Klickpfiff
berücksichtigte, war zweimal nicht zu viel. Wieder pfiff er und wand sich in dem Kasten, spritzte Wasser heraus, bis sie die Elektrode bewegten, um genau die richtige Stelle in seinem Gehirn zu treffen. Dann ließ er alles durch sich hindurchfließen, genoß es, gab es aber den anderen weiter, die darauf warteten , sein Vergn ü gen ebenso zu teilen wie seinen Schmerz.
Draußen im Meer hielt das Pfeifen und Klatschen, das u n regelmäßige Schwimmen, das Herausspringen aus dem Wasser, das Flossenklatschen beim Eintauchen in die Obe r fläche an, solange der Strom angeschaltet war.
Er wartete geduldig auf den Rest, während das Blut und der Druck in seinem Kopf sich steigerten. Glücklicherweise war die Verletzung an einem Ort erfolgt, wo sie schließlich seine Bewegungen beeinträchtigen, aber an seinen Empfi n dungen nichts ändern würde. Einen kurzen Augenblick lang fühlte er, wie groß der Druck auf seine Lungen sein würde, wenn er zum Grund herabsank, nachdem er seinen letzten steigenden/fallenden Hilferuf ausgeschickt hatte.
Die Erfahrung des Körperverlustes nahm ein Delphin nie hin, ohne daß er seinen Hilferuf ausstieß, der nicht eigen t lich Hilfe verlangte, sondern Gesellschaft. Er hörte, wie die Echos seines Rufs von den Beckenwänden zurückgeworfen wurden, und sie beunruhigten ihn. Nicht so sehr sein Sterben war es, das dieses Gefühl in ihm aufkommen ließ, sondern daß er allein starb. Von all den Dingen, die die Menschen dort draußen vor dem Tank ihm angetan hatten, war die Is o lation das schlimmste.
Nicht daß es viel Sinn gehabt hätte, wenn die anderen ihm sein Luftloch noch ein paar Stunden oder Tage über Wasser gehalten hätten. Es würde nicht mehr lange dauern, bis die Lähmung die Lungen erreichte, und dann würde ihm das Verharren an der Oberfläche auch nichts mehr nützen. Trotzdem war es hart, allein den Körper zu verlieren, und es entmutigte ihn etwas. Es war unausweichlich, das wußte er; was geschah, das geschah. Dennoch starrte er zu dem Mann hoch, um von ihm getröstet zu werden.
Er richtete sein Auge auf den Mann, der etwas weiter en t fernt stand, auf den Mann, der ihm die Elektroden ins Hirn getrieben hatte, und ein Zittern durchlief seinen Körper, als er ihn erkannte. Es war sein eigenes Gesicht.
Pearson ließ die Flasche fallen, als er es sah, und fast hä t te er geschrien. Das Glas und die Limonade breiteten sich auf dem Boden mit einem Knall wie eine Phosphorbombe aus. Er zuckte von dem Tisch zurück, als sei er ein Delphin, der aus dem Wasser bricht und in die Luft springt. Seine Beine versagten ihm den Dienst, und er mußte sich auf e i nem Stuhl zusammensinken lassen.
Fast zehn Minuten lang leistete Pearson dem Argument Widerstand, das sich in seinem Kopf zusammensetzte. S i cherlich war Telepathie möglich; seine eigene Wiederholung der legendären Studien von J. B. Rhine hatte das bewiesen. Ebenso sicher waren die Delphine dem Menschen zumindest ebenbürtig. Aber der Schluß war einfach zu schwer anz u nehmen. Viel bequemer war der Schluß, daß er durch seine ständigen Halluzinationen in eine Schizophrenie abglitt, die dauerhaft sein würde. Intellektuell bewegte er sich langsam auf das Offensichtliche zu; emotionell rannte er in die G e genrichtung. Als er endlich anfing, es anzunehmen, zitterte er vor Angst.
Er ging langsam und schwankend zum anderen Ende des Labors.
Die Holztür dort führte zum Beobachtungsraum, der Z u gang zu den Hydrophonen und dem Unterwasser-Sendegerät halte. All das war jetzt sinnlos geworden, wenn das, was er hoffte und fürchtete, wahr war. Er ging auf die Holztür zu, aber er ging nicht hindurch. Statt dessen drehte er sich nach links und drückte die Stahltür auf, die zu dem Becken führte, in dem Klickpfiff mit väterlicher Geduld wartete.
18
Klickpfiff und Langpfiff hingen wie umgekehrte Träne n tropfen in der Mitte des Beckens, ließen sich langsam nach unten sinken und stiegen langsam wieder zur Oberfläche hoch, um wieder zu atmen, sie trieben dahin wie aufblasbare Plastikspielzeuge.
Klickpfiff öffnete in dem verdunkelten Becken beide A u gen. Das große Tor, das zu dem äußeren Becken führte, ließ nur wenig Licht ein, da es durch den Balkon vom Mond a b geschnitten war. Pearson war für ihn nicht mehr als ein ve r schwommener Umriß an der Oberfläche, selbst als er bis an den Beckenrand gekommen war. Selbst nachdem sich der Mann neben das Becken gekniet und die Beckenbeleuchtung angeschaltet
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