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Klex in der Landschaft

Klex in der Landschaft

Titel: Klex in der Landschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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allerdings mit dem Herzen dabeizusein. Mrs. Wynn bemerkte das.
    »Heute nacht bist du nicht der alte«, sagte sie, als sie fertig waren. Klex grunzte. »Das soll nicht heißen, daß ich selber umwerfend bin. Meine Beine bringen mich um. Ich muß unbedingt mal ’n Tag ausspannen.«
    »Warum nimmst du dir nicht einen Tag frei?« fragte Klex. »Wie soll ich das machen? Wer kümmert sich dann um die Gäste?«
    »Das mach ich dann schon«, sagte Klex.
    *
    Um fünf radelte Klex bereits die Hauptstraße von Guildstead Carbonell hinunter zum Haus Handyman. Um sieben hatte er die Löwen gefüttert, und als Lady Maud zum Frühstück runterkam, wartete er schon auf sie.
    »Ich nehme mir den Tag frei«, verkündete er. »Was tun Sie?« erkundigte sich Lady Maud. Klex nahm sich nie freie Tage.
    »Mir den Tag freinehmen. Und ich brauche den Landrover.«
    »Wofür?« fragte Lady Maud, die es nicht gewohnt war, von ihrem Gärtner zu hören, daß er ihren Landrover brauche. »Überlassen Sie das nur mir«, sagte Klex. »Verraten wird nichts.«
    »Verraten wird nichts? Aber sonst geht’s Ihnen gut?«
    »Und dann brauche ich noch ein Schreiben für Mr. Wilkes in der Brauerei, daß er mir Spezialbräu Sonderabfüllung aushändigen soll.«
    Lady Maud nahm am Küchentisch Platz und sah ihn skeptisch an. »Die Sache gefällt mir nicht, Klex. Sie führen etwas im Schilde.«
    »Und die Sache gefällt mir auch nicht«, sagte Klex, als aus der Schlucht ein dumpfes Grollen ertönte. Lady Maud nickte. Diese Sache gefiel auch ihr nicht.
    »Hat es irgendwas damit zu tun?« fragte sie. Klex nickte. »Wenn das so ist, kriegen Sie, was Sie wollen, aber ich möchte nicht, daß Sie wegen mir in Schwierigkeiten geraten, damit das klar ist.«
    Sie ging ins Arbeitszimmer und schrieb Mr. Wilkes, dem Direktor der Handyman-Brauerei in Worford, er solle Klex geben, was er verlange.
    Um zehn Uhr war Klex im Büro des Direktors. »Spezial-Sonderabfüllung?« sagte Mr. Wilkes. »Aber Spezial- Sonder ist nur für besondere Anlässe, Krönungsfeiern und dergleichen.«
    »Hier geht’s um einen besonderen Anlaß«, erwiderte Klex. Mr. Wilkes las den Brief noch einmal durch. »Wenn Lady Maud darauf besteht, muß ich es wohl tun, obwohl der Verkauf von Spezial-Sonder gesetzlich strengstens verboten ist. Es hat zwanzig Prozent Stammwürze.«
    »Und zehn Flaschen Wodka«, sagte Klex. Sie begaben sich in den Keller und beluden den Landrover.
    »Vergessen Sie, daß ich hier war«, empfahl Klex, als sie fertig waren.
    »Ich werd’ mir Mühe geben«, sagte der Direktor, »das Ganze ist verflucht ungesetzlich.«
    *
    Klex fuhr zum Royal George und brachte Mrs. Wynn zu ihrem Bus. Dann kehrte er in die Kneipe zurück und machte sich an die Arbeit. Gegen Mittag hatte er ein Faß Handyman Bitter in die Kanalisation gekippt und es mit Spezial-Sonderabfüllung und fünf Flaschen Wodka gefüllt. Er probierte die Mixtur an ein paar Gästen aus und war von der Wirkung begeistert. Nachmittags machte er ein Nickerchen und spazierte anschließend durchs Dorf und weiter bis zum Haus der Bullett- Finches. Es war ein großes, im Pseudo-Tudorstil erbautes Haus, ein wenig abseits von der Straße und mit einem sehr schönen Garten. Vor dem Tor verkündete ein Schild, Finch Grove stehe zum Verkauf. Die Bullett-Finches hatten keine Lust, hundert Meter neben einer Autobahn zu wohnen. Klex konnte es ihnen nicht verdenken. Dann ging er durchs Dorf zurück und sah sich Miss Percivals Häuschen an. Es stand nicht zum Verkauf. Es sollte abgerissen werden, und Miss Percival war schon ausgezogen. In der Nähe stand ein großer Kran, an dessen Arm eine stählerne Kugel baumelte. Klex kletterte ins Führerhäuschen und spielte mit den Armaturen. Dann ging er wieder in die Kneipe, setzte sich hinter die Bar und wartete auf die Öffnungszeit.

Kapitel 22
    Sir Giles machte sich in Mrs. Forthbys Wohnung zu schaffen. An der Uhr auf dem Kaminsims stellte er das Datum um. Er blätterte die Seiten der Radio-Times auf den folgenden Tag um und versteckte die Tageszeitung. Mehrmals behauptete er steif und fest, es sei Mittwoch.
    »Daran sieht man mal wieder, was ich für ein Wirrkopf bin«, sagte Mrs. Forthby, die gerade in der Küche das Abendessen zubereitete. »Ich hätte schwören können, heute wäre Dienstag.«
    »Morgen ist Donnerstag«, sagte Sir Giles. »Wenn du meinst, Liebling«, sagte Mrs. Forthby. »Ich weiß jedenfalls nicht, welcher Wochentag heute ist. Mein Gedächtnis ist einfach

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