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Klingenfieber: Roman (German Edition)

Klingenfieber: Roman (German Edition)

Titel: Klingenfieber: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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auch eine Frau ausmachte. Vorausgesetzt, sie hatte sich dafür entschieden, eine Klingentänzerin zu sein.
    War er auch schon ein Klingentänzer, nur weil sich sein Schritt der Schneide anpasste? Mitnichten. Bislang kam es ihm eher noch so vor, als sei er ein etwas unbeholfener Klingen meider .
    Nach mehreren Hundert Schritt erst fiel ihm auf, dass er ihr weiterhin folgte. Er blieb stehen.
    Jetzt also hatte sie doppelten Grund, ihn umzubringen. Erstens, weil er ihr trotz ihrer Warnungen immer noch nachging, und zweitens, weil er nun bewaffnet und dadurch vor dem Gesetz ein Mann war.
    Aber aus irgendeinem Grund glaubte er nicht daran. Er glaubte nicht daran, dass sie einen Jungen erschlug, der eben erst ein Schwert gefunden und es mitgenommen hatte. Sie suchte sich immer die Stärksten eines Dorfes aus, nicht diejenigen, die zufällig eine Waffe besaßen, mit der sie überhaupt noch nicht richtig umgehen konnten. Sie war auf etwas anderes aus. Nicht nur aufs Besiegen. Sondern auch aufs Herausgefordertsein. Wahrscheinlich hatte sie deshalb mit dem Hageren im Feld gekämpft. Weil er ein wandernder Schwertmensch war wie sie. Und ihm, Stenrei, hatte sie nur Angst einjagen wollen, um ihn loszuwerden.
    Ja, so musste es sein.
    Schon am Vormittag kam Hoster in Sicht. Niedrig und unscheinbar, als hätte sein Vater auch hier die Häuser errichtet.
    Stenrei näherte sich mit großer Vorsicht. Was, wenn Erenis ein Dorf so gegen sich aufbrachte, dass sie es nur in der Richtung, aus der sie gekommen war, wieder verlassen konnte? In diesem Fall würde sie ihm entgegenkommen, und das Wiedersehen würde gewiss kein angenehmes sein. Also verließ er die Straße, pirschte um die äußeren Häuser und betrat Hoster von der Seite her.
    Im Dorf war alles ruhig. Kein Marktplatzspektakel. Niemand weinte oder beklagte die Toten.
    Stenrei frischte seinen Proviant auf und erkundigte sich. Die Leute reagierten anders auf ihn als bisher, fiel ihm auf. Sie betrachteten die nackte Klinge an seiner Seite und nahmen ihn eher als Mann wahr denn als Kind. Als Kind hatten sie ihn in den Dörfern teilweise mitleidig betrachtet, so als hätte er sich verlaufen, seine Eltern verloren. Als Mann dagegen trauten sie ihm zu, dass er wusste, was er tat. Unwillkürlich versuchte er deshalb auch, mit tieferer Stimme zu sprechen. Ja, eine Frau, auf die seine Beschreibung passte, war hier durchgekommen. Sie hatte Wasser aus dem Brunnen geschöpft, sich gewaschen, getrunken und war weitergezogen Richtung Licheln. »Vielleicht, um sich schöne Blumen in ihr schönes Haar zu flechten.« Der Hosterer lächelte versonnen.
    Wohl kaum, dachte Stenrei. Es war eigenartig, dass sie Hoster verschont hatte. Und dann auch wieder nicht, denn sie hatte ihren Kampfesdurst ja schon vor dem Dorf auf der Landstraße gestillt. Vielleicht war ihr an den meisten Tagen ein Opfer genug, wie der Blutsäuferin aus einer Bauernlegende.
    Er ging ihr weiter nach. Ohne sie einzuholen. Entweder war sie schneller geworden oder er selbst aufgrund seines Schwertes langsamer.
    Dann kamen die Reiter von hinten.
    Es mussten recht viele sein, denn er spürte den Weg schon erzittern, bevor er etwas sehen konnte. Danach erst bemerkte er ihre Staubwolke. Und plötzlich bekam er es ganz furchtbar mit der Angst zu tun.
    Eigentlich konnten das nur die Büttel sein. Die Büttel mit vielleicht noch zusätzlicher Verstärkung. Möglicherweise hatten ein paar aufgebrachte Kuntelter sich ihnen angeschlossen, um die Verheererin ihrer Dorfgemeinschaft zur Rechenschaft zu ziehen. Aber wie dem auch sei: Die Büttel aus Drutau waren ihm bereits begegnet, und sie hatten sehen können, dass er kein Schwert trug. Wenn er jetzt plötzlich eins hatte, würden sie ihn dazu befragen, und dann war alles aus! Denn selbst wenn sie ihm keinen Mord und keine Leichenfledderei anhängten – er war einfach noch zu jung, um eins tragen zu dürfen.
    Hektisch zog er es aus dem Gurt, hüpfte vom Weg hinunter und verbarg die Klinge im hohen Gras. Zusätzlich versteckte er sich noch selbst, ein paar Schritt entfernt, zwischen Bäumen. Dann schlotterte er. War er denn weit genug vom Schwert entfernt, dass die Büttel, wenn sie auf ihn zukamen, um sich ihn zu greifen, es nicht fanden? Ohne das Schwert konnten sie ihm nichts anhaben, aber wenn sie es entdeckten, konnte er sich wohl kaum lange herausreden.
    Sie preschten heran.
    Es waren neun. Neun Männer auf bereits müde wirkenden, schweißigen Pferden.
    Die drei Büttel aus Drutau, die

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