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Klingenfieber: Roman (German Edition)

Klingenfieber: Roman (German Edition)

Titel: Klingenfieber: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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Männer dazu abstellen, das Gelände weiträumig abzuriegeln und immer wieder neu auftauchende und in Gruppen beieinanderstehende Schaulustige zu verscheuchen.
    Die Anzahl der Belagerer reduzierte sich dadurch um einen auf acht.
    Spekulierte Erenis auf so etwas? Auf einen Zerfallprozess, ein immer mehr in Alltäglichkeiten Verwickeltwerden ihrer Gegner, während sie sich in ihrer Hütte voll und ganz konzentrieren konnte?
    Stenrei kam nicht dazu, sich darüber allzu tiefreichende Gedanken zu machen, denn der Dörflerverscheucher beging das ganze Terrain, umrundete die Hütte, um überall sein »Hier gibt es nichts zu sehen, packt euch, Leute« loszuwerden, und würde auch ihn wahrscheinlich bald entdeckt haben. Er musste sich entscheiden: Einen Dörfler mimen und sich zurückschicken lassen außerhalb der willkürlichen Rahmung des Geschehens, oder eine Grenze überschreiten. Eine Grenze hin zum Zentrum.
    Er entschied sich für Zweiteres. Falls er entdeckt würde, konnte er ja immer noch als besonders unverfrorener Dörfler durchgehen.
    Mithilfe seines Schwertes scharrte er Erde auf und schichtete einen kleinen Wall auf, der ihn auch aus der Richtung des umhergehenden Büttels verbergen sollte. Den Rest sollte die zunehmende Dämmerung übernehmen.
    Das glückte. Der Büttel – denn es war keiner von des Langhaarigen eigenen, städtischen Männern, sondern einer in Drutauer Garnisonskluft – passierte ihn, leise vor sich hin pfeifend, in etwa fünfzehn Schritt Entfernung und übersah ihn. Er suchte ja auch nicht gründlich, vermutete keine in den Beeten verborgenen Halbwüchsigen. Stenreis Herz jedoch schlug bis zum Hals. Das Schwert hatte er vorsorglich gut im Boden verborgen, aber seine Position einzubüßen hätte ihn außerhalb jeglicher Eingriffsmöglichkeiten katapultiert. Jetzt fühlte er sich wie einer, der sich bereits eingeschlichen hatte. Der die erste Hürde hin an Erenis’ Seite mit Bravour genommen hatte.
    Sein Status hatte sich geändert. Er war kein zufälliger Zaungast mehr, sondern ein Teilnehmer. Ein Mitwirkender, mit dem niemand rechnete.
    Jetzt dunkelte es zusehends.
    Und obwohl ein eiförmiger Mond verhältnismäßig viel Licht verströmte und die Dinge nicht schwarz wurden, sondern lediglich dunkelblau und silbern, beschloss Stenrei, noch frecher zu werden.
    Er hatte sich sämtliche Positionen der Belagerer eingeprägt. Der umherstreunende Menschenvertreiber war gerade weit entfernt auf der anderen Seite der Hütte. Also nahm Stenrei sein Schwert aus der Erde und schlich sich vorwärts, dicht am Boden entlang, von Deckung zu Deckung. Das Schwert bereitete ihm Sorge, denn es reflektierte das Mondlicht und war das Hellste an ihm, aber er wagte nicht, es zurückzulassen. Würde etwas schieflaufen und er türmen müssen, wäre die Waffe wahrscheinlich für immer verloren.
    Von schräg hinten näherte er sich dem hintersten der Belagerer und fand ihn zusammengesunken, wie dösend.
    Natürlich konnte der Eindruck täuschen, der Mann konnte auch mit gesenktem Kopf hochaufmerksam lauschen. Aber wie wahrscheinlich war das? Diese Uniformierten waren doch auch nur Menschen. Schon seit Tagen waren sie zu Pferde unterwegs, jetzt durften sie sich schon seit Stunden nicht mehr rühren, es war dunkel, nichts tat sich, ihr Kommandant machte allenfalls Stichproben – war es da nicht natürlich, dass sie sich ausruhten?
    Im Abstand von nur wenigen Schritten kroch Stenrei an dem Mann vorüber, den Bauch fast am Boden, den Kopf gesenkt. Die Knie ins Erdreich gestemmt. Es ging gut und lautlos.
    Der zweite Belagernde sah nicht so zusammengesunken aus, aber ihn umging Stenrei auf einem sich windenden Pfad durch ein Stiefmütterchenbeet.
    Jetzt nur noch einer, dann wäre Stenrei bereits an der Hütte.
    Gegenüber seiner ursprünglichen Position hatte er nun allerdings ein wenig die Orientierung verloren, sodass er bis ins Mark erschrak, als der dritte Belagernde plötzlich nur einen Schritt entfernt vor ihm aufzutauchen schien. In Wahrheit hatte der dritte sich aber überhaupt nicht bewegt, sondern Stenrei war etwas übereifrig schneller gerobbt, um aus dem Sichtfeld des zweiten zu gelangen.
    Der dritte schaute die ganze Zeit aufmerksam in eine bestimmte Richtung, und Stenrei begriff, dass er seinen die Dörfler auf Abstand haltenden Kameraden beobachtete, da dieser im Moment noch das Interessanteste, weil immerhin Bewegliche war.
    Beinahe musste Stenrei kichern, denn er bewegte sich ja auch, und niemand

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