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Klickpfiff

Titel: Klickpfiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Jon Watkins
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hatte, war er nicht mehr als ein farbiges Bild, das sich in seitlich verzerrte Muster auflöste, wenn das Wa s ser sich bewegte.
    Klickpfiff verstärkte seine Flossenbewegung, ohne den Winkel der Flossen zu verändern. Sein Körper stieg sen k recht aus dem Wasser auf, als sei er ein Geist, der sich aus dem Boden erhebt. Als Klickpfiff fast mit seiner gesamten Länge das Wasser verlassen hatte, bewegte er seinen Schwanz und krümmte sich zu einer eleganten Rückkehr ins Wasser. Als er in die Wasseroberfläche eintauchte, schien er vollständig zu verschwinden.
    Einen Moment später erschrak Pearson, als der Delphi n kopf ein paar Fuß vom Beckenrand entfernt auftauchte. Die Augen des Delphins blitzten ihn an, und das ewige Lächeln auf seinem Gesicht schien noch breiter als sonst zu sein. Es gab tausend Fragen, die er stellen wollte, aber er wußte i r gendwie, daß Worte sich ihm nur in den Weg stellen wü r den, und doch wußte er nicht, was er sonst gebrauchen sol l te. Er stöhnte innerlich über seine Stummheit.
    Einen Moment lang spürte er, wie die Oberfläche zw i schen Wasser und Luft ihn wie ein Gürtel umgab. Er spürte, wie das Wasser seine Flossen liebkoste, die sich langsam hin und her bewegten, und registrierte das flache, scharfe Gefühl der Luft, die ihn über der Wasserfläche trocknete. Er hörte, wie seine Echos in Zeitlupe von der Stahltür und dem Glas des Beobachtungsraums zurückkamen.
    Er starrte durch die Augen des Delphins in sein eigenes Gesicht zurück und wäre dabei fast ins Wasser gefallen. Der Glanz in den Augen des Delphins war nicht eine Reflexion von ihm, sondern sein eigenes Selbst, das dorthin transpo r tiert worden war. Er sah sich selbst an, wie er sich selbst ansah.
    Eine leise, verängstigte Stimme bestand beharrlich auf den Alternativen; ständig schrie sie: „ Halluzination! Selbs t hypnose! Drogenschaden! Schizophrenie! “ Aber es war eine sehr leise Stimme, die selbst nicht so recht an das glaubte, was sie da sagte.
    Der Delphin tauchte wieder ins Wasser, und Pearson füh l te sich mitgetragen durch die Flut und durch die Echos, die umherschwirrten. Er fühlte, wie er sanft dahinglitt und sich bei der Wende krümmte, fühlte den langen, schnellen Flo s senschlag, der ihn vorwärts und aus dem Wasser trieb.
    Er spürte, wie seine Haut in der Luft ein wenig austroc k nete, um dann wieder gründlich befeuchtet zu werden, als er erneut ins Wasser eintauchte. Er spürte die Echos, die von Langpfiff zurückkamen, und das lange, sinnliche Gleiten ihrer Samthaut an der seinen.
    Die hintere Mauer des Beckens ragte vor ihm auf, und er schwenkte nach links, kurz bevor die Echos sich dort zu g e raden Linien abgeflacht hatten, wo sie auf die Wand trafen. Er glitt durch den Strudel, den er selbst im Wasser gescha f fen hatte; er hatte auf ihn keine Wirkung, da seine Haut Fa l ten bildete und ihn ausglich.
    Die verdoppelten und verdreifachten Echos kamen von Langpfiff in einem laut/weichen, laut/weichen Schlag von ihr zurück. Sie schwamm langsam vor ihm her. Das Tempo des Schlags wurde schneller und hörte dann ganz auf. als er sie einholte und neben ihr herschwamm und sie dabei b e rührte. Sie führten die gleichen Wellenbewegungen aus und schwammen wie ein einziger zweigeteilter Körper durch das Wasser, bis Pearson meinte, er müsse vor Freude zerspri n gen. Er spürte, wie ihre Brüste gegen ihn stießen, und es wurde ihm klar, daß es kein Delphin war, der da neben ihm schwamm. Es war noch nicht einmal die Erinnerung jenes Delphins, der in sein Bewußtsein eingedrungen war, sondern eine Art gemeinsame Erinnerung seiner ehemaligen Frau, etwas, was Sonny allen anderen Delphinen mitgeteilt hatte.
    Er wollte zurück zum Land, zurück in seinen eigenen Körper; er wollte all das wieder vergessen, was er schon wußte. Er wollte dem Delphin zurufen, er solle aufhören damit, sein Verständnis löschen. Aber er konnte nicht fre i kommen; er hätte ebensogut ein Hamster in den Händen e i nes Laborassistenten sein können, der ihm ein Wahrheitss e rum für Zwecke injizieren wollte, von denen er keine A h nung hatte. Er spürte, wie der Arm um ihn gelegt wurde, er fühlte es auf seiner glatten, glänzenden Haut, und wie eine Hand mit Fingern seine Flosse liebkoste, wie sie das schon so oft zuvor getan hatte.
    Ganz kurz war er wieder zurück in seinem eigenen Kö r per und kauerte am Beckenrand. Und dann war er plötzlich wieder im Wasser und raste aus dem Becken durch die enge Passage

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