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Klick mich: Bekenntnisse einer Internet-Exhibitionistin (German Edition)

Klick mich: Bekenntnisse einer Internet-Exhibitionistin (German Edition)

Titel: Klick mich: Bekenntnisse einer Internet-Exhibitionistin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Schramm
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angehen und dich in die welt der bienchen und blümchen entführen
    [19:24:27] Arielle13: toll!
    [19:24:45] Einfühlsam16: ja und schon mal händchen gehalten?
    [19:25:16] Arielle13: ja klar und auch schon mal kurz mit zunge geküsst! aber war bä!
    [19:25:28] Einfühlsam16: ehhh mit zunge is ja ekelig
    [19:25:36] Arielle13: ja ne.
    [19:26:17] Einfühlsam16: wir können händchen haltend … zusammen eis essen im park und uns den halben tag lang wangenküsschen geben
    [19:26:46] Arielle13: du bist mein traummann! aber vorher müssen wir heiraten! ich bin nämlich streng christlich!
    [19:27:27] Einfühlsam16: nee nich heiraten…da stehen dir ja anteile meines besitzes zu
    [19:27:47] Arielle13: ja und? unter freunden teilt man doch alles :(
    [19:28:44] Einfühlsam16: wir sind doch keine freunde sondern geliebte
    [19:31:09] Arielle13: ach du verarschst mich doch nur :(
    [19:32:39] Einfühlsam16: ach quatsch wie kommsten darauf
    [19:34:03] Arielle13: ja morgen steh ich am flughafen und du bist nicht da :(
    [19:34:34] Einfühlsam16: ich werde dich abholen lassen
    [19:35:41] Arielle13: ja aber dann nehme ich meine mama mit, weil sonst darf ich nicht fahren, wenn die nicht weiss, mit wem ich weg gehe.
    [19:41:45] Einfühlsam16: egal nimm sie mit hauptsache wir schlafen in einem zimmer wir beide
    [19:42:40] Arielle13: ok, du bist ja echt süß.
    [19:55:27] Arielle13: haste jetzt dein angebot zurückgezogen?
    Recht oberflächlich und inkonsequent beklagte chloe.f.f.w damals, dass die Chats voller Menschen sind, die nur auf sexuelle Unterhaltungen aus sind. Doch auch sie nutzte die neuen Medien zur Selbstprobe in der Pubertät. Wie weit kann man gehen? Was reizt? Was erwarten Männer? Sind Frauen vielleicht auch spannend? Sie verbrachte Tage vor dem Rechner, immer in der Sorge, ertappt zu werden, wie sie ihre gerade entdeckte Sexualität auslebte. Echte Menschen machten ihr dagegen Angst.
    Das alles war wohl letztlich auch der Hintergrund für eine Mail, die ich gestern an einen Mann schrieb, vor dem ich meine Chatvergangenheit gerne verheimlicht hätte:
    Hi,
    diese Mail mag dir ungewöhnlich vorkommen, aber ich … Ich weiß, dass wir uns quasi nicht kennen. Dennoch möchte ich sagen, dass ich dich mag, also wirklich. Ich weiß, dass es so wirkt, als wolle ich dich meiden. Dabei ist das Gegenteil der Fall. Aber ich habe Angst, in alte Muster zu verfallen.
    Meine bisherigen Erfahrungen basieren auf einer durchdigitalisierten Psyche, die ein normales Ge spräch zwischen zwei Menschen, die ein romantisches Interesse aneinander haben, ablehnt. Ich habe tatsächlich noch nie im Angesicht des Gegenübers und nüchtern mit jemandem geflirtet, an dem ich Interesse hatte. Auch wirke ich in meinem Kopf viel gelassener und schlagfertiger, als ich es in der Gegenwart eines interessanten Menschen sein kann.
    Ich gebe den virtuellen Figuren, eingebrannt in meine Identität, die Schuld. Den Figuren aus Filmen, aus Büchern, aus Computerspielen und Zeitschriften . Figuren, mit denen ich aufgewachsen bin, die sogar noch in der Nachlässigkeit perfekt sind. Die immer richtig gucken und lächeln, die selbst peinliche Dinge so charmant mit Leben füllen. Überhaupt peinlich. Alles ist immer peinlich. Wenn du mir zu lange in die Augen schaust oder mich anlächelst, ist mir das peinlich. Wenn du mir eine Rose schenkst, ist mir das peinlich. Dieser Brief ist mir peinlich.
    Ich versuche mich stets in Ironie, denn nur die schützt vor der Peinlichkeit der Ernsthaftigkeit. Dabei sehne ich mich nach Ernsthaftigkeit. Trotzdem mache ich mich darüber lustig, wenn du versuchst, mit mir zu flirten, und genieße es gleichzeitig. In den Chats, wo ich die ersten Flirtversuche startete, gab es keine Augen, die mich so ansahen, wie du das tust. Ich habe mit Identitäten, die ich niemals getroffen habe, intimer gesprochen, als ich es mit dir bisher war!
    Das hier soll quasi ein Liebesbrief sein, auch wenn ein Haufen neurotischer und trivialer Faselmorast das überdeckt. Mein Selbstbild entspricht im Augenblick einer Frau aus einer wirklich schlechten Folge »Sex and the City«. Ich will zu schnell reden, weil das – glaube ich – attraktive Frauen tun. Ich will dabei kaum atmen, damit du mich darauf hinweisen kannst, und willkürlich mit den Händen vor meinem Gesicht wedeln. Ich will irgendwie seltsam wirken und trotzdem im entscheidenden Moment klug. Wahrscheinlich findest du das spannend, weil du genauso ein Opfer metamoderner Bewegtbilder bist.
    Dass mein

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