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Klick mich: Bekenntnisse einer Internet-Exhibitionistin (German Edition)

Klick mich: Bekenntnisse einer Internet-Exhibitionistin (German Edition)

Titel: Klick mich: Bekenntnisse einer Internet-Exhibitionistin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Schramm
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Tasche tragen. So einen netten Typen wie mich wussten die Weiber nie zu schätzen. Es sei denn, ich sollte bezahlen und sie rumfahren. Oder ihren Computer reparieren. Da kamen sie dann an, wackelten mit dem Arsch, und als ich dann auch mal ranwollte, hieß es plötzlich, aber wir sind doch so gute Freunde.«
    Wenn ich die Luft nur noch ein kleines bisschen län ger anhalte, schaffe ich es vielleicht, ohnmächtig zu werden …
    »Du wolltest Sex als Gegenleistung?!«
    »Natürlich. Warum sollte ich das denn sonst machen?«
    Der meint tatsächlich, was er sagt.
    »Frauen brauchen doch keinen Sex. Die haben das ja im Griff. Wir Männer dagegen sind halt triebgesteuert und machen Dinge, damit Frauen mit uns ins Bett gehen.«
    »Klingt nach einem Pavian. Wobei, der ist wohl auch schon weiter …«
    »Wir sind ja auch nichts als Tiere, liebe laprintemps. Deswegen gehen mir diese Feministinnen auch dermaßen auf den Senkel. Die wollen doch die Natur zerstören und die Menschen verändern. Wie die Nazis.«
    Ich stoße einen lauten Seufzer aus. Was kann ich ihm bloß antun?
    »Wir Männer schuften, und die Weiber leben auf unsere Kosten. Und wenn wir dann mal eine Gegen leistung wollen, dann ist das Geschrei groß.«
    »Aber Sex ist doch keine Gegenleistung oder Ware. Sex ist doch auch nichts, ohne Einverständnis. Bei dir hört sich das so an: Ist egal, welches Loch, Hauptsache ich kann meinen kleinen Schniedel reinstecken. Wieso dann eine Frau mit Puls? Gummi tut es nach deiner Vorstellung von Sex doch auch. Oder ein Klumpen Mett. Der ist auch für Geld zu haben. Viel Spaß noch in deinem Neandertal.«
    Mir reicht es. Ich stehe mit einem Ruck auf, mustere Kurt wie etwas, das man aufschneidet, bevor man es unter ein Mikroskop legt, und versuche so etwas wie einen wütenden Abgang hinzulegen. Der gelingt mir so gut, dass ich erst mal stolpere. Ich hole mir noch ein Getränk und setze mich so weit weg von Kurt wie möglich. Während ich meinen Wodka schnorchle, bli cke ich auf mein Leben als Frau oder Mädchen zu rück. Hatten wir Typen wie Kurt nicht überwunden? Oder glaubten wir das nur?
    Ich produziere keine Spermien, also bin ich weiblich. So sieht das auch die Mehrheit meiner Umgebung. Ich bin aufgewachsen mit Wahlrecht und rechtlicher Gleichstellung. Und kam erst mal überhaupt nicht auf die Idee, dass ich es als Frau schwerer haben könnte. Meine Mutter predigte mir finanzielle Unabhängigkeit. Sie selbst war Hausfrau und vermittelte mir, dass sie zwar glücklich mit der finanziellen Abhängigkeit von meinem Vater sei, dass ich es aber trotzdem anders halten sollte.
    Die Rolemodels meiner Kindheit waren Pippi Langstrumpf und Bibi Blocksberg, die von chloe.f.f.w Cla rissa Darling und Sarah Connor. Starke Frauen, die alles tun und lassen konnten, was sie wollten. In der Grundschule waren zwar noch Jungs in der Konkurrenz als Klassenbeste, aber schon im Gymnasium lichtete sich das Feld und ausschließlich Mädchen hatten die Nase vorn. Die fand chloe.f.f.w jedoch überwiegend nervig, zimperlich und hysterisch, sie sympathisierte eher mit netten Kumpels, die von den herzlosen Zicken ausgenutzt und hintergangen wurden.
    Ihre erste Emma las chloe.f.f.w mit 15 und dachte: Alice Schwarzer, oje … Wozu Feminismus? Ist doch alles erreicht! Der Zeitgeist der 1990er Jahre hatte ihr komplett den Kopf vernebelt mit seinen Imperativen: Sei schön, sonst bist du nichts wert. Sei dünn, sonst bist du disziplinlos. Sei devot, sonst will dich kein Mann. Sei sexuell offen, sonst bist du uncool. Sei eine starke Frau, sehe dabei aber bitte aus wie ein Porno star. Oder ein beliebiger weiblicher Charakter eines Actionfilms, Computerspiels oder Hentai Movies . Sexismus und Frauenfeindlichkeit erkannte sie gar nicht als solche.
    chloe.f.f.w war Anti-Feministin, ohne sich wirklich dessen bewusst zu sein, erst laprintemps gingen die Augen auf, als das, was sie im Internet schrieb, kaum je ohne Kommentar zu ihrem Geschlecht oder Dasein als Frau TM thematisiert wurde. Wenn sie ungemütlich wurde, hieß es, sie hätte ihre Tage. Zorn wurde mit der Aussage, sie solle mal wieder Sex haben, quittiert. Prangerte sie an, dass sie nicht ernst genommen wurde, war sie hysterisch. Sobald sie männliche Pseudonyme benutzte, klappte es plötzlich mit Diskussionen. Klar, man wurde trotzdem beschimpft, aber in der Sache, nicht mehr als Frau. Generation Pimmelfechten.
    Obwohl das Internet an sich egalitärer nicht sein könnte, ist es von Alphamännchendenken

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