Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Klickpfiff

Titel: Klickpfiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Jon Watkins
Vom Netzwerk:
ihn mit großer Freude. Er schwebte weit genug von der Herde entfernt, um allein zu sein, aber nicht weit genug, um einsam zu sein. Er wedelte lässig mit seiner Schwan z flosse, als sei sie ein Fächer über einem tropischen Kaiser und bewegte sich träge nach oben zur Oberfläche. In großen Zeitabständen schickte er ein Echolotsignal aus, um festz u stellen, ob er sich nicht zu weit von den anderen entfernt hatte.
    Das besondere charakteristische Merkmal, das er wie ein Gen in sich trug, war die Fähigkeit, das Alleinsein zu schä t zen, nicht es vorzuziehen, aber für eine Zeitlang zufrieden zu sein, wenn er vom Selbst entfernt war. So lange er in se i nem Körper war, konnte das Selbst es dulden, ja genießen, wenn es sich verteilte.
    Er hatte keine Ahnung, daß der Mörderwal da war, bis sich die Zähne in seine Flossen bohrten. Der Schmerz war unerträglich. Die Zähne gruben sich tief durch die empfin d liche Außenhaut. Er zuckte gegen den Biß nach unten und warf in dem Versuch, sich zu befreien, den vorderen Teil seines Körpers hin und her, aber es war zu spät. Obwohl der Schmerz kaum erträglich war, konnte er sich nicht frei m a chen. Der Mörderwal hatte ihn fest gepackt, sich wie ein scharfer Schraubstock um seine Schwanzflosse geschlossen. Er riß und zerrte an den empfindlichen Flossen, so daß er selbst dann nicht hätte fliehen können, wenn der Griff sich gelockert hätte.
    Pearson spürte, wie der Schrecken ihn durchzuckte. Di e ses Mal würde es kein Entkommen geben; kein Biß, der fast danebengegangen wäre und der eine Narbe am Kopf oder an der Flosse oder auf einem Stück Haut hinterließ, die dann dicker und unempfindlich wurde, so daß sie für den Rest dieses Lebenskreises wie ein Loch im Körper wirkte. Mit dem ersten brennenden Aufbäumen seines Körpers wußte er, daß alles aus war, aber trotzdem bäumte er sich auf und drehte sich nach rechts.
    Der zweite Wal traf ihn von der Seite, während er in der Anstrengung, sich zu befreien, den Bauch nach oben drehte. Seine ganze Seite schien ihm herausgerissen worden zu sein. Sie trafen auf ihn wie Haie und rissen Stücke aus ihm he r aus, die sie aber nicht ganz herunterschlangen, wie sie das beim Fressen machten. Der zweite Angriff von der Seite machte es unausweichlich deutlich, daß sie aus Vergnügen töteten, nicht weil sie Hunger hatten. Sie töteten, weil jener Zwang sie trieb, der sie hinter dem Selbst her durch den Weltraum gejagt hatte. Sie verstümmelten ihn systematisch. Der fünfte Wal rammte ihn wie ein Schiff, das gegen den Kai läuft, und riß in seine Seite ein riesiges Loch, das von einer Seitenflosse bis zur Schwanzflosse reichte.
    Er wehrte sich nicht mehr. Das hier war das Ende, und es gab keinen Grund mehr dafür, sich zu wehren. Die Chance, die er vielleicht gehabt hatte, war lange vorbei, und mit G e genwehr hätte er seine Qual nur verlängert. Ein weiterer Wal traf ihn von links, und er spürte, wie seine linke Flosse abg e rissen wurde.
    Er drehte seinen Kopf leicht und sah mit seinem linken Auge nach unten. Er konnte erkennen, wie sie dem Wal aus dem Maul glitt und wie ein zackiger flacher Felsbrocken zum Grund sank. Ohne es zu wissen, hatte er seit dem ersten Biß den Hilferuf der Delphine herausgeschrien.
    Nicht daß er Hilfe erwartete, aber die Schmerzen wurden geringer, wenn er den Notruf gab, und er hatte damit wah r scheinlich auch die übrigen gewarnt, so daß sie entkommen konnten. Es war unmöglich, ihm zur Hilfe zu kommen, ohne die ganze Herde zu opfern, und das erwartete er nicht. S i cher ist es hart, sich zu verabschieden, selbst wenn man weiß, daß es nicht mehr allzu lange dauert, bis man sich wiedersieht, und es war nicht leichter, als Delphin zu sterben und sich von allem wieder zu verabschieden.
    Er spürte es kaum noch, als die nächsten beiden ihn wie riesige Messer trafen. Sie benutzten ihre Zähne nicht wie üblich, um festzuhalten, sondern um zu zerreißen, zu ve r stümmeln und zu zerstören. Die Zähne versenkten sich fünf Zoll tief in seine Seite und rissen ihm ein dickes Stück Fleisch heraus. Sein Blut hatte schon lange das Wasser um ihn herum getrübt, und sein Geschmack erreichte inzw i schen jeden Delphin in einer Entfernung bis zu fünf Meilen mit der Strömung.
    Der Geschmack trieb ihn fast zum Wahnsinn, und noch einmal zuckte er mit seinem Körper, um sich zu befreien. Aber die Klammern der Walkiefer hielten seine Schwan z flosse fest, und er konnte sich nicht bewegen. So

Weitere Kostenlose Bücher