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Klick mich: Bekenntnisse einer Internet-Exhibitionistin (German Edition)

Klick mich: Bekenntnisse einer Internet-Exhibitionistin (German Edition)

Titel: Klick mich: Bekenntnisse einer Internet-Exhibitionistin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Schramm
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geprägt. Männer haben die Strukturen des Netzes aufgebaut und ihm ihren Stempel aufgedrückt. Frauen sind auch im Netz wieder das andere Geschlecht. Sie werden bewundert, wenn sie sich für Computer interessieren. Und ungläubig beäugt, wenn sie programmieren kön nen. Wir hatten mal den Traum, dass im Netz alles anders ist. Doch aus dieser Generation im Netz, dem egalitärsten aller Medien, ist eine weitere Generation Sexisten geworden. Fast bin ich selbst in die Rollenfalle getappt, hätte mir den Status einer digitalen Muse zulegen wollen. Ein bisschen verrückt, ein bisschen eigen, aber immer im Dienste des Hackers, der mir zuliebe die Homepage erlegt. Haben unsere Mütter umsonst gekämpft? Und wenn alles anders im Netz ist, wieso hat Lara Croft so wenig an und surreal große Brüste? Wieso sind so wenige Frauen in der IT-Branche? Wieso nutzen so viele Frauen die Computer nicht, wie man sie nutzen könnte?
    Das Internet reproduziert Sexismus, den es aus der Gesellschaft kennt. Da wird aus »weiblich« in Internetsprache schnell »5andw1chm43r«, also Sandwichmaker, Mütter, Schwestern, Omas werden als » DAU s« (also Dümmst Anzunehmende User) umschrieben und schlecht funktionierende Programme bekommen Mädchennamen. Die Welt der Hacker ist nicht weiblich, sie ist männlich und sie merkt es nicht mal. Verharmlosende Aussagen über Vergewaltigungen finden im Netz ihren Platz, Feminismus wird aggressiv niedergeschrien. Der Kampf ist noch lange nicht beendet.
    Auch f rage ich mich ja, wann die Männer sich endlich mal gegen dieses widerliche Männerbild wehren. Als ob sie nur triebgesteuerte Hündchen wären. Wirkliche Gleichheit ist erst erreicht, wenn Frauen und Män ner in beiden Sphären, der öffentlichen wie der pri vaten, auf Augenhöhe unterwegs sind. In den letzten Jahrzehnten versuchte man, die Frauen in die öffentliche Sphäre zu bringen, also in Unternehmen, Parlamente und so weiter. Hat ja auch recht gut geklappt. Wir haben aber versäumt, gleichzeitig die Männer in der pri vaten Sphäre zu etablieren. Hausmänner und Väter sind immer noch nicht anerkannt in unserer Gesellschaft. Das müssen wir ändern. Nur dann kann das Projekt Geschlechtergerechtigkeit funktionieren.
    Und wie geht es mit dem Netz weiter? Wie können wir es nutzen für Geschlechtergerechtigkeit bezie hungsweise beeinflussen, welche Vorbilder für Männer und Frauen entstehen? Digitale Netzwerke ermögli chen eigentlich per se eine Gleichberechtigung aller Lebensentwürfe. Denn rein technisch begegnen sich erst mal alle Menschen auf Augenhöhe. Eine Ministerpräsidentin streitet mit der dritten Rechnungsprüferin der Partei bibeltreuer Christen im Kreisverband Sächsische Schweiz/Osterzgebirge. Ich glaube, dass gerade die Idee des Netzwerks eine sinnvolle Ergänzung zur Quote darstellt. Was nicht heißt, dass wir die Quote nicht noch brauchen.
    Der Wodka ist alle, ich seufze laut und suche mit den Augen nach den anderen. Ah, Maya kommt auf mich zu.
    »Was hast du dir wieder in deinem hübschen Kopf zurechtgedacht?«, sagt sie, und im gleichen Augenblick entdeckt sie Kurt, der nun ebenfalls auf uns zukommt.
    Maya bekommt einen leicht debilen Blick und säuselt ein furchtbar devot klingendes »Hallo« in sein ungewaschenes Gesicht. Er lächelt zurück.
    »Äh, was passiert hier gerade, Maya?« Ichblicke sie fassungslos an.

Sag Hallo zum Nichts
    tl;dr: Jeder von uns versucht, sich die Welt zu erklären. Das Internet bietet alle Deutungen und Betrachtungen der Welt an, die wir haben können und wollen, und jeder entscheidet selbst, was seine Wahrheit ist. Ist das Internet schon allein deshalb eine Verschwörungs- und Verdummungsmaschine? Natürlich nicht.
    Guckt mal, die Frau kostet nur 4,95 €. Haha, wie witzig. Nicht.
    Ich rege mich via Twitter über sexistische Werbung auf. Meine Kurznachricht ist auch an Sesemi gerichtet. Eigentlich ist sie bei identi.ca, der nicht-kommerziellen Alternative zu Twitter, aber weil quasi alle auf Twitter sind, hat sie auch einen Account bei Twitter, den sie mit einer Brücke bespielt.
    @laprintemps Sei nicht so verbittert. Du könntest so was auch mal mit Humor nehmen, antwortet sie mir prompt.
    @justica1984 Es sind genau diese Witze, die uns das absolut tolle Frauenbild bescheren, das wir haben. Ich sage nur: Mario Barth!!
    @laprintemps Ich finde, dass man über alles Witze machen darf. Gleichberechtigung ist, wenn jeder Opfer von Witzen wird
    Wir diskutieren auf Twitter in 140 Zeichen. Das

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