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Klingenfieber: Roman (German Edition)

Klingenfieber: Roman (German Edition)

Titel: Klingenfieber: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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Handelstreibenden und ein paar nichtssagenden Durchreisenden noch niemals Frauen kennengelernt hatte, die nicht entweder aus Bosel oder aus Kattgraum stammten. Dennoch war nicht anzunehmen, dass er sich nur deshalb in die Klingentänzerin verguckt hatte. Sie war wohl auch außerhalb der Dörfer mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit kein durchschnittliches Mädchen. Sonst wären nicht die Büttel ebenfalls hinter ihr her.
    Stenrei richtete sich vollends auf mit dem Gefühl, schon seit Tagen nicht mehr aufrecht gestanden zu haben.
    Dann näherte er sich langsam dem Kampfplatz, dem von Klingen schräg, wild und wie zufällig gerodeten Feldstück. Er stellte sich vor, wie den beiden gestern im Halbdunkel Getreide um die Ohren gestäubt war, während sie sich auf Leben und Tod maßen.
    Der Mann lag dort wie am Boden festgebacken. Ältlich, fahl, kein schönes Gesicht, nun noch zusätzlich durch jenen seltsam gebleckten Ausdruck entstellt, den auch sein Großvater als Leiche gehabt hatte. Er hatte eine schreckliche Wunde im Bauchbereich, durch die wohl beim Herausziehen der Klinge sogar ein paar Darmschlingen geschlüpft waren wie neugierige Tiere aus einem Bau.
    Aber alles war tot und ruhig. Stenrei hatte wirklich keine Angst vor Toten.
    Was ihn aber durchfuhr wie ein Schlag, war das Schwert.
    Das Schwert des toten Mannes.
    Dort lag es, halb unter dem Leichnam verborgen. Schimmerte feucht vom Tau im erstarkenden Licht.
    Lag dort und gehörte niemandem mehr. Und er, Stenrei, war sein Finder.
    Ruckartig, als müsste er sich selbst aus einer Festgebackenheit losreißen, wandte er sich ab, rang die Hände, überlegte fieberhaft, ging und überlegte hin und her.
    Es war verboten. Er war noch zu jung. Wenn die Büttel ihn sahen mit einem Schwert, würden sie es ihm nicht nur abnehmen, sondern ihn womöglich noch in einen Kerker werfen. Und dann – noch schlimmer – nach Hause schicken. Zu seinen sich für ihn schämenden Eltern.
    Stenrei überlegte auch, ob es sich um eine Falle der Klingentänzerin handelte.
    Bisher hatte sie immer gewusst, wenn er sich hinter ihr befand. Zweimal schon hatte sie ihn überrumpelt und zur Rede gestellt. Was also, wenn sie es auch diesmal wusste? Und wenn das Ergreifen dieses Schwertes ihn zum Mann machen würde, und ihr dadurch die Berechtigung verlieh, ihn zu töten.
    Er schauderte bei dem Gedanken, dass dieser Mann hier vielleicht s einet wegen sein Leben hatte lassen müssen. War es denn nicht ein zu seltsamer Zufall? Die Waffen der Männer, die sie in den Dörfern tötete, konnten nicht von Stenrei an sich genommen werden, denn sie würden immer von Freunden oder Angehörigen der Toten gesichert. Aber hier, zwischen den Ortschaften, kam niemand, um Rechte einzufordern. Und sie war sogar noch mit dem Mann von der Straße gegangen, um ihn im Feld zu töten und liegen zu lassen, sodass auch vorbeireitende Passanten das Schwert nicht einfach zufällig finden konnten.
    Sie wusste, dass Stenrei sie weiterhin verfolgte, und zwar dicht genug, um den Kampf und den Kampfplatz mitbekommen zu haben. Das hier war für ihn. Und wenn er darauf einging, erklärte er sich bereit zu sterben.
    Er schüttelte den Kopf. Warum sollte sie sich so viele Umstände machen, nur seinetwegen? Das bildete er sich doch nur ein. Sie dachte nicht über ihn nach. Vergaß ihn jedes Mal wieder, nachdem sie sich erneut begegnet waren. Es war Wunschdenken von ihm, dass sie ihm ein Schwert zukommen lassen wollte. Selbst, um ihn dann zu töten. Zu viel der Ehre, zu viel der Aufmerksamkeit für einen sich in ihrem Kielwasser herumdrückenden minderjährigen Strolch.
    Er knirschte mit den Zähnen. Nein. Der Mann war einfach nur ein weiterer Gegner gewesen. Ein Mann mit einem Schwert eben. Sie tötete keine unbewaffneten Bauern oder Händler. Sie tötete Klingen Führende. Und sein Schwert hatte sie liegen lassen, weil sie kein zweites benötigte. Sie brauchte es auch nicht zu verkaufen. Sie schien genügend Münzen zu besitzen. So viele, dass sie immer wieder mit ihnen klappern, reizen und verführen konnte.
    Stenrei strich sich angespannt durch seine Haare. Kratzte sich überall. Nein. Nein. Nein.
    Aber er war unbewaffnet unterwegs. Es waren unruhige Zeiten. Zusätzlich zu Wegelagerern oder anderem zwielichtigen Gesindel mochte es auch noch Waldmenschen geben, die sich nun außerhalb der Bäume herumtrieben, vielleicht auf Beute aus, vielleicht aber auch nur auf Blutvergießen und Schädigen.
    Ein Schwert war alles, was ihn von

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