Klex in der Landschaft
niederschmetternd.«
Sir Giles nickte beifällig. Auf Mrs. Forthbys schlechtem Gedächtnis beruhte sein Alibi, darauf und auf Schlaftabletten. »Der blöden alten Kuh wird ein Tag ihres Lebens nicht groß fehlen«, dachte er sich, als er mit einem Zahnbürstenstiel sechs Tabletten in einem Glas zerkleinerte und anschließend einen großen Schluck Whisky hineinkippte. Wie er von seinem Arzt wußte, lag die tödliche Dosis bei zwölf Stück. »Mit sechs wären Sie wahrscheinlich vierundzwanzig Stunden außer Gefecht«, hatte der Doktor ihm erzählt, und mehr als vierundzwanzig Stunden brauchte Sir Giles nicht. Er ging zum Abendessen in die Küche.
»Wie wär’s mit einem Schlummertrunk?« fragte er, als sie fertig waren.
»Du weißt doch, daß ich nicht trinke«, sagte Mrs. Forthby. »Neulich hast du aber. Eine halbe Flasche Würzbrandy hast du abends leer gemacht.«
»Das war was anderes. Da war ich nicht ganz auf der Höhe.« Sir Giles lag der Spruch auf der Zunge, wenn sie diesen Drink intus hätte, würde sie noch viel tiefer sinken, aber er hielt sich zurück. »Prost«, sagte er und leerte sein Glas. »Prost«, meinte Mrs. Forthby skeptisch und nippte an ihrem Whisky. Sir Giles goß sich noch einmal nach. »Wohl bekomm’s«, sagte er.
Mrs. Forthby nippte wieder. »Weißt du, ich hätte schwören können, daß heute Dienstag ist.«
Sir Giles hätte schwören können – punktum. »Heute ist Mittwoch.«
»Aber ich hab’ doch Mittwoch einen Friseurtermin. Wenn heute Mittwoch ist, muß ich ihn verpaßt haben.«
»Genau«, sagte Sir Giles wahrheitsgemäß. Was auch immer geschehen würde, Mrs. Forthby hatte ihren Friseurtermin verpaßt. Er hob sein Glas. »Wohlsein.«
»Wohlsein«, wiederholte Mrs. Forthby und nippte noch einmal. »Wenn heute Mittwoch ist, muß morgen Donnerstag sein, was bedeutet, daß ich am Nachmittag meinen Töpferkurs habe.«
Sir Giles schenkte sich rasch noch einen Whisky ein. Wegen derartiger unwichtiger Kleinigkeiten scheiterten die besten Pläne. »Ich habe mir gerade überlegt, daß wir am Wochenende nach Brighton fahren könnten«, extemporierte er. »Ich dachte, das würde dir gefallen.«
»Mit mir?« fragte Mrs. Forthby mit glänzenden Augen. »Nur wir beide ganz allein«, sagte Sir Giles. »Oh, du bist so aufmerksam.«
»A votre santé«, sagte Sir Giles.
Mrs. Forthby trank ihren Drink aus und stand auf. »Heute nacht ist Schwester Katheter dran, stimmt’s?« sagte sie und schwankte auf ihn zu.
»Vergiß es«, sagte Sir Giles, »ich bin nicht in Stimmung.« Das war Mrs. Forthby auch nicht. Er trug sie ins Schlafzimmer und brachte sie zu Bett. Als er fünf Minuten später die Wohnung verließ, schlief sie tief und fest. Wenn sie aufwachte, würde er zurück sein und neben ihr im Bett liegen. Er stieg ins Auto und machte sich auf die Fahrt gen Norden.
*
Im Royal George in Guildstead Carbonell verlief Klexens Experiment in Sachen künstlich herbeigeführter Narkose zwar langsamer, brachte aber lustigere Resultate. Um neun Uhr abends war die Kneipe voller singender Kipperfahrer, zwei Schlägereien waren ausgebrochen und wieder beigelegt worden, ehe sie so richtig in Gang kamen, ein Pfeilwerfen mußte abgebrochen werden, als ein Unbeteiligter mit seinem Ohr an den Kalender vom letzten Jahr genagelt wurde, und Klex und Mrs. Wynns Schäferhund hatten zwei Männer wegen unzüchtiger Handlungen aus dem Männerklo verwiesen. Um zehn hatte sich Klex’ Versprechen, die Spezial-Sonderabfüllung werde für einen besonderen Anlaß gebraucht, wortwörtlich erfüllt. Zwei weitere Schlägereien – diesmal zwischen Einheimischen und Autobahnbauarbeitern – waren nicht beigelegt worden, sondern hatten sich in den vornehmeren Schankraum der Kneipe ausgedehnt, wo ein Pfahlrammenführer versuchte, seine Tätigkeit an der Verlobten des Vorsitzenden der Jungen Konservativen zu demonstrieren, das Pfeilwerfen war mit einem Porträt Winston Churchills als Wurfbrett fortgesetzt worden, und ein halbes Dutzend Bulldozerfahrer vollführten auf dem Billardtisch ein Holzschuh-Schautanzen. Zwischendurch war Mr. Edwards, der behauptete, er habe mehr Häuser abgerissen, als Klex warme Mahlzeiten gegessen habe, von diesem in eine prima aggressive Stimmung hochgeschaukelt worden.
»Jedes beschissene Haus, daß Sie mir zeigen, kann ich mit einem verdammten Schlag umhauen«, rief Mr. Edwards. Klex zog eine Augenbraue hoch. »Wer’s glaubt, wird selig.«
»Wenn ich’s Ihnen doch sage«, behauptete Mr.
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