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Klingenfieber: Roman (German Edition)

Klingenfieber: Roman (German Edition)

Titel: Klingenfieber: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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Mundwinkeln. Dann platzte ein kurzes Auflachen aus ihr heraus. »Wenn wir zusammen unterwegs wären. So wie … ein Pärchen?«
    »Ja. Oder wie ein Knappe und eine Kriegerin. Ist mir egal. Aber zu zweit halt. Als Verbündete.«
    »Junge, wenn du ein bisschen älter wärst, würde ich dich umbringen. Ist dir das eigentlich klar? Warum willst du so einer wie mir denn helfen?«
    »Mein Name ist Stenrei. Sagte ich schon im Wald.«
    »Und ich wollte es schon im Wald nicht wissen.«
    Er schluckte. »Jedenfalls … weiß ich nicht, was du machst. Ich werde nicht schlau draus. Aber es beschäftigt mich. Es beschäftigt mich mehr als irgendwas sonst. Ich konnte Kaskir nie ausstehen. Kaskir war der, den du in meinem Dorf erledigt hast, in Bosel. Aber durch den Kampf und seinen Tod hast du … irgendwie etwas Besonderes aus ihm gemacht. Du hast all seine Dummheit und Peinlichkeit vergessen lassen. Du hast einen Helden aus ihm gemacht. Verstehst du? Du gehst umher und verrichtest ein blutiges Handwerk, aber dadurch … bewirkst du Dinge. Niemand sonst bewirkt irgendetwas. Du aber … löst Veränderungen aus. Ich will ein Teil davon sein.«
    »Hah. Vielleicht solltest du dir einfach irgendwo ein Schwert besorgen und gegen mich antreten?«
    »Vielleicht.« Stenrei nahm jetzt allen Mut zusammen und wagte einen trotzigen Aufwärtsblick. »Wenn ich dich lange genug beobachtet und alle deine Tricks gelernt habe, werde ich stärker sein als du!«
    »Hoho. Hör mal einer an. Dann sollte ich dich also am besten gleich hier einen Kopf kürzer machen?«
    »Nein, nein. Denn noch bin ich ja keiner von denen . Was immer du in ihnen siehst und tötest – ich habe es noch nicht.«
    »Du bist noch kein Mann, das ist alles.« Sie erhob sich. Wirkte, als wäre ihre Geduld aufgebraucht. »Wie alt bist du? Vierzehn?«
    »Sechzehn!«
    »Verflucht, dann bleibt dir ja nicht mehr viel Zeit.« Sie trat ihn, ansatzlos, sehr fest, in die Nieren. Stenrei schrie auf und krümmte sich auf der Erde. Der Schmerz nahm ihm abermals den Atem. Jetzt packte sie sein Haar und riss seinen Kopf in ihre Richtung.
    »Nun hör mir gut zu, mein Junge. Wenn ich dich noch einmal sehe, und sei es nur als Zuschauer bei einem meiner Kämpfe, mache ich dich kalt, selbst wenn ich dafür einen guten Kampf unterbrechen muss. Haben wir uns verstanden?«
    »Ich kann deinen Rucksack tragen und den Proviant …«
    »Du hörst mir nicht richtig zu. Ich kann es nicht leiden, wenn sich jemand in meiner Nähe herumdrückt. Das nächste Mal schneide ich dich auf wie einen Fisch und nehme dich aus. Hörst du mich?«
    »Ja! Ja!« Stenrei kämpfte mit den Tränen, so sehr rüttelte sie seinen Kopf am Haarschopf hin und her. Ihre Brüste. Ihre Brüste rochen nach überkochender Milch.
    »Pack dich nach Hause! Wo immer das auch war.« Sie ließ ihn los und ging. Ging einfach, während er sich weiterhin krümmte und sich das Weinen verbiss und ihr hinterherzuschauen versuchte, um sie wenigstens noch gehen zu sehen, aber auch das wollte ihm nicht gelingen. Beide Hände in die Hüften gekrallt, dann ins Haar, dann ins trockene Gras.
    Endlich mühte er sich hoch, ächzte, wischte sich über die Augen. Solche Schmerzen hatte ihm noch nicht einmal Kaskir zugefügt, damals, vor zehn Jahren, als Stenrei noch sehr klein gewesen war und Kaskir, schon deutlich größer und kräftiger, bei vielen Kindern einfach mal so zugeschlagen hatte, nur aus Spaß, nur um für Furcht zu sorgen.
    Stenrei schniefte.
    Und dann rannte er los. Rannte in die Richtung, aus der er gekommen war, zurück nach Wreden. Wo er Guof sterben gesehen hatte. Er rannte, und jeder einzelne Schritt schmerzte in seinen Seiten wie ein weiterer Tritt.
    Er rannte, bis er stehen blieb. Mitten auf der Straße.
    Und sich umwandte.
    Von der Frau war schon nichts mehr zu sehen. Sie ging weiter, dem nächsten Kampf entgegen, dem nächsten Tod. Aber in ihrer Richtung lagen immerhin Zukunft und Ungewissheit. Ungewissheit war für jemanden aus Bosel ein teures Gut, es gab dort nämlich wenig davon. Fast gar keine. Tagein, tagaus Gewissheit. Wenn er zurückging nach Wreden und Kuntelt und Kattgraum, kannte er die Toten bereits. Zum Teil sogar mit Namen. Es würde sein, wie über einen Friedhof zu gehen, dessen Grabstellen er auswendig wusste.
    Bei Erenis jedoch konnte alles geschehen. Auch, dass er zum Mann reifte. Und sie entweder für sich einnahm oder im Kampf bezwang.
    Bei diesem verwegenen Gedanken musste er beinahe selbst lachen. Bislang

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