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Klingenfieber: Roman (German Edition)

Klingenfieber: Roman (German Edition)

Titel: Klingenfieber: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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lang unbemerkt in ihrer Nähe herumtreiben, um sich dann vielleicht nützlich machen zu können, wenn die Büttel sie einkreisten. Ja, das war eine gute Idee.
    Würde er sich dann tatsächlich gegen die Büttel stellen, um Erenis zu helfen?
    Ja, durchaus. Er war unbewaffnet und würde demnach ohnehin niemanden angreifen können, sich also auch nicht allzu weit ins Unrecht setzen. Aber er konnte im Weg herumstehen, sich blöd stellen, Pferde zum Scheuen bringen, Taktiken durchkreuzen, niesen und Krach machen. Erenis warnen, ihr vielleicht zur Flucht verhelfen. Und dadurch im Ansehen dieser schönen Frau steigen.
    Die Wolken jagten über den Himmel, rissen auf, zerfaserten zu sahnig-fettigem Weiß, das wie ein hoher Nebel über allem lag. Links und rechts des Weges wucherten Roggen und wilder Hafer. Die Grannen rauschten im Wind wie ein struppiges Meer.
    Stenrei blieb so knapp außerhalb von Erenis’ Sichtweite, dass er nur links oder rechts eine kleine Anhöhe hinaufspringen musste, um sich versichern zu können, dass sie immer noch vor ihm ging.
    Er fragte sich, wie sie sich mit Proviant versorgte. Wahrscheinlich ebenso wie er, in den Dörfern. Sie kaufte etwas für unterwegs. In Lugg zum Beispiel, wo sie nicht gekämpft, sondern nur geschlafen hatte.
    Guofs Tod ging ihm nicht mehr aus dem Kopf. Für eine tödliche Halswunde war erstaunlich wenig Blut geflossen, viel weniger als bei Kaskir.
    Stenrei hatte jetzt schon drei Menschen sterben sehen. Sein Großvater war der erste gewesen. Die beiden anderen hatte Erenis getötet, innerhalb dreier Tage.
    Gewöhnte man sich daran? Es fühlte sich jedenfalls seltsam fern und randständig an. Dabei hatte er Kaskir sogar gekannt. Guof jedoch war einfach irgendjemand, der starb. Ohne viel Blutvergießen. Seltsame Sache. Stenrei dachte stundenlang darüber nach, während er der Klingentänzerin folgte.
    Plötzlich sprang ihn hinter einer Anhöhe hervor etwas an. Ein Umriss gegen den milchblendenden Himmel. Eine Klinge, ausgestreckt.
    Aufprall.
    Stenrei wurde schier aus den Schuhen gerissen. Er kannte das ja schon beinahe. Auch im Wald hatte sie ihn umgeworfen. Diesmal jedoch war es härter. Die Wucht seines Aufschlagens auf den Boden ließ ihn würgend husten.
    »Du bist das schon wieder! Dich wird man ja noch schwerer los als die Krätze!« Sie erhob sich von ihm und steckte ihr Schwert zurück in die Schlaufen. Ihr Geruch. Ihr deutlicher Geruch haftete an ihm und wühlte ihn auf.
    »Tut … mir … leid«, stöhnte er zwischen Würgschüben. »Ich dachte, ich hätte … genügend Abstand eingehalten, um nicht zu stören.« Er wagte es nicht, ihrem Blick zu begegnen. Dass er dauernd von ihr übertölpelt wurde, ließ ihn wünschen, sich ins Erdreich einwühlen zu können wie ein Maulwurf.
    »Was schleichst du mir denn dauernd hinterher? Was versprichst du dir davon? Bist du nicht inzwischen schon viel zu weit von deinem Zuhause weg?«
    »Es sind … Büttel hinter dir her.«
    »Ach. Und du willst mich vor denen beschützen, ja? Womit denn? Mit einem Schuh in der Hand?«
    Tatsächlich hatte er beim Sturz einen Schuh verloren. Beschämt zog er ihn sich wieder an. Es war nicht gerecht von ihr, dass sie seine Waffenlosigkeit verspottete. Er wollte ja gerne eine haben, aber er durfte nicht. Es war verboten.
    »Nein, aber ich könnte ein Auge haben. Auf die Straße. Während du kämpfst. Und wenn die Büttel dann kommen, könnte ich dir eine Warnung zurufen.«
    Aufgebracht ging sie vor ihm auf und ab. Schließlich seufzte sie und ging in die Hocke, um ihn genauer anzusehen. Das Leder zwischen ihren Schenkeln spannte. »Und warum sollte ich Angst haben vor den Bütteln? Denkst du, ich würde umherziehen und Männer erschlagen, wenn ich Angst hätte vor Bütteln?«
    »Nein, aber …«
    »Und warum sollte ich Hilfe brauchen? Noch dazu deine? Du störst mich einfach nur, Junge.«
    Junge . Womöglich hatte sie bereits seinen Namen vergessen. Aber sie redete mit ihm. Das war schon mehr, als die Dorfstärksten und die meisten Dörfler bei ihr erreichten. Stenrei fasste neuen Mut.
    »Vier Augen sehen immer mehr als zwei. Das, was du tust, ist doch gefährlich. Ich könnte Ausschau halten und Erkundigungen einholen. Schauen, ob die Dörfer voraus schon von dir Wind bekommen haben. Und … überhaupt: Die Büttel sind auf der Suche nach einer einzelnen Frau. Wenn wir aber zusammen unterwegs wären, würden sie dich vielleicht gar nicht erkennen!«
    Sie musterte ihn mit amüsierten

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