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Kleines Lexikon der Reise-Irrtuemer

Kleines Lexikon der Reise-Irrtuemer

Titel: Kleines Lexikon der Reise-Irrtuemer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele-Marie Bruedgam
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Aufzeichnungen in ihrer Sprache übernahmen, hielten sie ihre Traditionen und Geschichten mithilfe von Schnitzkunst fest.
    Ein weiterer bedeutender Maori-Ort ist die im Zentrum der Nordinsel gelegene Stadt Rotorua. Sie wurde von Maori gegründet, deren Anteil an den Einwohnern bis heute sehr hoch ist, sodass Rotorua als inoffizielle Maori-Hauptstadt gilt. Heiße Quellen, Geysire und Seen in der Umgebung locken viele Touristen an, die auch die zahlreichen Maori-Folkloreshows besuchen.
    Bleibt noch die Frage offen: Wen meint man heutzutage eigentlich, wenn man von Maori spricht? Das ist nicht so einfach zu sagen. Schätzungen gehen von etwa 615000 Maori aus (14,6 Prozent der 4,2 Millionen Neuseeländer), durch deren Adern aber nicht mehr zwingend das Blut polynesischer Ahnen fließt. Eine homogene Gesellschaftsgruppe namens Maori gibt es nicht, in Zeiten von Gleichberechtigung und Political Correctness lautet die Regel: Wer sich als Maori fühlt, ist ein Maori. Um aber spezielle Privilegien und Fördergelder erhalten zu können, muss ein Mindestmaß an Maori-Abstammung nachgewiesen werden. Im Jahr 2003 entwickelte sich eine landesweite Kontroverse um den Rugby-Spieler Christian Cullen, der für das New Zealand Maori Rugby Union Team nominiert wurde, obgleich er nur zu einem Vierundsechzigstel Maori ist.
    Andererseits nimmt der Bezug der Maori zur Kultur ihrer Vorfahren merklich ab. Laut einer Volkszählung im Jahr 2006 beherrschen nur noch vier Prozent aller Neuseeländer die Sprache Te Reo Maori. Um der Entwicklung entgegenzuwirken, ging 2004 ein staatlich finanzierter Fernsehsender an den Start, der sein Programm in der Maori-Sprache ausstrahlt, wenngleich mit englischen Untertiteln. Auch alle offiziellen Internetseiten der Regierung sind in den Amtssprachen Englisch und Te Reo Maori geschrieben.
    Die wirtschaftliche und soziale Situation vieler Maori lässt sehr zu wünschen übrig. Fast die Hälfte aller Erwachsenen hat keinen Schulabschluss, das Einkommen der Maori liegt deutlich unter dem neuseelän- dischen Durchschnitt. So kann es vorkommen, dass Maori von der Nord- auf die Südinsel ziehen, wenn gute Jobs locken. Besonders in der Tourismuswirtschaft sind viele Maori auf der Südinsel beschäftigt, zum Beispiel im Whale-watching-Business und als Nationalpark-Ranger.

DIE MAYA-KULTUR IST AUF GEHEIMNISVOLLE WEISE VERSCHWUNDEN
    Vom »Untergang des Maya-Reiches« und dem »Verschwinden einer Zivilisation« berichten Zeitungsartikel und Bücher mit schöner Regelmäßigkeit. Auch Fernsehsendungen über das »Phänomen« sind sehr beliebt, verständlicherweise. Doch ein homogenes, vereinigtes Maya-Reich hat es ebenso wenig gegeben wie ein geheimnisvolles Verschwinden der Maya-Bevölkerung. Bis heute ist diese quicklebendig: Etwa sechs Millionen Angehörige der Maya-Völker leben in Mexiko (auf der Halbinsel Yucatán und im angrenzenden Bundesstaat Chiapas), in Belize, Guatemala (wo 40 Prozent der Bevölkerung Maya sind), Honduras und El Salvador.
    Oft wird von den »Nachfahren der Maya« gesprochen und geschrieben, wenn die heutigen Maya gemeint sind. Das klingt, als habe es früher eine Art »Original-Maya« gegeben, die ausstarben und an die jetzt nur noch »Maya-Kopien« oder »Maya-Stellvertreter« erinnern.
    Wie konnten sich diese Irrtümer ausbreiten? Wie kommt es, dass sie bis heute nur schwer zu beseitigen sind? Um dies zu verstehen, muss man tief in die Maya-Geschichte eintauchen:
    Schon im 2. Jahrtausend vor Christi Geburt hatten sich Menschen auf Yucatán angesiedelt, sie betrieben dort Landwirtschaft und Handel. In der sogenannten Vorklassischen Periode der Maya-Geschichte, die bis in die ersten Jahrhunderte nach Christi Geburt reichte, entstanden bereits erste Städte mit den für die Region typischen Stufenpyramiden. Auch die Maya-Hieroglyphenschrift hatte ihren Ursprung in jener Zeit.
    Es folgte die Klassische Periode, in der die Maya eine einzigartige Hochkultur pflegten – sowohl in Bezug auf die Künste (Literatur, Bildende Kunst, Kunsthandwerk) als auch auf die Wissenschaften (mit umfassenden astronomischen Kenntnissen und einem äußerst präzisen Kalender) als auch auf die Wirtschaft (mit einem weitverzweigten Verkehrs- und Handelsnetz trotz der unwirtlichen Regenwaldlandschaft). Große Stadtstaaten formierten sich, hoch entwickelte urbane Zentren hatten mehrere zehntausend Einwohner, die städtischen Gesellschaften waren straff organisiert. In den Metropolen gab es viele große und kleine

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