklich eine Einschränkung? Man kann den Satz auch anders lesen. Christen dürfen sonntags einmal nicht arbeiten, während sie es die ganze Woche über müssen. Das gilt übrigens nicht nur für die Menschen, die einen festen Job haben. Da die Sonntagsruhe etwas anderes bedeutet, als einfach nur untätig zu sein, kann er für alle Menschen eine besondere Qualität behalten. Er ist ein »Tag des Herrn«, gedacht zur »seelischen Erhebung«. Ein Tag also, an dem man sich auf etwas anderes als den Alltag, auf das Wesentliche konzentrieren darf. Im Alten Testament wird der Sabbat auf die Befreiung der Israeliten aus der ägyptischen Sklaverei zurückgeführt. Zu dieser Zeit hatten höchstens wohlhabende Menschen die Möglichkeit, sich Auszeiten zu nehmen. Sklaven und Handwerker arbeiteten ununterbrochen. Wer eine Zeit ohne Ruhepausen erlebt hat, weiß, wie kostbar ein wirklich freier Tag sein kann. Das Sabbatgebot gesteht einen solchen Tag allen Menschen – Frauen und Männern, Fremden, Freien und Sklaven – zu. Im Judentum ist der Sabbat der siebte Tag der Woche. Für die frühen Christen war der Sonntag der erste Tag der Woche, schon ein wichtiger Tag, denn am Sonntag gedachte man der Auferstehung Christi. Kaiser Konstantin (um 280 – 337) verband die beiden Traditionen im vierten Jahrhundert und erklärte den Sonntag zum gesetzlichen Ruhetag, was sich bis heute nicht geändert hat.
»Der Sabbat ist um des Menschen willen gemacht und nicht der Mensch um des Sabbats willen« (Markus 2,27), sagt Jesus. Es geht also nicht um eine Einschränkung oder eine Regel, der man sich um jeden Preis unterwerfen muss, sondern um die Freiheit, einmal in der Woche gemeinsam zur Ruhe kommen zu dürfen. Daher sind individuell verschiedene freie Tage auch kein Ersatz für den gemeinsamen Sonntag. Wann sollen Familien und Freunde in Ruhe zusammenkommen, wenn jeder an einem anderen Tag frei hat, und kommt man überhaupt richtig zur Ruhe, wenn um einen herum die normale Alltagshektik weiterbraust? Der
Mensch braucht Ruhezeiten, sonst geht er sich selbst verloren. Zeit zum Freiwerden von Grübeleien oder Konkurrenzgedanken, zum Auftanken, für Familie und Freunde, für eigene Interessen und zum Nachdenken über sich und über Gott und die Welt. Zeit, das Leben bewusst zu spüren. Dafür ist der Sonntag wie geschaffen.
SEX hat immer mit SÜNDE zu tun
Noch einmal: Adam und Eva im Paradies. Sie leben zufrieden und nichtsahnend vor sich hin, wie man im Paradies so lebt, und denken sich nichts weiter dabei. Spaziergänge unter blühenden Bäumen, Picknick im Grünen, alles gesittet und in völliger Unschuld, denn sie bemerken gar nicht, dass sie nackt sind. Und genascht wird weder vom Baum der Erkenntnis noch voneinander. Bis die Schlange kommt und in Eva die Neugier nach mehr weckt. Adam und Eva beißen in die Frucht, die ihnen gottgleiche Erkenntnisfähigkeit verspricht, und plötzlich schnappen sie sich Feigenblätter, denn das erste, was sie erkennen, ist, dass sie nackt sind. Ob sie auch erkannten, wie passend sie füreinander erschaffen wurden und ob sie nach dem Verzehr der verbotenen Frucht auch voneinander kosteten, ist nicht bekannt. Denn davon, was sie taten, bis »der Tag kühl geworden war« (1. Mose 3,8) und Gott seinen Abendspaziergang durchs Paradies begann, schweigt die Erzählung. Als Gott dann jedoch nach Adam ruft, packt den die Scham, er verschwindet mitsamt Feigenblättern und Frau im Gebüsch und antwortet: »Ich hörte dich im Garten und fürchtete mich, denn ich bin nackt, darum verstecke ich mich« (1. Mose 3,10). Gott jedoch ist nicht etwa besorgt darum, was die beiden wohl mit ihrer Nacktheit angefangen haben. Nein, darum geht es ihm nicht. Er fragt vielmehr: »Wer hat dir gesagt, dass du nackt
bist? Hast du nicht gegessen von dem Baum, von dem ich dir gebot, du solltest nicht davon essen?« (1. Mose 3,11f). Nicht, dass die beiden nackt sind, ist das Neue. Das wusste Gott ja schon, schließlich hatte er sie so erschaffen. Nicht das ist der Grund für den folgenden Rausschmiss aus dem Paradies. Die beiden haben gegen Gottes ausdrückliches Verbot vom Baum der Erkenntnis gegessen und können sich selbst und ihr Handeln nun bewusst wahrnehmen. Sie wissen nun, was richtig und falsch ist, und können Gut und Böse, sich selbst und das Gegenüber unterscheiden. Dass sie sich mit ihrem Verlangen nach gottgleicher Erkenntnisfähigkeit gegen Gottes ausdrückliche Warnung
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