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Klickpfiff

Titel: Klickpfiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Jon Watkins
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weit über seine Verständnisfähigkeit h i nausging, daß er von ihr für fast ein Jahr aus seinem seel i schen Gleichgewicht gebracht wurde. Erst als er alle Spuren seiner Entdeckung sicher vor sich selbst versteckt hatte, i n dem er sie vergaß und in sein Unterbewußtsein verdrängte, war es ihm möglich, in die Welt zurückzukehren.
    Und diese unerträgliche Wahrheit war es, die auf ihn z u kam, die Wahrheit, die er so lange befürchtet und erwartet hatte, und er wußte, daß sie es war, die ihn zum Institut z u rückgebracht hatte, damit er sie dort wiederfand.
    Nach einem Jahr war er in der Lage gewesen, zu Bu r roughs zurückzukehren und ihn darum zu bitten, die Bänder abzuspielen, obwohl er wußte, daß er so die Wahrheit erfa h ren konnte, die zu wissen er nicht ertragen konnte. Der letzte Teil des Bands hätte ihn fast wieder in die Anstalt gebracht.
    Der erste Teil war streng wissenschaftlich, aber dann wurde aus der Wissenschaft Poesie, darauf folgte Zusa m menhanglosigkeit und schließlich Stille. Was ihn aber vol l ständig verängstigt hatte, was ihn dazu gebracht hatte, se i nem Gebiet Delphinologie ganz und gar auszuweichen, war das letzte Drittel des Bands. Der Teil, von dem er geglaubt hatte, er würde die verblüffenden Erkenntnisse und sinne n verwirrenden Einsichten wiedergeben, die er erreicht hatte, enthielt nichts als eine halbe Stunde Klicken und hochtönige Pfiffe, und kurz vor Schluß war der steigende/fallende Pfiff eines Delphins in Not zu hören.

14
     
    Pearson kam zu sich und bemerkte, daß er zitternd auf der Bettkante saß. Einen Augenblick lang wußte er, wo er war, aber dann nicht mehr.
    Cathy wandte sich ihm zu und sagte: „ Weißt du, er war menschlich. Er war besser als menschlich. Weißt du noch, wie er mir über die Angst vor seinen Zähnen hinweggeho l fen hat? “
    Er nickte. Er konnte sich daran erinnern, wie Sonny sie daran gewöhnt hatte. Wie er einen Ball zwischen den Zä h nen hielt, damit er nicht zubeißen konnte, und wie er dann mit seinen Zähnen an ihrem Bein entlanggestrichen war. Er erinnerte sich daran, wie der Delphin den Ball Tag für Tag weiter in seinem Maul zurückgerollt hatte, bis nur noch sein Wille die Kiefer vom Zuschnappen abhielt, und an die Ta t sache, daß sie sich daran gewöhnt hatte, es sogar gemocht hatte, wenn die Zähne wie eine Liebkosung über sie hinwe g strichen.
    „ Welcher Mensch hätte wohl dazu die Geduld gehabt? “ fragte sie.
    Pearson nickte. Es war wie eine Lobeshymne. Was kon n te man gegen Tote schon sagen. Und außerdem hatte er ebenfalls gespürt, daß da etwas war, was sich von der B e ziehung zwischen Haustier und Herr weit unterschied. Es war vielmehr etwas wie Freundschaft, wie eine gleichwert i ge Freundschaft zwischen Angehörigen von zwei verschi e denen Arten. Er fragte sich, ob es nicht möglich sei, jema n den zu lieben, der nicht menschlich war.
    „ Es gab da Dinge, die nicht in dem Bericht gestanden h a ben “ , sagte sie. „ Was ich für ihn empfunden habe. Ich hätte mich albern gefühlt, wenn ich sie hingeschrieben hätte. Er verstand es, weißt du. Er hat es gewußt. “
    Pearson nickte; was blieb ihm anderes übrig, als zuz u stimmen? Sie hatte recht, Sonny war etwas Besonderes g e wesen.
    „ Ich habe ihn geliebt wie einen kleinen Bruder “ , sagte sie.
    „ Ich weiß “ , sagte er. Er sagte nichts davon, daß er eines Abends noch spät unerwartet heruntergekommen war und gesehen hatte, wie sie nackt mit dem Delphin schwamm, Seite an Seite, beide frei und unschuldig wie Kinder. Sie trug den Badeanzug sowieso nur dann, wenn jemand kam und bei einem Experiment zuschaute, und ohne ihn sah sie aus wie eine Meerjungfrau. Er sah sie noch vor sich, wie sie ihre schlanken Finger um die Flosse des Delphins gelegt und ihren Arm über seinen Rücken geworfen hatte, als seien sie Kinder, die über einen Spielplatz gingen.
    „ Macht dir das nichts aus? “ fragte sie.
    Es war vielleicht komisch, aber es machte ihm nichts aus. Es war einfach unmöglich, auf ihn eifersüchtig zu sein. Er nahm an, daß es möglich war, zwei Menschen auf verschi e dene Art zu lieben, und er hatte sich schon fast daran g e wöhnt, Sonny als Menschen zu sehen. Er hielt es nicht für rational vertretbar, von jemandem die ganze Zuneigung zu verlangen, und daher überraschte es ihn, daß sie offensich t lich erwartete, er würde alles von der ihrigen verlangen.
    Für ihn reichte es, wenn sie gut miteinander auskamen, gut

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