Klex in der Landschaft
Edwards. »Ein Schlag an die richtige Stelle, und die Sache ist geritzt.«
»Das glaube ich erst, wenn ich’s gesehen habe«, sagte Klex und goß ihm noch einen Halbe Spezial-Sonder ein. »Ich zeig’s Ihnen. Ich werd’s Ihnen verdammt noch mal zeigen«, sagte Mr. Edwards und nahm noch einen kräftigen Schluck.
Als die Polizeistunde nahte, hatte das Spezialbräu wenn auch keine heilsame, so doch wenigstens eine beruhigende Wirkung auf die ganze Veranstaltung ausgeübt. Als die Bauarbeiter zu ihren Autos taumelten und die Jungen Konservativen wegfuhren, um sich ihre Wunden zu lecken, machte Klex den Laden dicht und half Mr. Edwards auf die Beine. »Ich sag’s Ihnen doch, ich kann es«, murmelte der. »Nie im Leben«, widersprach Klex.
Gemeinsam stolperten sie die Straße entlang auf Miss Percivals Häuschen zu; Klex umklammerte eine Flasche Wodka und Mr. Edwards’ Arm.
»Ich zeig’s Ihnen«, sagte Mr. Edwards, als sie quer über ein Feld auf das Haus zugingen. »Scheiße verdammte, ich zeig’s Ihnen.«
Er kletterte in den Kran und ließ den Motor an. Klex stand hinter ihm und schaute zu.
»Ole, wir fahr’n in’n Puff nach Barcelona«, sang Mr. Edwards, als der Kran mit einem Ruck durch die Hecke und den Garten fuhr. Hinter ihm wackelte und schwang die eiserne Abrißbirne. Mr. Edwards hielt den Kran an und stellte die Steuerung ein. Der Kranarm schwang herum, und die Kugel schwang mit. Sie verfehlte das Haus.
»Haben Sie nicht gesagt, Sie könnten es auf einen Schlag schaffen?« fragte Klex.
»Das«, sagte Mr. Edwards, »war bloß ein Probeschwung.« Er senkte den Kranarm, und eine Sonnenuhr zerbröselte. Mr.
Edwards fuhr ihn wieder in die Höhe.
»Tausend nackte Weiber auf dem Männerpissoir«, grölte er. Der Kran schwang herum, und Klex sprang aus dem Weg, als die Abrißbirne an ihm vorbeihoppelte. Im nächsten Moment prallte sie in die Seitenwand des Häuschens. Backsteine, Dachziegeln und Glassplitter stürzten krachend zu Boden, und eine große Staubwolke hüllte kurzzeitig Miss Percivals ehemals hübsches Heim ein. Als sich der Staub schließlich verzog, waren die Überbleibsel nicht mehr besonders hübsch; andererseits war das Gebäude nicht völlig zerstört. Ein Schornstein stand noch, und das Dach hing zwar in einem kuriosen Winkel herunter, war aber eindeutig als Dach erkennbar. Klex musterte kritisch das Resultat der Aktion.
»Besonders umwerfend finde ich das wirklich nicht«, meinte er herablassend. »Aber schließlich gibt es ja immer ein erstes Mal, nehme ich an.«
»Was solln das heißen, ein erstes Mal?« sagte Mr. Edwards. »Ich hab’s schließlich abgerissen, oder?«
»Nein«, sagte Klex, »nicht auf einen Schlag.« Mr. Edwards tröstete sich mit Wodka. »Ischa bloß ’n Scheiß Landhaus. Was soll man von ’m Landhaus schon erwarten. Hat überhaupt keine Masse. Brauche Masse, brauch’ Gewicht. Zeig mir ’n Haus, ’n anständiges Haus, ’n großes, massives Haus, und ich ...« Er sackte über seinen Armaturen zusammen. Klex kletterte in die Kabine und schüttelte ihn. »Aufwachen«, rief er. Mr. Edwards wachte auf. »Zeig mir ’n anständiges Haus ...«
»In Ordnung, mach’ ich«, sagte Klex. »Zeigen Sie mir, wie man dieses Ding fährt, und ich zeige Ihnen ein anständiges Haus.«
Mr. Edwards gab sich große Mühe. »Du ziehst an diesem Hebel hier und drückst auf das Pedal da.« Fünf Minuten später wurde Guildstead Carbonell, dessen Ruhe bereits durch den Ausbruch von Gewalt im Royal George gestört worden war, zum zweitenmal erschüttert, als Klex mit Mr. Edwards’ Hilfe versuchte, die High Street mit mehr als der gesetzlich vorgeschriebenen Geschwindigkeit zu befahren. Als der Kranwagen mit über sechzig Stundenkilometern die erste von mehreren Kurven nahm, hatte Klex Schwierigkeiten, ihn auf der Straße zu halten. Dabei halfen ihm weder Mr. Edwards’ Trägheit noch die hinter ihm schwingende Abrißbirne, die dazu neigte, die Reize der Zentrifugalkraft zu demonstrieren. An der ersten Ecke streifte sie das Spiegelglasfenster eines neueröffneten Minimarkts, federte vom Dach eines geparkten Wagens hoch, drang in das Wohnzimmer von Mr. Tates Haus ein und kam in Mr. und Mrs. Williams’ Salon wieder zum Vorschein, enthauptete das Kriegerdenkmal und nahm auch noch einen Telegrafenmasten einschließlich fünfzig Meter Draht ins Schlepptau. An der zweiten Kurve machte der Kran eine Abkürzung durch den Hof von Mr. Dugdales Werkstatt und Tankstelle, wo er sauber die
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