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Klingenfieber: Roman (German Edition)

Klingenfieber: Roman (German Edition)

Titel: Klingenfieber: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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dass Erenis über das Land ging und ganz normale Menschen tötete . Keine Waldmänner, die gegen die Steindörfer rebellierten. Keine Verbrecher auf der Flucht. Sondern Männer, die zwar eine Waffe besaßen und sich für stark hielten, die aber ansonsten ein unauffälliges Leben führten. Das durfte sie eigentlich nicht tun, oder? Das war nicht nur eine Frage von Büttel- und Hochadelgesetzen, von Inspizienten und komplizierten Gerichtsbarkeiten. Das war etwas Böses, Unheimliches. Sie ging herum und tötete, wann immer es ihr in den Sinn kam. Als wäre sie der leibhaftige Tod. Oder eine Krankheit, die immer nur einen Einzigen befiel.
    Warum war ihm das vorher nie so recht durch den Kopf gegangen? Obwohl er sie doch sogar schon töten gesehen hatte, zwei Mal bereits?
    Er kam zu dem Schluss, dass das daran liegen musste, wie er ihr zuerst begegnet war. Nämlich nicht kämpfend. Sondern badend. Eine Frau. Entblößt. Von außergewöhnlicher Anmut. So hatte sich zuerst Faszination in ihm festsetzen können, und diese Faszination hatte ihn blind werden lassen für alles Weitere, was danach geschehen war.
    Jetzt wogte der Kampf. Die Schwerter klirrten rasend gegeneinander. Wie Hornböcke. Als würden sie sich bespringen .
    Stenrei wagte es, den Kopf über die Ähren zu erheben. Die Kämpfenden würden jetzt wohl kaum Zeit haben, ihre Blicke übers Feld schweifen zu lassen. Außerdem war kaum noch Licht.
    Er sah die beiden. Zuckende Schemen. Und dann funkte es, wenn sie aufeinandertrafen. Dann wieder Auseinanderbewegen. Und Funken. Funken. Funken. Auseinanderbewegen. Verharren. Verlagern. Funken. Funken.
    Erenis lachte. In den Dörfern hatte sie nie gelacht. So viel Spaß wie mit diesem Kerl hatte es ihr nie gemacht.
    Dann sprangen sie gegeneinander, ohne dass es funkte. Und der Mann stieß einen Schrei aus, lang gezogen und gurgelnd. Grässlich. Sie lachte wieder. Zog sich aus ihm zurück. Und er fiel in sich zusammen.
    Danach war sie wie verschwunden. Stenrei hörte keine raschelnden Schritte sich entfernen. Nichts mehr. Er sah auch nichts mehr. Alles war zu Dunkelheit zerfallen.
    Er merkte, dass er zitterte. Vor Anspannung, in seiner lauschend vornübergebeugten Haltung. Er verlagerte sich, legte sich dann hin, so leise wie möglich. Über ihm war der Mond wie von Rauch zerrissen. Einmal hörte er ein Geräusch, das wie ein Schluchzen klang. Doch er mochte sich geirrt haben. Er wagte keine Bewegung mehr. Nach zwei Stunden etwa schlief er zitternd ein und erwachte, feucht vom Morgentau, im frühen Dämmern, und abermals zitterte er, denn ihm war furchtbar kalt.
    Er schlang die Arme um sich, rieb sich, aß etwas aus seinem Tuchbeutel. Immer noch wagte er nicht, mit dem Kopf über das Feld zu lugen. Was, wenn sie nur darauf wartete und sofort zuschlug, denn sie hatte ihn ja gewarnt?
    In seinem Inneren war sie jetzt ein Ungeheuer. Ein schönes, verführerisches Ungeheuer.
    Er ließ noch eine ganze Stunde verstreichen. Ein Feldhamster raschelte an ihm vorbei. Vögel landeten in der Nähe und pickten herum, sich ruckartig umblickend, immer Gefahren gewahrend. Entweder war hier niemand mehr außer ihm, oder die andere Person bewegte sich ebenso wenig wie er. Vielleicht schlief Erenis noch. Das musste es sein. Sie hatte sich nie wegbewegt, sondern sich an Ort und Stelle neben dem noch warmen Leichnam zum Schlafen niedergelegt.
    Stenrei wartete noch eine weitere Stunde. Es war furchtbar, sich zu nichts mehr durchringen zu können.
    Aber schließlich wurde es ihm zu bunt. Er hatte das Gefühl, in der morgendlichen Erdkrume elend zu erfrieren. Er wollte sich der Sonne entgegenstrecken und endlich wieder gehen können.
    Vorsichtig spähte er über die Ähren, schob sich langsam höher, bis er den Kampfplatz besser und besser überblicken konnte. Dort lag der Mann. Tot. Bereits starr wirkend. Aber von der Klingentänzerin war nichts mehr zu sehen.
    Stenrei schalt sich einen Narren. Sie war längst weg. Wahrscheinlich schon im allerersten Dämmern aufgebrochen, als er noch geschlafen hatte.
    Aber wenn sie nur irgendwo lauerte, verborgen wie er, um ihm eine Falle zu stellen?
    Nein, das ergab keinen Sinn. Wenn sie ihn in der Nähe wähnte, hätte sie auch gleich zu ihm gehen und ihn erstechen können, anstatt umständlich und stundenlang darauf zu warten, dass er sich endlich näherte. So war sie nicht. Sie war keine geduldige Frau wie seine Mutter und die meisten anderen Boselerinnen.
    Ihm fiel auf, dass er, abgesehen von ein paar

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