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Klingenfieber: Roman (German Edition)

Klingenfieber: Roman (German Edition)

Titel: Klingenfieber: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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aufzugeben, aber er wusste immerhin, dass sie bei der Klingentänzerin in den denkbar besten Händen war.
    Dann streckte sich Erenis plötzlich im Heu aus und begann zu schlafen. Nach kurzer Zeit schon schnarchte sie leise. Es klang allerdings weniger nach Schnarchen als nach dem Schnurren einer Katze.
    Stenrei lehnte sich gegen eine Wand und genoss das Gefühl, dass sie ihm vertraute, dass er mit ihr allein war, dass er auf sie achtgab, dass sie zusammenhielten gegen eine Gefahr, die draußen lauerte – und dass diese Gefahr sich nicht rührte und offensichtlich auch nicht die Absicht hegte, Blut zu vergießen.
    Die Stunden vergingen jetzt schneller als draußen in den Beeten. Weil er mit Erenis zusammen und dadurch eigentlich am Ziel war.
    Er dachte nicht nach über die Verrücktheit der Situation, dass sie ihn im Grunde genommen immer noch restlos missachtete.
    Es wollte ihm egal sein. Er genoss die Gegenwart. Ihren Duft. Ihr Atmen. Ihr Hiersein und sein Hierseindürfen.
    Beinahe unmerklich wurden die Silberstreifen heller, bildeten Leuchthöfe aus und erfüllten schließlich den ganzen Raum mit fahlem, leicht rosigem Glanz. Stenrei erhob sich und öffnete zusätzlich noch eine der Fensterluken. Jetzt konnte er das Innere der Hütte genauer untersuchen.
    Erenis war natürlich schon wach geworden, als er die Luke geöffnet hatte. Sie betrachtete ihn argwöhnisch, von zwei Schwertklingen eingerahmt wie von einem niedrigen, lückenhaften Zaun.
    »Was machst du?«, fragte sie.
    Er betastete die vier Stützpfeiler, die den Raum unterteilten, folgte mit den Blicken den Verstrebungen unters Dach. »Ich rechne«, sagte er und schwieg dann, um Erenis durch Neugier zu ärgern. Daraufhin lief er geschäftig umher, stolperte einmal im trügerischen Licht über eine lose Bohle, kaschierte dies, indem er die Bohle gleich darauf mit ernstem Gesicht murmelnd untersuchte, betastete die Wände, klopfte dagegen, raunte »Ja, ja«, »Soso« und »Das müsste gehen«.
    Erenis streckte sich wieder aus und beachtete ihn kaum noch.
    Das rosige Licht wurde langsam gelb und immer noch heller. Es würde ein klarer Tag werden. Ein strahlender Tag.
    »So«, sagte Stenrei schließlich und wandte sich an Erenis. »Jetzt habe ich einen Plan. Willst du ihn hören?«
    »Ich habe gerade nichts anderes vor.«
    Eifrig setzte er sich vor sie hin und begann: »Das Problem ist, dass sie nicht reinkommen, weil sie uns aushungern wollen. Und wir können nicht raus, weil sie uns dann mit Bolzen spicken. Richtig? Also müssen wir sie dazu bringen, eine Dummheit zu begehen. Ihre Sicherheit aufzugeben und hier einzudringen. Und wie machen wir das? Durch mich! Die Büttel gehen davon aus, dass du hier drinnen alleine bist. Aber wenn ich jetzt plötzlich um Hilfe rufe und behaupte, du hättest mich als Geisel genommen und würdest mich umbringen, dann ist es ihre Büttelpflicht, einzugreifen und dich vom Morden abzuhalten, stimmt’s?«
    »So weit ein hübscher Plan«, sagte sie mit abgründigem Lächeln.
    Stenrei ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. »Wir werden vorbereitet sein, indem wir die Stützpfeiler nach meinen Angaben mit den Schwertern bearbeiten. Wenn die Büttel dann versuchen hier einzudringen, wahrscheinlich zu dritt oder viert, lassen wir einen Teil der Hütte auf sie niederkrachen. Den vorderen, wenn sie von vorne kommen, den hinteren, wenn sie von hinten kommen. Wir selbst halten uns natürlich im anderen Teil der Hütte auf. Der Zusammensturz wird sie nicht gleich umbringen, sie aber ordentlich verschütten und aufhalten. Dann stürmen wir raus. Die Pferde befinden sich genau in dieser Richtung.« Er deutete mit dem Arm auf die vordere Wand. »Nehmen wir an, drei der Büttel sind verschüttet. Drei andere sind hinter der Hütte postiert und können uns nicht einholen, weil wir ihnen gegenüber einen Vorsprung haben, wenn wir nach vorne rauslaufen. Wir haben es also höchstens noch mit drei Gegnern zu tun, die sich uns in den Weg stellen können, die wahrscheinlich aber ziemlich überrascht sein werden, wenn wir sie zu zweit angreifen. Einer von diesen dreien bewacht die Pferde. Wir brauchen keinen zu töten, ein paar Streiche zum Vertreiben und Umstoßen werden schon genügen. Dann springen wir auf zwei Pferde, treiben die anderen Pferde in alle Richtungen davon – und dann werden sie uns nicht mehr so schnell einholen können, weil sie erst einmal ihre Pferde einsammeln müssen und außerdem Verletzte haben.« Etwas außer Atem, weil

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