Kleines Lexikon christlicher Irrtümer - von Abendmahl bis Zungenreden
Stall ins Reich der Legenden und Jesus ist in Nazareth zur Welt gekommen und aufgewachsen. Die Geburtsgeschichten setzen den Glauben der ersten Christen an Jesus als den Messias
schon voraus und wollen, indem sie von Bethlehem als Geburtsort erzählen, diesen Glauben gleich zu Beginn bekunden: Jesus ist der Erlöser, auf den das Judentum schon Jahrhunderte wartete.
Die BIBEL ist ein Geschichtsbuch
Immer wieder behaupten Menschen, die Bibel sei ein von Gott inspiriertes Buch. Den Schreibern der Bibel seien die Texte also unter Einwirkung des Heiligen Geistes aus der Feder geflossen. Daher sei natürlich auch alles, was in der Bibel stehe, unumstößlich wahr. Wie ein nach heutigen Vorstellungen von historischer Wahrheit geschriebenes Geschichtsbuch lesen sie die Bibel und stellen daraufhin zum Beispiel fest, die Welt müsse tatsächlich in sechs Tagen von Gott erschaffen worden sein, dies könne erst rund 6000 Jahre her sein und die Dinosaurier, von denen es ja nun mal tatsächlich Knochenfunde gibt, obwohl von ihnen in der Bibel gar nicht die Rede ist, seien während der Sintflut ertrunken.
Kann man derartige Ansichten beim Stand der heutigen Wissenschaften überhaupt noch vertreten? In Amerika und zunehmend auch bei uns in Deutschland meinen sogar einige Politiker wieder, man könne und müsse es, damit die Welt nicht in Chaos und Unglauben versinke. Wie kann das sein? Und ist es für einen gläubigen Christen wirklich notwendig, alles, was in der Bibel steht, wörtlich für wahr zu halten? Nein, sei hier schon gleich zu Anfang zur Beruhigung gesagt. Denn bei genauerem Hinsehen wird jedem Bibelleser klar werden, dass ein Wörtlichnehmen schon wegen der vielen widersprüchlichen Aussagen in den unterschiedlichen Texten der Bibel so gut wie unmöglich ist. Die Widersprüchlichkeiten und die sich daraus ergebenden Anfragen
an die Bibeltexte führten im Laufe des 19. Jahrhunderts zu einer neuen Einstellung gegenüber der Bibel. Sie galt nicht mehr unbedingt als von Gott inspiriert, sondern wurde als Buch angesehen, in dem Menschen von ihren Glaubenserfahrungen mit Gott berichten. Die sogenannte historisch-kritische Bibelauslegung entwickelte sich, bei der mit unterschiedlichsten Methoden versucht wird, einen angemessenen Zugang zu den Texten zu finden. Dabei macht man sich bewusst, dass das Verstehen von Texten immer ein sehr komplexer Vorgang ist, besonders, wenn diese in ganz anderen geschichtlichen und gesellschaftlichen Zusammenhängen entstanden. Um die Texte wirklich zu verstehen, muss man demnach immer auch fragen, was der Text für die Menschen in der damaligen Situation und mit deren Lebenserfahrungen aussagte, und sich außerdem bewusst machen, dass wir heute in ganz anderen Kontexten leben, was wiederum Einfluss auf unser eigenes Textverständnis hat.
Wer sich einmal klar gemacht hat, dass den Menschen zu biblischen Zeiten unsere Vorstellungen von historischer Wahrheit völlig fremd waren und dass es ihnen daher auch gar nicht darum gehen konnte, ein heutiger Wissenschaft genügendes Geschichtsbuch zu schreiben; wer sich klar gemacht hat, dass die Bibel aus vielen zu unterschiedlichen Zeiten und in unterschiedlichen Kontexten entstandenen Einzelbüchern und -texten besteht, dem wird auch schnell klar: Die Bibel kann gar kein lexikonartig zu gebrauchendes Nachschlagewerk für göttliche Wahrheiten sein.
Was bei Vertretern der Inspirationslehre zu Erschrecken, entschiedenem Widerstand und Untergangsfantasien ob des vermeintlich dadurch zerbrochenen Glaubensfundaments führt, kann dem weniger einseitig denkenden Leser gerade erst den besonderen Reichtum an menschlichen Erfahrungen vor Augen führen, der in der Bibel festgehalten wurde. In vielfältigen Bildern und Mythen berichten Menschen hier von ihrer Begegnung mit dem Wirken Gottes. Dass diese Geschichten nicht mit den Maßstäben heutiger historischer Wissenschaft zu vereinbaren
und nicht nach heutigen Wahrheitsmaßstäben zu beurteilen sind, muss nicht befremden. Wer nicht davon ausgeht, die Bibel sei vom allwissenden Gott diktiert, muss sie auch nicht wörtlich für wahr nehmen. Die Erfahrungen, die in den Geschichten und Bildern der Bibel zum Ausdruck gebracht werden, sollten diesem Anspruch nie genügen und können trotzdem wahr sein.
Beim Abendmahl wird BLUT getrunken
Die Evangelien erzählen, dass Jesus kurz vor seinem Tod zum Passafest nach Jerusalem zog. Dort hat er, wie so häufig an unterschiedlichen Orten und mit unterschiedlichen
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