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wie das selbst ein Liebhaber niemals fe r tigbringen könnte, und sie gefühlt hatte, wie sie jemand a n ders nicht einmal sehen konnte.
Mit seinem Geschmack erfaßte er jede ihrer Körperfun k tionen und ihre Beziehung zu dem Raum, den Geschmack des Tonbands, das über die metallischen Tonköpfe lief. Er war mit dem Raum und allem, was er enthielt, auf einer Re i he von Ebenen so sehr vertraut, daß die anderen es nicht einmal vermuten konnten. Einen Augenblick war es ihm peinlich, daß zwei der Anwesenden sich geliebt hatten, b e vor sie zu der Zusammenkunft gekommen waren, aber es war für ihn nicht abstoßend.
Obwohl seine sinnliche Erfassung der Leute um ihn he r um nicht mehr von der Wissenschaft, sondern nur noch von dem Genuß bestimmt wurde, wußte er, daß sie selbst dann wertvoll war, wenn sie nicht aufgenommen wurde. Er übe r legte sich, daß er niemanden von diesen Menschen mehr hassen konnte, nachdem er sie so intim erlebt hatte, und er fragte sich, ob das nicht vielleicht die wichtigste Entdeckung war, die er machen konnte.
Er begann, sich aus der Vielfalt der Empfindungen einen überlagernden Geschmack herauszuschälen, einen, der s o wohl vertraut als auch fremd war, offensichtlich und doch außer Reichweite. Er lachte in sich hinein, als ihm klar wu r de , daß es sein eigener Geschmack war, der Geschmack, der von ihm ausging und sich in der Luft ausbreitete, sehr viel weniger deutlich als im Wasser, aber doch stark genug, daß er ihn aufnehmen konnte. Er fing an, das zu begreifen, was man intuitiv über den ‚Geschmack ’ einer Party oder Wo h nungseinrichtung sagte.
Was vorher einfach gewesen war, war nun vielfältig, wo vorher allein Oberfläche gewesen war, da gab es nun viele übereinanderliegende Schichten, und er war sich sicher, daß er noch nicht alles erfaßt hatte. Es gab da noch eine weitere Dimension, die ihm fehlte, obwohl er spürte, wie die ersten Dimensionen an Komplexität gewannen, als er anfing, sich über die Nuancen von Klang, Gefühl und Geschmack kla r zuwerden, die sich in ihrer Verflechtung zu einer fast gre n zenlosen Variationsbreite ausweiteten. Dann aber wurde er sich des Elements bewußt, das die Variationsmöglichkeiten grenzenlos machte – es war die Zeit.
Die neue Dimension sprang ihm ins Bewußtsein, als w ä ren in einem Zimmer, in dem vorher nur sehr trübe Kerzen gebrannt hatten, plötzlich die Lichter angegangen. Sie ließ ihn auf der einen Seite alles schärfer sehen, verwischte aber auf der anderen Seite alles mit allem anderen, sogar mit sich selbst. Jede Empfindung wurde zur ersten in einer langen Reihe, die in die Unendlichkeit reichte, wie eine reale Hand, die zwischen gegenüberliegende Spiegel gehalten wird. Die Zeit wiederholte Empfindungen nach allen Seiten in die U n endlichkeit.
Er untersuchte eine Empfindung wie eine reale Hand und ließ dann sein Bewußtsein an der unendlichen Reihe von Händen entlangwandern, die davon ausgehend durch die Zeit verlief. Er wanderte mit seinem Bewußtsein an der sich wiederholenden Kette von Ereignissen in der Zeit entlang, bis er die letzte Stufe erreichte.
Ebenso wie es der letzte Schritt ist, wenn man die reale Hand nicht mehr von der Reflexion unterscheiden kann, ließ sich Pearson in die Zeit gleiten und entdeckte eine weitere Wahrheit. Seine Gefühle verliefen nicht nur nach hinten in die unmittelbare Vergangenheit, sondern sie suchten eine Vergangenheit nach der anderen auf. Sie verliefen zurück, und das machte ihm Angst, in Lebenskreis um Lebenskreis, erreichten Inkarnation um Inkarnation, und jede einzelne von ihnen beeinflußte jede gegenwärtige Erfahrung und war ein Teil davon. Die Gegenwart war auf allen Ebenen mit der gesamten Vergangenheit verbunden.
Aber selbst darüber hinaus gab es noch etwas. Weit vor allen Sequenzen von John Pearson nämlich gab es noch eine Sequenz von Lebenskreisen, eine fremde Serie von Kreisen, die so weit außerhalb seines Erfahrungsbereichs lagen, daß er davor ängstlich zusammenzuckte. Noch furchterregender aber war es, daß hinter diesem Kreis ein weiterer lag, der noch fremder und ungewohnter war, der von ihm noch nicht einmal als Möglichkeit in Betracht gezogen werden konnte. Das Wissen darum war zuviel für ihn, und nur mit dem G e danken daran allein riskierte er es, gegen seinen Willen in seinen Bann gezogen zu werden.
Er verfolgte die Ausformungen der Dinge in der Verga n genheit und kam zu einer Erkenntnis, die ihm so sehr Angst einjagte und die so
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