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Klex in der Landschaft

Klex in der Landschaft

Titel: Klex in der Landschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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gigantischen Erdbebens. Als das Haus um ihn herum zerfiel – womit Mr. Edwards’ Behauptung, er sei ein Abrißexperte, aufs schönste bestätigt wurde –, klammerte sich Mr. Bullett-Finch an das Treppengeländer und lugte durch einen Sandsturm aus Putz und pulverisierten Backsteinen, während das Mobiliar, auf das seine Gattin zu Recht so stolz gewesen war, aus den Räumen im oberen Stockwerk an ihm vorbeisauste. Zwischen den Möbeln tauchte Mrs. Bullett-Finch persönlich auf, schreiend und hysterisch ihre Unschuld beteuernd, die bis dato immer außer Zweifel gestanden hatte, und er überlegte gerade, weshalb sie für eine offensichtliche Naturkatastrophe die Verantwortung übernehmen wolle, als ihm die Entscheidung abgenommen wurde, da das Dach auf ihn stürzte und die Treppe unter ihm zusammenbrach. Mr. Bullett-Finch fiel in den Keller, wo er – umgeben von seinem kleinen Rotweinvorrat – bewußtlos liegenblieb. Mrs. Bullett-Finch, die sich immer noch an ihre Matratze und die Überzeugung klammerte, sie habe das Gas angelassen, war derweil in den Kräutergarten katapultiert worden, wo sie inmitten des Thymians konvulsivisch schluchzend liegenblieb.
    Aus der Kabine des Krans betrachtete Mr. Edwards stolz sein Werk.
    »Hab’ dir doch gesagt, ich kann’s«, sagte er und entriß Klex die Wodkaflasche, mit der dieser seine Nerven beruhigt hatte. Klex ließ ihn die Flasche leeren. Dann zog er ihn aus der Kabine und kletterte wieder zurück, um alle Fingerabdrücke von den Armaturen zu wischen. Schließlich schulterte er Mr. Edwards und ging die Auffahrt hinunter.
    Als er im Royal George eintraf, war Mrs. Wynn wieder aus Worford zurück und wusch bei Kerzenlicht Gläser ab. »Sieh dir bloß diese Schweinerei an«, beschwerte sie sich. »Kaum lasse ich dich mal einen Tag allein den Laden schmeißen, finde ich das hier vor. Man könnte meinen, hier hätte eine Orgie stattgefunden. Und dann wüßte ich gern, was eigentlich im Dorf passiert ist? Sieht aus, als wäre es bombardiert worden.«
    Klex half beim Abwaschen und ging dann wieder zu dem Landrover hinaus. Mr. Edwards schlief immer noch tief und fest auf dem Rücksitz. Klex fuhr langsam aus dem Hof in Richtung Ottertown. Das war zwar ein Umweg, aber er wollte nicht auf der High Street gesehen werden. Er hielt an dem Wohnwagenpark, wo die Autobahnbauer untergebracht waren, und legte Mr. Edwards aufs Gras. Dann fuhr er zur Schlucht und dem Handyman-Anwesen zurück. Um zwei Uhr morgens lag er in seinem Bett im Pförtnerhaus. Alles in allem war es ein erfolgreicher Tag gewesen.
    *
    In Dundridges Apartment klingelte das Telefon. Schläfrig tastete er danach und knipste das Licht an. Es war Hoskins. »Was wollen Sie denn, verdammt noch mal? Ist Ihnen klar, wie spät es ist?«
    »Ja«, sagte Hoskins, »allerdings ist mir das klar. Ich wollte Ihnen nur mitteilen, daß Sie diesmal zu weit gegangen sind.«
    »Zu weit gegangen?« sagte Dundridge. »Ich bin nirgend wohin gegangen.«
    »Verschonen Sie mich bloß damit«, sagte Hoskins. »Sie mit Ihren wahllosen Ausfällen, Ihren Spezialeinheiten und Sturmtrupps. Na, diesmal haben Sie uns ganz schön reingeritten. In diesem verfluchten Haus wohnten noch Menschen, verstehen Sie, außerdem war’s überhaupt nicht für den Abriß vorgesehen, und was Sie mit Guildstead Carbonell angestellt haben ... Ihnen ist doch hoffentlich klar, daß die Autobahn in fast zwei Kilometer Entfernung an dem Dorf vorbeiführen sollte. Die Ortschaft steht unter Denkmalschutz, Guildstead Carbonell, das ein historisch wertvoller Ort ist ... war. Jetzt ist es eine verdammte Ruinenlandschaft, ein Notstandsgebiet.«
    »Ein Notstandsgebiet?« sagte Dundridge. »Was meinen Sie mit Notstandsgebiet?«
    »Sie wissen ganz genau, was ich damit meine«, schrie Hoskins hysterisch. »Ich hatte ja schon immer den Verdacht, daß Sie verrückt sind, aber jetzt weiß ich’s.« Er knallte den Hörer auf die Gabel und ließ einen verwirrten Dundridge zurück, der sich auf die Bettkante setzte und überlegte, was zu tun sei. Zweifellos war mit der Operation Fernverkehr irgend etwas schiefgelaufen. Gerade wollte er Hoskins zurückrufen, als das Telefon wieder klingelte. Diesmal war die Polizei dran. »Spreche ich mit Mr. Dundridge?«
    »Ja, am Apparat.«
    »Hier spricht der Polizeipräsident. Ich würde mich gern einmal mit Ihnen unterhalten. Es geht um die Ereignisse in Guildstead Carbonell ...«
    Dundridge zog sich an
    *
    Sir Giles parkte seinen Wagen vor der Kirche

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