Klex in der Landschaft
des Metzgers hat es nicht funktioniert. Sie können sich nicht vorstellen, was es an seinem hinteren Kotflügel angerichtet hat.«
»Das kann ich mir ganz genau vorstellen. Einen Schaden von sechzig Pfund; aber es hat den Wagen nicht angegriffen.«
»Nein«, bestätigte Klex, »es hat sich bloß dagegen gelehnt und seinen Hintern dran gerieben.«
»Na ja, wenigstens betragen sich die Giraffen anständig«, sagte Lady Maud.
»Was von ihnen noch übrig ist«, präzisierte Klex. »Was soll das heißen, ›Was von ihnen noch übrig ist‹?«
»Tja, es sind nur noch zwei übrig.«
»Zwei? Aber es waren doch vier. Wo sind die anderen zwei geblieben?«
»Das fragen Sie besser die Löwen«, empfahl ihr Klex. »Ich könnte mir denken, daß sie Giraffen gern zum Abendbrot verspeisen.«
»Wenn das so ist, sollten wir am besten noch mal einen Zentner Fleisch beim Metzger bestellen. Wir können nicht zulassen, daß sie sich gegenseitig auffressen.« Gebieterisch schritt sie über den Rasen und hielt kurz an, um das Nashorn mit einem Stock zu pieken. »Ich dulde nicht, daß du dich im Steingarten rumtreibst«, teilte sie dem Tier mit. Vor dem Küchengarten döste ein Löwe in der Sonne. »Zieh Leine, du faules Untier.« Der Löwe stand auf und schlich sich fort. Klex schaute voll Bewunderung zu, ehe er die Tür zum Küchengarten schloß. »Was für eine Frau«, murmelte er und kümmerte sich wieder um die Tomaten. Fünf Minuten später wurde er von einem dumpfen Grollen aus der Schlucht unterbrochen. Er blickte auf. Sie kamen näher. Es war an der Zeit, in dieser Angelegenheit etwas zu unternehmen. Bisher hatte er sich darauf beschränkt, nachts Dundridges mobiles Hauptquartier durch die Gegend zu fahren und die Positionen der Pflöcke zu verändern, mit denen die Streckenführung markiert wurde, so daß die Autobahn mehrere Grade von der geplanten Route abgewichen wäre, hätte man sich bei den Bauarbeiten nach den Wünschen der beteiligten Firmen gerichtet. Da Dundridge bei den Arbeiten leider auf Willkürlichkeit bestand, waren Klex’ Anstrengungen zum Scheitern verurteilt gewesen. Er hatte lediglich bewirkt, daß sämtliche Bäume in Oberst Chapmans Obstplantage, die etwa vierhundert Meter von der geplanten Autobahnstrecke entfernt lag, gefällt wurden. Der Oberst hatte den Behörden die Hölle heiß gemacht, dann war ihm eine zusätzliche Schadensersatzzahlung versprochen worden. Noch ein paar derartige Rechenfehler, und es gäbe einen öffentlichen Entrüstungsschrei. Klex dachte gründlich über dieses Problem nach.
*
Zum erstenmal seit Wochen besuchte Klex in dieser Nacht den Royal George in Guildstead Carbonell. Mrs. Wynn begrüßte ihn enthusiastisch. »Bin ich froh, daß du gekommen bist«, sagte sie. »Ich dachte schon, du hättest mich endgültig aufgegeben.«
Klex sagte, er sei beschäftigt gewesen. »Beschäftigt?« sagte Mrs. Wynn. »Das mußt gerade du sagen. Ich bin hier mit den Leuten von der Autobahn dauernd auf Trab. Mittags kommen sie her, und abends sind sie wieder da. So was hat’s hier bestimmt noch nie gegeben, das kannst du mir glauben.« Klex schaute sich in der Bar um und sah, was sie meinte. Die Kneipe war voller Bauarbeiter. Er nahm sich einen Halben Handyman Brown und setzte sich an einen Tisch in der Ecke. Eine Stunde später unterhielt er sich angeregt mit dem Bulldozerfahrer.
»Muß ’ne interessante Arbeit sein, Häuser abzureißen«, sagte Klex.
»Wird gut bezahlt«, sagte der Fahrer.
»Um ein großes Gebäude wie Haus Handyman abzubrechen, muß man bestimmt ein echter Fachmann sein.«
»Keine Ahnung. Ich sag immer, je größer sie sind, desto lauter kracht’s, wenn sie umfallen«, sagte der Fahrer, der sich durch Klex’ Interesse geschmeichelt fühlte. »Ich hole uns noch ’n Halben«, sagte Klex. Drei Halbe später erklärte der Fahrer einem faszinierten Klex die Feinheiten von Abrißarbeiten.
»Es kommt drauf an, daß man den Eckstein trifft«, sagte er. »Den suchst du dir, schwingst die Birne zurück, läßt sie los und schon – fertig ist die Laube! – fällt das ganze Haus um wie ein Stapel Spielkarten. Ich verrate Ihnen was: ich hab’ das schon öfter gemacht, als Sie warme Mahlzeiten hatten.« Klex sagte, das wolle er gern glauben. Als die Polizeistunde kam, wußte er eine ganze Menge über Abbrucharbeiten, und der Fahrer sagte, er würde ihn gern mal wiedersehen. Klex half Mrs. Wynn beim Gläserwaschen und kam dann seinen nichtehelichen Pflichten nach, ohne
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