Klick mich: Bekenntnisse einer Internet-Exhibitionistin (German Edition)
salzig schmeckenden Lippen auf meine presst.
Dass ich das Tempus gewechselt habe, ist Leonard bestimmt nicht aufgefallen. Ob er mit einer Hand tippen kann?
– Das hat sich ja gelohnt, so lange zu warten!
Mich schaudert es, ich nehme einen großen Schluck Weißwein und tippe weiter. Ich habe mich jetzt in Erregung geschrieben, und obwohl ich mich schäme, höre ich nicht auf. Ich steigere mich von Sekunde zu Sekunde mehr rein. Und ja, ich habe das Gefühl, das Meer riechen zu können, egal wie albern das selbst in meinen Ohren klingt.
– Seine Hände streifen über meinen Körper, meinen Po, meine Brüste, streifen über meinen Bikini, den er nun langsam auszieht. Er beugt sich über mich mit seinem durchtrainierten Körper, blickt mich von oben an, umarmt mich und ich spüre eine Explosion, die durch meinen Körper fährt. Ein tiefes Seufzen entringt sich mir. Immer und immer wieder. Schließlich trägt er mich, immer noch in mir, meine Beine um ihn geschlungen, ins Wasser. Ich lasse mich auf die Wasseroberfläche fallen und genieße die sanften Stöße.
Ich keuche leicht. Das ist aufregender, als ich ahnen konnte. Und dann mit Leonard. Ich starre auf das Fenster. Die Zeit ist verflogen.
– Die Sonne strahlt unsere Körper an und wir verlieren uns in uns, bis das Meer uns wieder am Strand anschwemmt. Im Sonnenuntergang blickt er mich an und fragt, wie ich heiße. Ich schweige.Danach sind wir zurückgeschwommen und ich habe ihn nie wieder gesehen.
– Das hat funktioniert …
Oh je, was ist hier genau passiert? Ich fühle mich besser, als mir lieb ist. Leonard ist voll eingestiegen. Ich kichere, klappe die billige Erotikgeschichte zu und gehe offline. Selbst schuld, wenn ihm nicht mal auffällt, dass die Figuren nicht verhütet haben.
Was ist falsch mit mir? Ich denke an eine bügelnde Hausfrau, die gelangweilt willkürliche Stöhngeräusche in den Hörer ächzt. Wieso sitze ich jetzt hier und tue Ähnliches? Noch dazu unbezahlt. Ich lüge und er fülle wissentlich und willentlich alle Klischees über Cybersex , obwohl ich das normalerweise weder erotisch noch sonstwie anregend finde. Und doch kann ich nicht bestreiten, dass auch mit mir etwas passiert ist. Ich fand es spannend, Leonard zu manipulieren, doch es war mehr als das. Ich muss mein Gegenüber kennen beim Cybersex, meine Phantasie hat noch nie ausgereicht, um mir einen Mann in Gedanken zu basteln. Ich brauche dafür echte Vorbilder. Echte Männer. Oder manchmal auch echte Frauen. Auch wenn sie fiktiv sind.
Wenn ich eines gelernt habe auf den austauschbaren Plattformen digitalen Seins, dann, dass es alles gibt. Regel 34: There is porn of it, no exceptions. Der Phantasie und der Pornographie sind keine Grenzen gesetzt. Den Abgründen auch nicht. Menschen, Tiere, Gegenstände, Phantasiefiguren, widerliche Gewaltelemente, Verstöße gegen die Menschenrechte. Für die Kanni balismusversion muss man zwar ein bisschen Mühe aufbringen, doch: Nichts ist unmöglich, es gibt den Kannibalenporno. Garantiert. Frauen, die an inneren Blutungen sterben, weil sie Sex mit einem Pferd haben wollten, sind für mich eine weniger schockierende Nachricht, als sie es sein sollte. In den dunklen Ecken des Internets findet sich die Vielseitigkeit menschlicher Vorlieben umfassend dokumentiert. »Gibt es nicht« gibt es nicht.
Ich lehne Pornographie nicht grundsätzlich ab. Wieso auch? Ich finde die meisten Pornos jedoch uninteres sant. Pornos machen Spaß, wenn Frauen und Män ner echten Spaß haben. Nicht diesen Spaß mit Spucke und Zischgeräuschen. Ich weigere mich zu glauben, dass Sex nur eine Ware ist und die Menschen das tatsächlich so sehen. Ich weigere mich zu glauben, dass Menschen die lustlos dreinschauenden Pornodarsteller, braun gebrannt, plastisch modelliert und künstlich befeuchtet, erotisch finden. Ich weigere mich zu glauben, dass Menschen nicht erst durch die Lust der anderen erregt werden. Ich weigere mich einfach. Vielleicht hoffe ich auch, dass mein digitales Gegenüber im entscheidenden Moment sagt, wie dämlich unser Gespräch ist, und mit mir über Hegels Dialektik sprechen will statt über anal eingeführte Baseballschläger. Vielleicht suche ich in der bitteren Realität aber auch nur verzweifelt die Bestätigung für meinen Glauben an das Gute? Doch, ich will durchaus Menschen beim Sex beobachten, die Spaß mit-, an- und ineinander haben. Ich will schöne Menschen sehen, mit Speckbäuchen und Cellulite, unterschiedlich großen Brüsten und Ho
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