Klick mich: Bekenntnisse einer Internet-Exhibitionistin (German Edition)
Das ist eine Art, dazu beizutragen, dass Menschen anonym und frei kommunizieren können. Frei von sozialem Druck und Mehrheitsterror.
Anonymität bringt aber auch Herausforderungen mit sich, vor allem bezüglich der Umgangsformen. Wüste Beschimpfungen und Unterstellungen, Drohungen und sexuelle Belästigung äußern sich im Schutz der Anonymität ungehemmter. Ein Preis, den ich gerne für freie Meinungsäußerung zu zahlen bereit bin. Denn noch nie lag uns das, was die Menschen wirklich denken, so detailliert dokumentiert vor. Deswegen unterstütze ich auch, dass Mortensen nicht unterscheidet zwischen guten und bösen Nutzern anonymer Kommunikation, die vielmehr ein Grundrecht ist. In Gut und Böse einteilen, das geht nur mit Überwachung der Nutzer und ihrer Datenströme. Anonymität ist aber eben die Abwesenheit von Überwachung. Wie viel Anonymität eine Gesellschaft braucht? Viel. Mortensen braucht TOR jedes Jahr, das ich ihn kenne, ein bisschen mehr. Es wird immer gefährlicher für ihn, im Netz zu agieren. Warum er es trotzdem tut? Das fragt er sich auch.
Sex geht auch online
tl;dr: Es gibt Tage, an denen man Dinge tut, für die man sich am nächsten Morgen schämt. Daran ändert auch das Internet nichts. Digitalität kann sehr intim sein und darf auch deshalb nicht kontrolliert werden.
Leonard hat ein Talent, immer im ungünstigsten Au genblick seine Chatanfragen zu schicken. Egal, ich wollte sowieso nichts mehr arbeiten und lasse mich auf das Gespräch ein. Leonard geht’s heute offenbar nicht um kognitive Vorgänge, recht unverblümt tippt er:
– Let’s talk about sex, Baby. Erzähl mir endlich von diesem One-Night-Stand.
Schon wieder … Leonard versucht bereits eine ganze Weile, mich sexuell zu verfangen, bisher habe ich immer abgelenkt. Wein habe ich genug getrunken, heute hat er mich.
– Ich weiß nicht mal, wie der Typ heißt. Es war in Spanien, an der Küste in der Nähe von Barcelona. Ich lag am Strand, als er sich mit einem herausfordernden Grinsen neben mich legte und mich fragte, ob er meine Hand halten kann. Ich kann mich kaum erinnern, wie er aussah, bestimmt groß und dunkelhaarig. Ich kann mich nur an diese tiefe durchdringende Stimme erinnern, mit der er mich dazu bringen würde, alles zu tun, was er wollte. Ich war wie gelähmt, schämte mich, nickte aber und flüsterte leise: Ja, bitte. Wir lagen da und mein Herz raste, mein Körper zitterte vor Lust auf diesen willkürlichen Typen, der mir bereits viel zu nah gekommen war mit seinem aufdringlichen Körpergeruch.
Ich höre auf zu tippen. Was tue ich hier eigentlich? Erotikgeschichten für Bastei-Lübbe schreiben?
– Erzähl weiter! Hast du ihn spüren lassen, dass du erregt bist?
– Ja. (Ich bin ja schon wieder am Tippen!) – Irgendwann ist er aufgestanden, immer noch meine Hand in seiner, und meinte, dass wir ins Meer gehen müssen. Abkühlen. Etwas benebelt bin ich ihm gefolgt, tapsend und mit dem dringenden Bedürfnis, ihn zu küssen, ihn anzufassen, seinen Schweiß zu lecken. Ich schwieg jedoch in seiner Gegenwart, so unglaublich das vielleicht klingt. Langsam tauchten wir in den kühlen Wellen unter, immer noch Hand in Hand. Er zog mich wie selbstverständlich durchs Wasser, das meinen erregten Körper umschmeichelte.
Obwohl ich angesichts der schmalzigen Formulierungen fast in hysterisches Lachen ausbreche und mich auch selbst ein bisschen sehr toll finde mit meiner neu entdeckten Leidenschaft als Rosamunde-Pilcher-Pornographin, scheint der Wein meinen Kopf vollständig bestiegen zu haben. Ich empfinde gerade eine ir ritierende Form der Erregung, irgendwo zwischen Scham und kompletter Entgrenzung. Meine Brüste ziehen sich zusammen.
– Weiter …
Und auch wenn ich mir nicht sicher bin, ob das gerade richtig ist, was hier passiert, tippe ich weiter. Na türlich. Ich gebe Leonard, was er schon lange will. Also indirekt. Oder will er doch was ganz anderes? Dann würde er jetzt nicht tun, was er tut.
– Nach ein paar Zügen erkenne ich von Weitem eine kleine Lagune. Er tut es, denke ich. Wir tun es. Sanft steigen wir aus den Fluten und schnellen über die in der prallen Sonne erhitzten Steine. Er weiß, wo es langgeht. Wir setzen uns unter einen Felsvorsprung in den kühlen Sand, mein Busen bebt. Mit dem Zeigefinger streicht er mir über den nassen Bauch und wandert langsam über meine strammen Brüste bis hin zu meinem Mund. Ich atme schwer. Wir blicken uns in die Augen, bevor er mich im Nacken packt und seine
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